Stadt Kempen Flüchtlinge: Anwohner haben Bedenken

Stadt Kempen · Bis zu 250 Flüchtlinge sollen an den Schmeddersweg ziehen. Bei einer Informationsveranstaltung gab es Widerspruch der Anwohner, sie fühlen sich überrumpelt. Die Polizei hat hingegen keine Befürchtungen.

 Das Interesse war groß, als die Stadt Kempen über die geplante Ansiedlung von Flüchtlingen informierte.

Das Interesse war groß, als die Stadt Kempen über die geplante Ansiedlung von Flüchtlingen informierte.

Foto: wolfgang kaiser

Etwa zwei Stunden standen die zwei Beigeordneten der Stadt Kempen, Ordnungsdezernent Hans Ferber und Sozialdezernent Michael Klee, den etwa 120 Gästen in der Mensa der Martinschule Rede und Antwort. Sie versuchten zu erklären, warum Verwaltung und Rat sich dafür entschieden hatten, jetzt schnell Platz für maximal 250 Flüchtlinge am Schmeddersweg, zwischen Sporthotel und Reithalle, zu schaffen. Es kam teilweise zu erheblichem Widerspruch der Anwohner, aber nicht nur.

 Am Schmeddersweg soll nach Willicher Vorbild ein kleines Dorf für Flüchtlinge entstehen.

Am Schmeddersweg soll nach Willicher Vorbild ein kleines Dorf für Flüchtlinge entstehen.

Foto: Kaiser Wolfgang

Eingangs wies Klee darauf hin, dass die Stadt nach Schließung der Via Stenden mit erheblichen Zuweisungen rechnen müsse. Ende Juni lebten etwa 330 Flüchtlinge in der Stadt, Ende des Jahres könnten es 650 bis 690 sein. Klee: "Die Bezirksregierung Arnsberg sagt, dass wir zuletzt nur zu etwa 44 Prozent unsere Quote erfüllt hätten, es sollen in den nächsten Monaten bis zu 90 Prozent werden." Allein in den zwei Juli-Wochen wurden neu 220 Personen zugewiesen. Bis Ende September rechnet Klee mit insgesamt 300 bis 330 Neuzuweisungen. Alle anderen Plätze seien erschöpft, Wohnungen auf dem freien Markt nicht zu bekommen.

Daher hätten sich Verwaltung und Rat unter vier Varianten für den Schmeddersweg entschieden. Dort könnte, ähnlich wie in Willich, ein kleines Flüchtlingsdorf entstehen, mit Modulen und kleineren Wohneinheiten, Küchen und Aufenthaltsräumen, mit Security und begleitender psycho-sozialer Betreuung. Dazu werde man dort jetzt eine Fläche zwischen 9000 und 10.000 Quadratmetern entwickeln; das restliche Areal von rund 11.000 Quadratmetern bleibe frei. Maximal würden dort 250 Menschen wohnen, in einem ersten Schritt seien es 130. Im August werde man dann das Gespräch mit der Bezirksregierung suchen, um dann konkrete Aussagen über die zukünftigen Zuweisungen zu bekommen.

Einige Gegenredner betonten erst einmal, dass sie mit ihrer Kritik keinesfalls in die rechte Ecke gedrückt werden wollten, gaben aber klipp und klar zu verstehen, dass man die Fremden dort nicht wünsche. So meldete sich ein Initiativsprecher, der davon sprach, dass derzeit etwa 40 an der Berliner Allee wohnende Familien und Einzelpersonen erhebliche Einwände hätten. "Wir wurden viel zu schnell vor nackte Tatsachen gestellt, ohne dass unter anderem Fragen der Sicherheit umfassend erörtert worden sind", sagte er weiter und fragte, ob es eine Umzäunung gebe, ein Bürger-Telefon und einen direkten Ansprechpartner, an den man sich bei Vorfällen wenden könne. Klee sagte zumindest zu, dass es ein Bereitschaftstelefon gebe und dass Jedermann über den Aufbau und die Entwicklung dieses Dorfes auf den städtischen Internetseiten aber vor allem unter www.kempenhilft.de informiert werde.

Mit am Podium saß Polizeibeamter Bernd Klein, der beim Kreis der Führungsstelle "Gefahrenabwehr" angehört, kreisweit so eine Art Nahtstelle zwischen den Flüchtlingen und der Polizei ist. Klein führte aus, dass es seit den Flüchtlingsströmen zu keiner signifikanten Steigerung der Kriminalität im Kreis Viersen gekommen sei. Klein zu befürchteten Übergriffen und Belästigungen im Bad Aqua Sol: " Übergriffe kann ich überhaupt nicht bestätigen, auch der Betrieb im Willicher Schwimmbad ist völlig unauffällig." Zahlreiche Redner hielten an ihren Bedenken fest. Dort komme es doch nur zu einer Ghettobildung. Sie wünschten kleinere Einheiten, auch andere Flächen in den Gewerbegebieten am Rand der Stadt. "Diese Flächen gibt es aber nicht", betonte Klee weiter, dass man die Flüchtlinge in den Ort zwischen die Menschen holen wolle. Nur dann sei eine Integration möglich. Und was sich die Beigeordneten weiter wünschten: dass man später Kontakt mit den Geflüchteten aufnehme, vielleicht auch ehrenamtlich mitarbeite. Auch für diesen Vorschlag gab es Beifall von einigen Anwesenden.

Die Kritiker hielten an ihren Einwänden fest. Sie waren teilweise weit hergeholt. So wurde durch die teilweise Versiegelung der Flächen am Schmeddersweg bei starken Regenfällen bereits ein Hochwasser befürchtet. Klären will die Verwaltung mit dem Management des Aqua Sol noch die künftige Parkplatzsituation. "Wir bleiben mit ihnen im Dialog, das verspreche ich Ihnen", sagte Michael Klee, der bereits bei der Versammlung die Anwohner zu einer Besichtigung einlud, wenn das Flüchtlingsdorf wahrscheinlich im September in Teilabschnitten fertig ist.

(wsc)
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