Gemeinde Grefrath Grefrather kümmert sich um Flüchtlinge und bedürftige Kinder

Gemeinde Grefrath · Eckhard Klausmann gründete die Facebook-Gruppen "Zu Gast bei Freunden" und "Grefrather für Grefrather" als Plattformen für Helfer. Damit koordiniert er Hilfe für Flüchtlinge und bedürftige Kinder.

 Eckhardt Klausmann hat für seine Aktionen zahlreiche Helfer gefunden, die sein Engagement unterstützen.

Eckhardt Klausmann hat für seine Aktionen zahlreiche Helfer gefunden, die sein Engagement unterstützen.

Foto: wolfgang kaiser

Sie sind Helfer im Stillen. Nicht als Vereinsfunktionäre, nicht als Menschen der Öffentlichkeit sind sie bekannt. Und doch ist ihr ehrenamtlicher Einsatz von großem Wert für ihre Stadt. In der Adventsserie der Rheinischen Post "Engel im Alltag" sollen diese Helfer einmal vorgestellt werden.

Einer dieser Engel ist Eckhardt Klausmann - auch wenn ihm selbst die Bezeichnung etwas unangenehm ist. "Ich bin nur einer von vielen", betont der 61-Jährige. "An der Flüchtlingshilfe in Grefrath und Oedt sind rund 50 Leute beteiligt." Allerdings war es Klausmann, der die Facebook-Seiten "Zu Gast bei Freunden" und "Grefrather für Grefrather - Bürger helfen sich" initiierte. Wie er auf die Idee kam, kann der Mann aus Oedt gar nicht genau sagen. Angefangen hat sein Engagement vergangenes Jahr mit dem Plan, einem Ausflug mit Kindern aus finanzschwachen Familien zu machen. "Wir wollten den Kindern einfach einen schönen Tag im Irrland bereiten", sagt er. "Dafür jedoch bedurfte es noch Unterstützer." Also gründete Klausmann die Initiative "Grefrather für Grefrather", die bei Facebook mittlerweile über 500 Mitglieder zählt. "Mit so einer Resonanz hätte ich niemals gerechnet", sagt Klausmann. "Bis dahin hatte ich mit sozialen Netzwerken gar nichts am Hut." Dank der Plattform fanden sich in Kürze zahlreiche Spender, Fahrer und sogar Begleitpersonen. Der Ausflug ins Irrland konnte starten und war mit 18 Kindern ein voller Erfolg.

Eigentlich sollte dies eine einmalige Aktion bleiben, so Klausmann. Doch die Freude der Kinder ließ ihn nicht los. "Was soll ich sagen, man gerät da irgendwie rein", sagt er lachend. Schon im Dezember folgte die zweite Aktion. Die Initiative veranstaltete einen Nikolaus-Nachmittag für Kinder, deren Eltern Lebensmittel von der Tafel beziehen. 36 Kinder waren zu Gast, darunter auch jene aus Flüchtlingsfamilien. "Wir legten von Anfang an einen Schwerpunkt auf das Miteinander und den Austausch von deutschen und ausländischen Kindern", betont Klausmann. "Es wurde gemeinsam gesungen, gespielt und auf den Nikolaus gewartet." Und der brachte dann sogar Geschenke mit. Für jedes Kind eins, gleich welcher Nation. Seitdem ist die Initiative immer weiter gewachsen. Vom Drachenbasteln und Weckmannessen bis zum Paddeln auf der Niers werden mindestens vier Aktionen im Jahr für die Sechs- bis Zwölfjährigen angeboten. Klausmann übernimmt dabei stets die Organisation. Er koordiniert etwa den Fahrdienst und kümmert sich um die Räume. "Viele Ideen", so betont der Helfer, "kommen aber auch von den Facebook-Mitgliedern." Und immer gebe es genügend Leute, die bei den Veranstaltungen aktiv helfen.

Mit Gründung der Gruppe "Zu Gast bei Freunden" hat der 61-Jährige eine weitere Plattform für engagierte Bürger geschaffen. Der Ursprung: Anfang 2015 lud der Runde-Tisch-Asyl der Gemeinde Grefrath Klausmann in seine Reihen ein. "Dort wurden viele Themen rund um unsere Flüchtlinge besprochen", erzählt Klausmann. "Und ich fragte eben an, wie es mit der Willkommenskultur in der Stadt aussieht." Aus dieser Fragestellung heraus entstand die Initiative bei Facebook und damit verbunden das Begegnungsfest in der Flüchtlingsunterkunft am Reinersbach. "Wir hatten damals gar keine Vorstellungen, was bei dem Fest passieren wird", sagt Klausmann. Letztlich waren über 600 Gäste da. Ein Höhepunkt, wie der Ehrenamtler betont.

Aus diesem Erfolg sind eine Reihe weiterer Projekte entstanden. Dazu gehört etwa der "kleine Samstag", ein ehrenamtlich geleiteter "Ersatz-Kindergarten" für Kinder, die noch keinen regulären Platz haben. Dazu gehören ebenfalls die Deutsch-Sprachkurse, die den Asylbewerbern dreimal die Woche von Ehrenamtlern angeboten werden. Dazu gehören aber auch einmalige Aktionen: So wurde beispielsweise vor fünf Wochen damit begonnen, zusammen mit den Flüchtlingen die Unterkunft in Grefrath zu verschönern. Neben Unkrautjäten und Müllaufsammeln stand auch das Streichen des Treppenhauses, des Treppengeländers und der Kellerfenster auf dem Programm.

Aktuell ruft die Initiative zu der Aktion "Jede Dose zählt" auf, die der Grefrather Tafel zugute kommt. "Bei der Flüchtlingsarbeit darf man niemals vergessen, dass es auch deutschen Bürgern teilweise überhaupt nicht gut geht", betont Eckhardt Klausmann.

Er rät dazu, statt die Asylbewerber zu Weihnachten mit Geschenken zu überhäufen, die Spenden doch lieber gerecht zu verteilen. "Hilfe ist gut, aber in Maßen", sagt der Ehrenamtler. "Sollten die Flüchtlinge irgendwann anerkannt werden, müssen sie sich aus eigener Kraft auf dem freien Markt behaupten."

(RP)
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