Stadt Kempen Fußgängerzone: Radfahren oder nicht ?

Stadt Kempen · Radfahren in der Fußgängerzone ist und bleibt ein Thema in Kempen. Wir hatten unsere Leser aufgerufen, ihre Meinung zu äußern. Viele machten von dem Angebot Gebrauch. Pro und Contra halten sich die Waage.

 Die Meinungen sind geteilt: Es gibt gute Argumente für und wider das Radfahren in der Fußgängerzone, hier auf der Engerstraße.

Die Meinungen sind geteilt: Es gibt gute Argumente für und wider das Radfahren in der Fußgängerzone, hier auf der Engerstraße.

Foto: wolfgang kaiser

Oft sehr emotional kamen diejenigen daher, die sich gegen das Radfahren in der Fußgängerzone aussprechen. Udo Olschar schreibt: "Ein entspanntes, geruhsames Bummeln ist wegen der Radfahrer praktisch nicht möglich." Das hätten ihm auch auswärtige Gäste mehrfach bestätigt. Man müsse sich permanent vergewissern, ob nicht von irgendwoher ein Radler angerauscht kommt: "Von Fußgängern bin ich noch nie angerempelt worden, wohl aber von Radfahrern." Anne Buschmann kauft in der Fußgängerzone nur das Nötigste, "immer die Radfahrer im Blick". Kempen habe viel Atmosphäre, "und ohne den Stress mit den Radfahrern könnte man gemütlich shoppen und entspannt durch die Straßen bummeln". Sie selber habe oft ihr Rad dabei, stelle es aber ab oder schiebe es: "Fußgängerzone heißt Zone für Fußgänger und nicht Rennstrecke für Radfahrer."

Auch Peter Amelung ist gegen Radeln in der Fußgängerzone: "Häufiger werde ich angefahren, die teilweise geheuchelten Entschuldigungen sind mager." Auf Anzeigen verzichte er, die brächten eh nichts. Helga Hahn fragt: "Wann endlich kommt das Radfahrverbot für die Engerstraße und die Judenstraße?" Immer wieder komme es zu brenzlichen Situationen: "Vor allen Dingen unsere ältere Generation, viele mit Rollator, ist total verunsichert."

Gertrud Wagner stellt ihr Rad immer ab, bevor sie in die Fußgängerzone geht. Sie ist sauer, wie die Radfahrer reagieren, wenn man sie auf ihr Fehlverhalten anspricht: "Sie gucken richtig frech, die Alten sind übrigens nicht besser als die Jungen." Sie hat 30 Jahren in Geldern gelebt: "Dort hat man in der Fußgängerzone das Radfahren verboten. das war der richtige Schritt." Peter Royen schlägt vor, zumindest die Engerstraße und die Judenstraße für Räder zu sperren. Alternativ sei es denkbar, zwischen 12 und 15 Uhr das Radfahren zu untersagen. So vermeide man die Horden von Schülern. Doris Friemelt wohnt in Oedt und kommt nicht mehr in die Thomasstadt, weil sie hier nicht in Ruhe bummeln kann: "Kempen hat einen Einkäufer verloren." Für ein Verbot spricht sich auch Heinz Heyer, "selbst Radfahrer", aus. Besonders nach Schulschluss sei die Situation unerträglich: "Da wird der Fußgänger zur Slalomstange, von erhoffter Rücksichtnahme keine Spur."

Jutta Jülich weist darauf hin, dass die Straßen und Gassen ohnehin schmal seien. Hinzu kämen Außengastronomie und Warenständer. Da wäre es ohne Radfahrer durchaus angenehmer. Außerdem nehme die Zahl der Mitbürger mit Rollatoren zu, "die nicht flexibel einem Radfahrer ausweichen können". Und erfreulicherweise sehe man auch immer mehr Kinderwagen, da sei Umsicht gefragt. Günther Dahmen schlägt vor, die Radfahrer aus der Engerstraße grundsätzlich zu verbannen und sie auf anderen Straßen der Fußgängerzone zwischen 11 und 18 Uhr zum Schieben zu verdonnern. Elfie Niessen hat mitbekommen,wie ein kleines Kind von einer Radfahrerin "zu Boden gefahren wurde". Ihr Schluss daraus: "In der Fußgängerzone sollte das Rad geschoben werden." So groß sei die Stadt ja nicht, dass man sie nicht zu Fuß durchqueren könnte.

