Stadt Kempen Freundin hörte ihn für Prüfung ab

Stadt Kempen · Der Tönisberger Bäckermeister Heinz Hoenen erhielt jetzt den Goldenen Meisterbrief der Handwerkskammer. Seinen Betrieb hat er über die Jahre kontinuierlich ausgebaut. Täglich werden rund 150.000 Brötchen gebacken.

Freuen sich über den Goldenen Meisterbrief für Heinz Hoenen (4.v.l.): Obermeister Erich Lehnen, Tochter Nicole Sanfilippo-Hoenen, Ehefrau Erika Hoenen, Dr. Timo Torz (Kreishandwerkerschaft) und Sohn Thomas Hoenen (von links).

Freuen sich über den Goldenen Meisterbrief für Heinz Hoenen (4.v.l.): Obermeister Erich Lehnen, Tochter Nicole Sanfilippo-Hoenen, Ehefrau Erika Hoenen, Dr. Timo Torz (Kreishandwerkerschaft) und Sohn Thomas Hoenen (von links).

Foto: Kaiser

Seine Lebensfreude und seinen Optimismus hat der heute 75-jährige Heinz Hoenen nie verloren. Er freut sich schon darauf, wenn er im Oktober mit seiner ganzen Familie wieder für zwei Wochen ins niederländische Seebad Domburg fährt. Bis dahin hat er noch zahlreiche Termine und Arbeit genug. Gerade hat der bekannte Bäckermeister aus Tönisberg eine besondere Auszeichnung bekommen. Heinz Hoenen erhielt von Vertretern der Bäckerinnung und Kreishandwerkerschaft den Goldenen Meisterbrief.

Es war das Jahr 1966, als der damals 25-Jährige sein meisterliches Zertifikat überreicht bekam. "Einen großen Verdienst daran hatte sicherlich meine damalige Freundin, die mich ständig abhörte, so schaffte ich die vielen theoretischen Fragen", sagt der Senior lächelnd. Er meint damit seine heutige Ehefrau Erika, mit der er seit etwa 47 Jahren verheiratet ist.

Die Beiden hatten 1971 zunächst das Kaiser's-Kaffee-Lebensmittelgeschäft von Jacob Hoeps, dem Stiefvater von Heinz Hoenen, übernommen. Der Jubilar erinnert sich: "Wir sind damals auch mit unserem mobilen Tante-Emma-Laden, ein alter beiger VW-Bus, durch die Gegend gefahren und haben alles verkauft - vom Schnürsenkel bis zum Maggi, von der gesunden Milch bis zu den Zigaretten."

Natürlich gab es auch Brötchen und Brot. Wenig später spezialisierte sich der Bäckermeister auf die Backwaren. So ließ er erst einmal im Ladenlokal an der Bergstraße in Tönisberg einen elektrischen Backofen einbauen. 1974 wurde das Geschäft mit einer kleinen Bäckerei zum Bäckereifachgeschäft umgebaut. In den Anfängen stellte Heinz Hoenen unter anderem täglich so etwa 220 bis 230 Brötchen her, an Wochenenden das Doppelte. Derzeit sind dies alleine rund 150.000 Brötchen - am Tag.

Aber der Reihe nach. Heinz Hoenen schaute sich früher das Back-Handwerk in der Region gut an, erfuhr zum Beispiel schnell, welche Bäcker oder Café-Besitzer sich zur Ruhe setzen wollten und begann Schritt für Schritt sein klassisches Bäckereifachgeschäft mit einigen Filialen und Cafés auszubauen. Die erste Filiale eröffneten Heinz und Erika Hoenen am 27. November 1975 in Krefeld-Hüls.

Wenig später kamen in St. Hubert und in Krefeld-Verberg, dem Geburtsort von Ehefrau Erika, die nächsten hinzu. "Wir haben bei unseren Neugründungen niemals einheimische Bäcker oder Konditoren vom Markt verdrängt, sondern nur Betriebe übernommen, die nicht mehr weitermachen wollten", erzählt Heinz Hoenen. Und worauf er sichtlich stolz ist: "Heutzutage haben wir im Umkreis von etwa 40 Kilometern 38 Filialen und Cafés." Neben der reinen Bäckerei eröffneten die Eheleute 2003 das erste so genannten Mühlen-Café mit Bedienung. Mittlerweile gibt es 16 solcher Mühlen-Cafés, die so in den Kreisen Wesel oder Kleve den Namen von Tönisberg hinaustragen.

"Gerade verhandeln die Kinder über die 39. Übernahme, wobei auch ständig überprüft wird, ob die derzeitig geführten Bäckereien oder Cafés weiterhin rentabel geführt werden," ergänzt der Meister seines Fachs. Seine Kinder, das sind Thomas (45) und Nicole (44), haben von den Eltern die Leidenschaft für dieses Handwerk. Thomas ist Bäckermeister, Nicole Bäckereifachverkäuferin, außerdem auch noch Fachkauffrau in der Handwerkswirtschaft. Thomas und Nicole führen heutzutage gemeinsam mit den Eltern die GmbH.

"Das Geschäft hat sich im Laufe der Jahre dem Grunde nach sehr verändert, früher waren wir reine Versorger, heute müssen wir Verführer sein", beschreibt lächelnd der Inhaber des Goldenen Meisterbriefs die Veränderungen, von der Grundversorgung der Bevölkerung mit den Backwaren hin zu immer neuen Kreationen auf dem Gebiet des Bäckerei- und Konditorenhandwerks, um die Kunden für die vielen unterschiedlichen Erzeugnisse zu begeistern, sie quasi bei der Stange zu halten beziehungsweise sie in den Bäckereien oder Café zu bekommen. Und es muss schmecken. Die Hoenens scheinen einen guten Ruf und vor allem bekömmliche und leckere Waren zu haben. Eine ihrer Spezialitäten ist unter anderem schon lange das Rheinische Vollkornbrot auf einer Natur-Sauerteig-Basis.

Noch heute lässt sich Heinz Hoenen etwa drei- bis viermal in der Woche in seinen Betrieben blicken, führt unter anderem Besuchergruppen durch die Produktion. Heinz und Erika Hoenen schätzen das Familienleben, wozu auch die fünf Enkel gehören. Sie freuen sich schon auf die gemeinsame Tour nach Domburg.

(wsc)
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