Stadt Kempen Friedrich kritisiert Hotelpläne am See

Stadt Kempen · Einigermaßen überrascht hat den Pächter des Kempener Sporthotels der Vorschlag der CDU, am Baggersee Königshütte in St. Hubert ein Hotel anzusiedeln. Hans-Peter Friedrich meint, ein solches Haus sei für Kempen überflüssig.

 Paradies für Wassersportler: Der Baggersee an der Königshütte in St. Hubert wird schon von Seglern und Surfern genutzt. Jetzt soll das Gelände renaturiert werden und ein Freizeitareal – laut CDU am besten mit Hotel – entstehen.

Paradies für Wassersportler: Der Baggersee an der Königshütte in St. Hubert wird schon von Seglern und Surfern genutzt. Jetzt soll das Gelände renaturiert werden und ein Freizeitareal – laut CDU am besten mit Hotel – entstehen.

Foto: Kaiser, Wolfgang

Hans-Peter Friedrich hat sich geärgert. Das passiert bei dem Hotelier, der für eine klare Meinung bekannt ist, schon mal. Geärgert hat sich Friedrich über die Aussagen von CDU-Fraktionschef Wilfried Bogedain, für ein neues Hotel am Königshütte-See gebe es in Kempen durchaus einen Bedarf. Das, so Bogedain kürzlich beim Pressegespräch der Union zum städtischen Haushalt, wollen die Christdemokraten bei einer Umfrage unter Kempener Unternehmen in Erfahrung gebracht haben.

"Wen hat die CDU denn da befragt?" fragt Friedrich. Hätte man ihn oder einen seiner Kollegen in der Thomasstadt gefragt, wäre die Antwort anders ausgefallen. "Ein zusätzliches Hotel in der mittleren Preisklasse brauchen wir nicht", stellt der 62-Jährige fest. Dafür sei in der Thomasstadt gar kein Bedarf. Denn in den vergangenen Jahren seien die Übernachtungszahlen kontinuierlich zurückgegangen.

Die Auslastungsquote der Kempener Hotels dümpelt nach Angaben Friedrichs seit Jahren bei unter 40 Prozent. Selbst wenn in Düsseldorf mal wieder eine Messe ist, spüren die Hoteliers in Kempen kaum etwas davon. "Düsseldorf hat in den vergangenen Jahren hotelmäßig kräftig aufgerüstet. In der Nähe der Messe und des Flughafens sind einige neue Häuser mit großer Bettenkapazität entstanden", berichtet der Kempener. Nur bei Großmessen wie die Drupa oder die Kunststoffmesse "K" profitierten auch die Hotels im weiteren Umland von Übernachtungsgästen. Das brächte maximal zwei Prozent mehr Umsatz.

Die Zeiten, in denen Kempener Unternehmen Kunden oder Außendienstmitarbeiter aus ganz Deutschland für mehrere Tage in der Zentrale versammelten, seien längst vorbei. Zu Zeiten von Bauerfeind oder Arnold sei das der Fall gewesen. "Aber heute läuft doch alles übers Internet oder per E-Mail", meint Friedrich.

Hans-Peter Friedrich ist nicht irgendein Kempener Hotelier. Er ist seit rund 40 Jahren mit dem Sporthotel im Geschäft, war viele Jahre Vorsitzender des Kreisverbandes des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) und führt immer noch den Verkehrsverein des Kreises Viersen. Friedrich zählt zu denjenigen, die den besten Überblick übers Hotelgeschäft in der Region haben.

Er hat schon früh auf den Fahrradtourismus gesetzt — lange bevor das grüne Niederrhein-Rad erfunden wurde. In Kempen gibt es etwa 180 Betten bis zur Drei-Sterne-Kategorie, dazu Pensionen, Gästehäuser oder Ferienwohnungen mit weniger als zehn Betten. "Und ausgelastet sind wir eigentlich nie", sagt Friedrich, der auch den Überblick übers Geschäft seiner Kollegen in der Hotellerie hat. Eine Vier- oder Fünf-Sterne-Nobelherberge, ja die würde in Kempen fehlen. Aber dafür sieht Friedrich nicht die nötige Klientel, Kunden mit der entsprechend prall gefüllten Brieftasche.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort