Gemeinde Grefrath "Future Place" bietet Flüchtlingen Hilfe und Beratung an

Gemeinde Grefrath · In Grefrath wird dringend Wohnraum benötig. Ein großes Problem ist oft auch die Bürokratie.

170 Flüchtlinge wohnen derzeit in Grefrather Unterkünften. Hinzu kommen diejenigen, die inzwischen eine eigene Wohnung gefunden haben. Das wünschen sich viele andere auch, oft vergeblich. "Es gibt kaum Wohnraum in Grefrath, schon gar nicht für Singles", sagt Monika von Söhnen. Sie leitet das "Haus an der Dorenburg" und ist Mitglied im "Future Place", einem Netzwerk zur Unterstützung von Flüchtlingen, die in Grefrath leben. Mit dabei sind auch die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die Gleichstellungsbeauftragte Barbara Behrendt, die Mobile Jugendarbeit und die ehrenamtliche Organisation "Grefrath hilft".

Nimet Said (Awo) spricht Arabisch und ist eine wichtige Ansprechpartnerin bei Problemen aller Art. Bürokratische Dinge, schwer zu verstehende amtliche Schreiben, Stellen von Anträgen - all das können Flüchtlinge schwerlich in Eigenregie bewältigen. Said spricht sich strikt gegen eine Auflage aus, die Flüchtlingen den Wohnort vorschreibt: "Das ist menschenverachtend, so eine Art Gefängnis." In Mönchengladbach gebe es ausreichend Wohnraum, dorthin dürfen die Flüchtlinge aber nicht ziehen - weil die Behörden ihnen das verbieten. Wer keine eigene Wohnung findet, bleibt in den Sammelunterkünften. Das kann Konsequenzen haben: Von Söhnen berichtet von einem 30-jährigen Iraker, der psychisch krank ist und Betreuung braucht. Er hätte das Recht auf Eingliederungshilfe, bekommt sie aber nicht, weil er keine Wohnung hat. Das Grefrather Netzwerk ist in Kontakt mit dem zuständigen Landschaftverband, scheiterte aber bisher an der Bürokratie. Die staatlichen Stellen schöben das Problem hin und her, an den Ehrenamtlern bleibe es hängen. Auch Leon Küsters kann ein Lied von den bürokratischen Hürden singen. In den Genuss von Deutschkursen, erzählt er, kämen Flüchtlinge erst, wenn sie anerkannt sind, und das könne dauern. In Grefrath wirkt man dieser Misere entgegen, indem man ehrenamtlich angebotene Kurse organisiert.

Es gibt auch positive Beispiele: Das ist etwa der 21-jährige Syrer, der im Sommer eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker beginnt. "Er drohte zu versumpfen", sagt Tatjana Splinter (Mobile Jugendarbeit). Allerdings ist auch er bislang vergeblich auf Wohnungssuche. Eine eigene Bleibe wäre dringend nötig: "Mit einer neuen Wohnung beginnt eine neue Zukunft", betont Susanne Freiheit vom "Haus an der Dorenburg".

Splinter indes appelliert an die Betriebe, den Flüchtlingen verstärkt Praktikumsplätze zur Verfügung zu stellen. "Es gibt viele Berufe, die die Flüchtlinge gar nicht kennen, die es in ihren Heimatländern nicht gibt", sagt Bettina Wimmers, die zurzeit der der Gemeinde Bundesfreiwilligendienst versieht und sich hier besonders in Flüchtlingsfragen engagiert.

Generell geht es dem Grefrather "Future Place" darum, den geflüchteten Menschen eine möglichst unbürokratische, niederschwellige und fachübergreifende Anlaufstelle für Beratung und Vermittlung zu bieten. Das Team, das sich aus verschiedenen Spezialisten zusammensetzt, ist fachlich breit aufgestellt - sozialpsychiatrische Hilfe, Flüchtlingshilfe, Jugendhilfe, Ehrenamt.

Die Integrationskultur habe längst die Willkommenskultur abgelöst, meint Eckhard Klausmann von der Organisation "Grefrath hilft". In der Grefrath Bevölkerung gebe es kaum Vorbehalte gegen Flüchtlinge, die Akzeptanz sei hoch. Das Wichtigste seien jetzt Jobs und Wohnungen. Klausmann nimmt Angebote unter Telefon 0171 800 40 74 entgegen.

Feste Beratungszeiten für Flüchtlinge sind immer donnerstags von 15 bis 17 Uhr im Jugendkulturhaus "Dingens", Rathausplatz 5

(RP)
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