Stadt Kempen Flüchtlinge: Alle ziehen an einem Strang

Stadt Kempen · Bei der Sondersitzung des Ausschusses für Soziales herrschte Einigkeit. Dezernent Michael Klee informierte detailliert über die Situation. Die Johannes-Hubertus-Schule wird voraussichtlich bis Ende Oktober als Unterkunft gebraucht.

Was ist was - Begriffe zum Thema Flüchtlingsunterkünfte
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Alle waren sich am Donnerstagabend in der kurzfristig einberufenen Sondersitzung des Ausschuss für Soziales und Senioren einig. Angesichts stetig wachsender Zuweisung von Flüchtlingen nach Kempen muss gehandelt werden. Die Fraktion der Linken hatte einen Antrag auf Sachstandbericht der Verwaltung gestellt. Insbesondere ging es ihnen dabei um die geplante Unterbringung von Flüchtlingen in den Räumen der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule in St. Hubert. Dezernent Michael Klee nahm die Gelegenheit wahr, ausführlich und detailliert zu berichten. Er bedankte sich bei den Mitarbeitern der beteiligten Ämter.

Nur so sei es möglich, kurzfristig Lösungen zu schaffen. Gerade laufen in der ehemaligen Schule noch die letzten Arbeiten, am Dienstag werde die Unterkunft für die ersten Flüchtlinge bezugsfertig sein. Verschiedene Möglichkeiten waren im Vorfeld überlegt worden. Die ebenfalls inzwischen geschlossene Fröbelschule fiel aus, da das Gebäude nun von der Astrid-Lindgren-Schule mit genutzt wird und sich hier auch die Räume der Offenen Ganztagsschule befinden.

Ebenfalls fiel die Martinschule aus, da sich mit Rücksicht sowohl auf die Flüchtlinge als auch den laufenden Schulbetrieb hier eine Unterbringung nicht machen lässt. Turnhallen zu nutzen findet Klee sowieso unzumutbar.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Er räumte ein, dass die Entscheidung für die St. Huberter Einrichtung sehr schnell fallen musste, obwohl er noch im Frühjahr zugesagt hatte, das Kendeldorf nicht weiter mit Flüchtlingen zu belasten. Aber die rasante Entwicklung war nicht absehbar, so Klee. Derzeit leben 94 Asylbewerber in Kempen, 81 in St. Hubert und 42 in Tönisberg in Übergangswohnheimen.

Nun werden mit Zustimmung des Ausschusses die Übergangswohnheime am Hütterweg für 60 Personen und am Neuenweg für 20 Personen errichtet. Etwas 60 000 Euro wird dies kosten, 20 000 Euro kostet der Umbau in der Johannes-Hubertus-Schule. Insgesamt hat die Stadt Kempen ein Landesdarlehen in Höhe von einer Million Euro aufgenommen, dies zu besonderen Konditionen angesichts der Notsituation. Der Kredit wird zu hundert Prozent ausgezahlt, läuft über 20 Jahre, drei Jahre sind tilgungsfrei und für zehn Jahre gilt eine Zinsbindung für den derzeitigen Zins von null Prozent. Vorsichtig schätzt Klee, dass die Schule nur bis Ende Oktober oder Anfang November genutzt werden muss.

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Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Da diese Ausschusssitzung ohnehin untypisch war, konnten die rund zehn teilnehmenden Bürger Fragen stellen. Das Ehepaar Richter interessierte sich dafür, welche Personen kommen und aus welchen Ländern sie stammen und warum sie kommen, sowie wie viel Platz sie haben werden. Auch befürchteten sie einen Konflikt mit den Veranstaltungen im Kulturforum St. Hubert. Letzteres sieht Klee nicht als Problem, da es zwei Zugänge zum Schulhof gibt, einen davon direkt am Eingang zum Forum. Bei der Frage nach dem Grund des Asylbegehrens stellte er ganz klar, dass dies nicht Aufgabe der Stadt sei. "Jeder wird von uns gleich behandelt", die Gründe des Asyls kläre das Bundesamt. Klaus Hegmanns sprach die Befürchtungen vieler St. Huberter an. Barbara Klewin von der evangelischen Kirche wehrte sich dagegen, dass in St. Hubert die Angst umgehe. Vielmehr erlebe sie sehr viel praktische Hilfe seitens der St. Huberter. Lutz Strothmann (SPD) fand die Diskussion nicht begründet. Denn aus seiner Erfahrung als Polizeibeamter weiß er, dass mehr Flüchtlinge nicht zu mehr Kriminalität führe. Monika Schütz-Madré (Grüne) mahnte, auch in die Zukunft zu sehen und die Ankunft der Flüchtlinge als Chance zu sehen. Angesichts der demographischen Entwicklung brauche man auch die Arbeitskraft der Neuankömmlinge.

(sr)
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