Kreis Viersen Firmen der Region buhlen um Mitarbeiter

Kreis Viersen · Betriebe müssen sich rechtzeitig um Nachwuchs bemühen, sagt der Förderverein Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein. Auch junge Leute sollten früh versuchen, Kontakte zu knüpfen, rät Hans-Willi Pertenbreiter.

 Hartmut Wnuck (li.), Vorsitzender des Fördervereins Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Niederrhein (HN), und sein Stellvertreter Norbert Bienen (re.) wollen gemeinsam mit dem HN-Präsidenten Prof. Dr. Hans-Henning Grünberg die Vernetzung von Hochschule und Wirtschaft vorantreiben.

Hartmut Wnuck (li.), Vorsitzender des Fördervereins Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Niederrhein (HN), und sein Stellvertreter Norbert Bienen (re.) wollen gemeinsam mit dem HN-Präsidenten Prof. Dr. Hans-Henning Grünberg die Vernetzung von Hochschule und Wirtschaft vorantreiben.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Wer eine Stellenanzeige aufgeben muss, um qualifiziertes Personal zu finden, sei eigentlich schon zu spät dran, meint Hartmut Wnuck. Unternehmen müssten sich frühzeitiger Gedanken darüber machen, wie sie qualifizierten Nachwuchs finden. Doch darum sei es in vielen Betrieben, gerade in kleineren mittelständischen Unternehmen, noch nicht so gut bestellt. Der Chef der Stadtsparkasse Mönchengladbach ist Vorsitzender des Fördervereins Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Niederrhein (HN).

Der Verein will Brücken schlagen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, indem er die Studierenden der Wirtschaftswissenschaften an der HN und die regionalen Unternehmen zusammenbringt. Mit dem demografischen Wandel werde auch die Notwendigkeit für Unternehmen, bei den Studierenden für sich zu werben, immer größer. Wnuck: "Man könnte von einem Rennen um die jungen Leute sprechen. Wer sich früh kümmert, hat die besten Chancen."

Der 1963 gegründete Förderverein zählt 116 Firmen als Mitglieder sowie rund 330 Einzelpersonen, von denen viele ein Studium an der HN absolvierten. Die Firmen, die bislang im Förderverein Mitglied sind, stammen zu etwa zwei Dritteln aus Mönchengladbach - dort ist der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften angesiedelt -, ein Drittel kommt aus dem Umland.

Doch als Gladbacher Zusammenschluss will sich der Verein nicht betrachten, schließlich kommen auch die Studierenden an der Hochschule Niederrhein nicht nur aus Mönchengladbach, sondern aus der gesamten Region. Nun hofft der Verein, dass sich mehr Firmen aus der Region, auch aus dem Kreis Viersen, finden, die Mitglied im Förderverein werden und Kontakte zu den Studierenden der Hochschule knüpfen wollen.

Das habe für die beteiligten Betriebe ebenso Vorteile wie für die jungen Leute, meint Prof. Dr. Hans-Henning von Grünberg, Präsident der Hochschule - weil die Studierenden beispielsweise ihre Bachelor- oder Masterarbeit über einen Unternehmensbereich schreiben, weil sie den Betrieb durch ein Praktikum oder ein Projekt kennenlernen, weil das Unternehmen so besser einschätzen kann, wen es da später einstellt.

In vielen Branchen, für die man früher eine Ausbildung machte, ist heute ein Studium erforderlich. So steigt die Zahl der Studienanfänger fortlaufend. Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der HN gibt es aktuell rund 3200 Studierende. Die Absolventen in der Region zu halten und nicht zuzusehen, wie qualifizierte Leute in andere Bundesländer abwanderten, sei auch Aufgabe der Politik, so Grünberg: "Wenn man die Region bevölkern will, muss man zusehen, dass man die jungen Menschen hier hält."

Früh Kontakte zu jungen Leuten zu knüpfen, lohne für die Betriebe - auch mit Blick auf die Zeit und die Kosten, die man für die Personalsuche normalerweise aufwende, sagt Norbert Bienen, zweiter Vorsitzender des Fördervereins. Die Vernetzung biete da Einsparpotenzial. Bienen hat aber auch festgestellt: "Viele Unternehmen haben noch nicht verinnerlicht, welche Chancen die Hochschule der Wirtschaft bietet."

Den Wettbewerb um qualifizierte Kräfte hat auch Hans-Willi Pertenbreiter, stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsförderungsausschusses der Stadt Viersen, bemerkt: "Es kommt vor, dass Unternehmen 200 Bewerbungen erhalten, doch nur wenige Bewerber passen wirklich auf die Stelle. Die Fachkräfte, die die Unternehmen brauchen, sind handverlesen."

Doch nicht nur die Unternehmen sind gefragt. Auch die jungen Leute sollten früh versuchen, Kontakte zu Betrieben zu knüpfen, rät Pertenbreiter. "Viele junge Leute wissen kurz vor dem Abitur noch nicht, wo sie hin sollen. Das setzt sich im Studium so fort", sagt Pertenbreiter. Daher versuchten Unternehmen zunehmend auch, Kooperationen mit Schulen einzugehen, um sich schon bei den Schülern bekannt zu machen. Andere stünden "praktisch vor der Hochschultür", um die angehenden Fachkräfte dort abzuholen, wo sie gerade sind. Auf diesem Sektor sei noch viel zu tun, gibt er zu: "Kooperationen von Unternehmen und Hochschulen müssen sicherlich noch mehr gefördert werden als bisher."

(RP)
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