Stadt Kempen Explosion in Firma - Szenario für Übung

Stadt Kempen · Wehrleute aus Kempen und Tönisvorst sowie Rettungskräfte probten am Dienstagabend auf dem Firmengelände der Wall Chemie im Gewerbegebiet Am Selder in Kempen für den Ernstfall. Die Bilanz fiel positiv aus.

 Das Übungsszenario: Nach der Explosion in der Werkshalle dringt Rauch aus dem Gebäude. Dort befinden sich noch verletzte Personen, die gerettet werden müssen. Die Wehrleute können nur unter Atemschutz in die Halle. Die Abläufe der Feuerwehrübung klappten am Dienstagabend reibungslos.

Das Übungsszenario: Nach der Explosion in der Werkshalle dringt Rauch aus dem Gebäude. Dort befinden sich noch verletzte Personen, die gerettet werden müssen. Die Wehrleute können nur unter Atemschutz in die Halle. Die Abläufe der Feuerwehrübung klappten am Dienstagabend reibungslos.

Foto: Wolfgang Kaiser

Am 26. August wird Celine Weiland 18 Jahre alt. Sie soll eigentlich an dem Tag aktives Mitglied des Kempener Löschzuges der Freiwilligen Feuerwehr werden. Celine hatte es böse erwischt: Sie lag mit anderen Kameraden der Jugendfeuerwehr blutüberströmt und mit einigen Brüchen in der Produktionshalle des Unternehmens "Wall Chemie". Bei genauerem Hinsehen war es aber nur Schminke, waren die Brüche nur simuliert. Denn gerade fand bei der Firma Wall Chemie eine Großübung der Feuerwehr statt.

Regelmäßig wird in dem Kempener Familienunternehmen im Gewerbegebiet Am Selder der Ernstfall geprobt. Diesmal hatten sich die Verantwortlichen mit ihrem Übungsleiter Christian Schmidt gleich mehrere Schreckensszenarien überlegt. In einer Produktionshalle hatte es eine Explosion mit mehreren Verletzten gegeben, also ging es um Brandbekämpfung und um Menschenrettung. Das Feuer drohte auf eine zweite Halle und auf einen dort mit gefährlichen Gütern beladenden Kesselwagen über zu greifen. Außerdem war aus einem Container die ätzende Lauge Oleylaminethoxylat ausgelaufen.

Etwa zehn Fahrzeuge waren im Einsatz. Und da es auch um den ABC-Schutz ging, also um den Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Gefahren, war neben dem Löschzug Kempen auch eine Spezialeinheit der St. Töniser Feuerwehr mit dabei. Außerdem halfen Feuerwehrleute aus Vorst und Unterweiden.

Christian Schmidt und die Abschnittsleiter teilten die verschiedenen Trupps ein. Die einen waren an den Hydranten und Schläuchen für die Wasserversorgung zuständig, andere für die Brandbekämpfung, die Rettung der insgesamt sechs Verletzten oder dafür, dass das Feuer nicht auf andere Lagerstätten und auf den an der benachbarten Bahnstation stehenden Kesselwagen übergriff. Oben auf den Drehleitern hielten bereits nach wenigen Minuten Peter Stein (Kempen) und Rene Hegger (St.Tönis) die Wasserspritzen auf die benachbarten Hallendächer. Und der Kesselwagen, der dort in der Nähe stand, wurde wenig später mit Muskelkraft etwas aus der Gefahrenzone geschoben und durch die Wasserspritzen gekühlt.

Mit schwerem Gerät gingen die Feuerwehrleute in die durch die Explosion beschädigte Halle. Draußen davor war Niclas Audehm für die Überwachung der Atemschutzgeräte zuständig. "Normal hält so eine 6,8 Liter fassende Sauerstoffflasche maximal 30 Minuten, im Ernstfall und unter extremer Belastung maximal 20 Minuten", erklärte Audehm, dem auf dem Gerät die jeweilige Minutenzahl angezeigt wurde.

Es ging auch um die Dekontamination. So wurden einigen Feuerwehrleute in einer Art Dusch-Kabine vermeintlich gefährliche Verunreinigungen von ihrer Kleidung entfernt. Andere Feuerwehrmänner dichteten ab, füllten große Auffangbehälter aus Edelstahl mit der freigesetzten Chemikalie oder sorgten durch entsprechende Schieber dafür, dass das Gefahrgut nicht in die Kanalisation lief.

Etwa 100 Kräfte beteiligten sich an der Übung, darunter waren einige Frauen. So die 30-jährige Stephanie Grabowsky. Sie ist bereits vor etwa 15 Jahren der Jugendfeuerwehr Kempen beigetreten, arbeitet bei der Wall Chemie in der Sicherheitstechnik und hatte die Großübung mit koordiniert.

Die Verantwortlichen, darunter die beiden Wehrleiter Franz-Heiner Jansen (Kempen) und Rolf Peschken (Tönisvorst), waren wie die Löschzugführer oder wie Kempens Ordnungsamtsleiter Ulrich Eckerleben mit der etwa zweistündigen Übung zufrieden. Franz-Heiner Jansen: "Ein Kompliment an das Unternehmen, das wie auch die Byk-Chemie uns gegenüber immer sehr kooperativ ist." Das ganze Szenario nahm sogar etwa 40 Meter hoch eine Drohne mit einer Kamera auf; Klaus Westermann bediente das Gerät. "Solche eine Drohne kann bei unebenem Gelände oder in einer großen unübersichtlichen Halle sehr nützlich für unsere Einsätze sein", meinte Wehrchef Jansen. Noch wird die Drohne allerdings von der Feuerwehr ausgeliehen.

(wsc)
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