Die Befürworter des Radelns in der Fußgängerzone wollen auf ihr Privileg nicht verzichten, weisen aber durch die Bank darauf hin, dass man als Radfahrer unbedingt Rücksicht nehmen müsse. Peter Jeske weist darauf hin, dass es in der Mehrzahl Jugendliche seien, die unangemessen schnell unterwegs seien. Lösungsvorschlag: konsequente Kontrollen mit Abmahnung. Er selber fahre vorausschauend, "weil mir sehr bewusst ist, dass ich mich in einer Fußgängerzone befinde, in der der Fußgänger absoluten Vorrang hat." Günther Stein ist oft in der Fußgängerzone unterwegs, ob zu Fuß oder mit dem Rad. Ihm ist dabei aufgefallen, dass vor allen Jugendliche mit dem Rad rücksichtlos unterwegs sind: "Dabei habe ich festgestellt, dass fast jeder Jugendliche sein Smartphone benutzt, was zusätzlich die Aufmerksamkeit verringert." Erwachsene verhielten sich meist vernünftig: "Ich bin auch weiterhin gegen ein Verbot der Radfahrer."

Fred Klaas schätzt es sehr, dass Radfahren in der Fußgängerzone erlaubt ist: "Ich hoffe nicht, dass das durch unvernünftige Radfahrer in Frage gestellt wird." er erlebe oft Situationen, wo er nur noch mit dem Kopf schütteln könne. Vorsicht und vorausschauende Fahrweise seien gefragt: "Dann funktioniert's auch miteinander." Rücksichtslose Raser solle man zur Rede stellen und im Wiederholungsfall mit Strafen drohen. Horst Damm, "selbst radelnder Kempener", verteidigt das Radeln in der Fußgängerzone, sieht aber auch Schattenseiten. "Horden von rasenden Schulkindern" seien der Meinung, sie hätten das alleinige Recht, die Innenstadt zu befahren. "Zu meine Schulzeit gab es noch regelmäßig Verkehrsunterricht", schreibt er. Es seien aber auch viele ältere Radfahrer, "die sich wie Verkehrsanarchisten aufführen". Aus der Politik meldete sich der FDP-Vorsitzende Felix Grams, der ein Radfahrverbot für nicht zielführend hält. "Natürlich haben Fußgänger Vorrang, aber auch die Radfahrer haben ein Sondernutzungsrecht. Dabei soll es bleiben. Verbote schaffen mehr Probleme, als dass sie Probleme lösen." Für ein vernünftiges Miteinander spricht sich Claudia Zurek aus. Sie ist (als Radfahrerin) vor rund vier Monaten von einem Schüler angefahren worden und traut sich nicht mehr auf das Rad. Gegen ein Verbot ist sie trotzdem: "Man muss nur Rücksicht aufeinander nehmen."

Christa Wittlinger ist nach eigenem Bekunden leidenschaftliche Radfahrerin. In der Fußgängerzone steige sie oft ab oder schiebe, wenn viel Betrieb ist. "Ich wäre dafür, dass das Nebeneinander von Fußgängern und Radfahrern erlaubt bleibt, würden es alle Biker so machen wie ich." Hinrich Buskohl lebt seit zwölf Jahren in Kempen und ist viel mit dem Rad unterwegs, auch in der Fußgängerzone: "Ich habe noch keinen Zwischenfall erlebt, der ein Verbot rechtfertigen würde. Wir sollten stolz sein, dass Kempen Radfahren in der Fußgängerzone zulässt."

Jürgen Ripkens ist immer wieder staunt, mit welchem Tempo Radfahrer durch die Fußgängerzone fahren: "Gerade ältere Menschen schaffen es nicht, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen." Ein generelles Verbot lehnt er aber ab: "Ich würde es begrüßen, wenn die stark benutzten Straßen zumindest ab 10 Uhr fahrradfrei wären."

(RP)
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