Stadt Kempen Fernwärme: Stadtwerke passen Preise an

Stadt Kempen · Zum 1. Januar 2015 tritt eine neue Berechnung der Kosten für die Fernwärme in Kraft. Die Preisgleitklausel in den Lieferverträgen soll zu mehr Transparenz führen. Teurer wird's für die Kunden zunächst aber nicht.

 Rüdiger Leibauer ist Leiter des Blockheizkraftwerks der Stadtwerke Kempen an der Otto-Schott-Straße. Hier wird der größte Teil der Fernwärme für die angeschlossenen Haushalte in Kempen produziert.

Rüdiger Leibauer ist Leiter des Blockheizkraftwerks der Stadtwerke Kempen an der Otto-Schott-Straße. Hier wird der größte Teil der Fernwärme für die angeschlossenen Haushalte in Kempen produziert.

Foto: Kaiser

Der Sachverhalt ist kompliziert, die rechtlichen Rahmenbedingungen, die dahinter stehen, sind es nicht weniger. Und weil das so ist, sind die Stadtwerke Kempen um größtmögliche Aufklärung bemüht. "Wir wollen unseren Kunden Sicherheit und das gute Gefühl geben, dass sie uns auch weiterhin vertrauen können", sagt Norbert Sandmann, der gemeinsam mit Siegfried Ferling als Geschäftsführer die Geschicke des städtischen Versorgungsunternehmen lenkt.

Am morgigen Donnerstag erhalten alle Kempener Haushalte, die Fernwärme beziehen, von den Stadtwerken Post. In einem Schreiben nebst Anlagen wird den Kunden erklärt, wie der Preis für Fernwärme künftig neu berechnet wird. Auswirkungen hat die neue Preisanpassungsklausel für Fernwärme erst ab 2016. Dann könnten sich aufgrund der ab kommendem Jahr angewandten neuen Berechnungsfaktoren andere Preise ergeben. Ob die Fernwärme dann teurer wird, lässt sich derzeit noch nicht voraussagen. Die Belieferung könnte unter Umständen sogar preiswerter werden. Prognosen zur Preisentwicklung bis Anfang 2016 wollen die Stadtwerke zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht abgeben.

Die Fernwärme wird in erster Linie im Blockheizkraftwerk an der Otto-Schott-Straße in Kempen aus Gas und Strom produziert und von dort über ein umfangreiches Leitungsnetz direkt in etwa 2700 Häuser geliefert. Die Stadtwerke Kempen haben viel Erfahrung mit dieser Art der Wärmeversorgung, schließlich gibt sie in der Thomasstadt bereits seit 50 Jahren. "Wir sind einer der zehn günstigsten Anbieter von Fernwärme in Deutschland", sagen Ferling und Sandmann selbstbewusst. Und den beiden Stadtwerke-Chefs ist daran gelegen, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Deshalb wird die Berechnungsgrundlage für die Fernwärmepreise den inzwischen geänderten Marktbedingungen angepasst. "Die bisherige Berechnungsgrundlage berücksichtigte die Einflussgrößen ,Preis für leichtes Heizöl' und einen ,Lohnindex'", erläutert Stadtwerke-Mitarbeiter Dirk Hoghe. Die neue Berechnungsgrundlage sei dagegen "durch ihre marktgerechteren Faktoren deutlich ausgewogener", sagt der Diplom-Ökonom.

Dadurch, dass künftig fünf statt zwei Variablen bei der Preisgestaltung berücksichtigt würden, seien die Preise weniger anfällig für extreme Schwankungen beispielsweise auf dem internationalen Gasmarkt. Die neuen Variablen wurden nicht von den Stadtwerken erfunden, sondern sind in der Branche inzwischen allgemein anerkannte Indikatoren für die Preisgestaltung.

Obwohl die Stadtwerke in Kempen in Sachen Fernwärme der einzige Anbieter sind, wollen sie ihre Monopolstellung auch künftig nicht ausnutzen. "Wir wollen weiterhin ein glaubwürdiger Partner für unsere Kunden sein. Wir setzen dabei auf Kostentransparenz und Versorgungssicherheit für unsere Kunden", betonen Ferling und Sandmann. Den guten Namen, den die 100-prozentige Stadttochter in der Branche vor allem als Fernwärmelieferant hat, will man nicht durch irgendwelche Tricks aufs Spiel setzen. "Die neue Berechnung der Fernwärmepreise wird für unsere Kunden nachvollziehbarer. Entscheidend ist, dass die Berechnung die aktuellen Bedingungen des Energiemarktes aufgreift. Somit wird der Fernwärmepreis - im Sinne der Verbraucher - künftig ausgewogener gestaltet", betonen die Stadtwerke-Geschäftsführer.

Die Preisgestaltung der Versorgungsunternehmen, so auch der Stadtwerke Kempen, unterliegt im Übrigen ständiger Kontrolle - etwa durch das Bundeskartellamt oder die Bundesnetzagentur. "Da lässt sich nichts mauscheln, da ist Offenheit und Glaubwürdigkeit gefragt", so die Stadtwerkechefs.

Ausgenommen von der neuen Preisgestaltung für Fernwärme sind zunächst die Kunden der Stadtwerke in der Wartsbergsiedlung in Tönisberg. Das Fernwärmenetz in der ehemaligen Zechensiedlung - es ist völlig eigenständig und nicht mit dem der Stadtwerke in Alt-Kempen verbunden - haben die Stadtwerke erst zum 1. Oktober 2013 vom RWE übernommen. Die alten Lieferverträge wurden ebenfalls übernommen. Seit der Übernahme der Heizzentrale auf dem ehemaligen Zechengelände und des Fernwärmenetzes sind die Stadtwerke damit beschäftigt, die maroden Anlagen und Leitungen zu sanieren. Der Netzverlust ist für die Kunden derzeit noch sehr groß und das treibt den Verbrauch in die Höhe. Das soll sich aber mit der Sanierung des Netzes ändern.

(RP)
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