Stadt Kempen Flüchtlingsstopp: Halle wird gereinigt

Stadt Kempen · In der Notunterkunft des Kreises in der Sporthalle des Berufskollegs in Kempen werden vorübergehend keine neuen Flüchtlinge aufgenommen. Nach den Windpocken-Erkrankungen muss die Halle geräumt und gereinigt werden.

 Am Abend des 13. Septembers kamen die ersten Flüchtlinge in der zur Notunterkunft umgerüsteten Sporthalle des Berufskollegs an. Nun werden vorerst keine Asylsuchenden mehr dorthin gebracht, um die Halle zu reinigen.

Am Abend des 13. Septembers kamen die ersten Flüchtlinge in der zur Notunterkunft umgerüsteten Sporthalle des Berufskollegs an. Nun werden vorerst keine Asylsuchenden mehr dorthin gebracht, um die Halle zu reinigen.

Foto: Jungmann

Zurzeit befinden sich etwa 3800 Flüchtlinge und Asylsuchende im Kreis Viersen. Dies berichtete Kreissozialdezernent Ingo Schabrich in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses für Gesundheit, Soziales und Senioren. In dieser Zahl fehlen allerdings die Menschen, die im ehemaligen Willicher Katharinen-Hospital untergebracht sind - diese Daten lägen dem Kreis nicht vor (Anm. der Redaktion: Es sind derzeit rund 450 Flüchtlinge, die in der Erstaufnahmestelle der Bezirksregierung Arnsberg leben). "Damit stoßen die Städte und Gemeinden deutlich an ihre Grenzen", sagte Schabrich.

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Foto: dpa, rwe jai

Der Kreis selbst hat in der Sporthalle des Rhein-Maas-Berufskollegs in Kempen bekanntlich Kapazitäten zur Unterbringung von etwa 300 Menschen geschaffen. Dies sei die einzige verfügbare Liegenschaft des Kreises. Er sei damit "am Ende seiner Möglichkeiten angekommen", sagte Schabrich. Weitere rund 200 Flüchtlinge, die dem Kreis vor Wochen von der Bezirksregierung Düsseldorf zugewiesen wurden, hatte der Kreis an das ehemalige Willicher Krankenhaus weitervermittelt.

Die Sporthalle des Berufskollegs wird in Kürze noch einmal komplett geräumt: Denn dort grassierten zuletzt die Windpocken. Das Kreisgesundheitsamt impfte alle Bewohner und versorgte sie medizinisch. Die Unterhaltung werde "ein schwieriges Geschäft" bleiben, da die Flüchtlinge sich frei bewegen können, meinte Schabrich.

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Foto: dpa, fg jai

Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) betreut die Kempener Einrichtung im Auftrag des Kreises. DRK-Kreisgeschäftsführer Detlef Blank bestätigte, dass es derzeit keine neuen Zuweisungen gibt, bis die Gäste - das sei der Begriff, den das DRK generell anwende - zur Registrierung nach Münster gebracht und von dort aus neu verteilt werden. Innerhalb kurzer Zeit stellte das DRK 13 neue Mitarbeiter ein, von denen die Hälfte einen Migrationshintergrund hat und vor allem die sprachlichen Hürden in der Notunterkunft beseitigen soll. Die andere Hälfte sind überwiegend Kräfte aus dem DRK und seinem Umfeld.

Am vergangenen Montag verließen 124 Bewohner Kempen in Richtung Münster, so dass aktuell noch 83 Flüchtlinge in der Sporthalle leben. Sobald auch sie abgereist sind, wird die Unterkunft komplett gereinigt und desinfiziert, um eine erneute Epidemie durch Windpocken zu verhindern. DRK-Kreisgeschäftsführer Blank berichtete, dass fast alle dieser Gäste in Kempen nach ihrer wochenlangen Flucht erstmals zur Ruhe gekommen seien, viele zeigten deutliche Spuren von Traumatisierung. Ihre Betreuung sei sehr anspruchsvoll, zumal niemand der DRK-Mitarbeiter bisher gelernt habe, ein Camp mit Flüchtlingen zu leiten und zu steuern. Blank dankte sowohl dem Kempener Berufskolleg als auch dem Heilig-Geist-Hospital Kempen für großes Verständnis sowie unbürokratische Hilfen.

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Kreisdezernent Ingo Schabrich ergänzte, auch mit Blick auf die Anschläge in Paris und deren Folgen, das Thema Sicherheit sei "zurzeit keines". Die Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge sei gesichert, allerdings liefen inzwischen alle Behörden auf kommunaler Ebene und die Beteiligten auf allen Ebenen "am Limit". Der Kreis selbst erwarte aktuell keine neuen Zuweisungen, dagegen liefen die Regelzuweisungen für die Städte und Gemeinden weiter. Schabrich betonte auch, dass die Kostenerstattungen durch das Land völlig reibungslos abgewickelt werden.

(RP)
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