Stadt Kempen Humor und Lachen sind international

Stadt Kempen · Die Kirchengemeinden, die islamische Gemeinde und der Arbeitskreis Asyl und Menschenrechte hatten die Flüchtlinge zu einem närrischen Nachmittag in das Begegnungscafé der Thomaskirche eingeladen.

 Besonders beeindruckte das Stadtprinzenpaar Rainer I. und Angelika I. in vollem Ornat. Für viele Flüchtlinge war der Nachmittag die erste Begegnung mit dem rheinischen Karnevalsbrauchtum. Die Kinder haben es dabei vielleicht am leichtesten, doch nicht allen Flüchtlingen war nach Feiern zumute.

Besonders beeindruckte das Stadtprinzenpaar Rainer I. und Angelika I. in vollem Ornat. Für viele Flüchtlinge war der Nachmittag die erste Begegnung mit dem rheinischen Karnevalsbrauchtum. Die Kinder haben es dabei vielleicht am leichtesten, doch nicht allen Flüchtlingen war nach Feiern zumute.

Foto: WOLFGANG KAISER

Den niederrheinischen Karneval kennenzulernen, war für über 70 Flüchtlinge eine willkommende kurze Abwechslung gegen die Langeweile oder den Frust, dass es mit ihren Verfahren nicht schneller geht. Die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, die islamische Gemeinde und der Arbeitskreis Asyl und Menschenrechte (AKAM) hatten zu einem närrischen Nachmittag in das Begegnungscafé der evangelischen Thomaskirche an der Kerkener Straße in Kempen eingeladen.

Besonders beeindruckt schienen die ausländischen Gäste vom Kempener Stadtprinzenpaar Rainer I. und Angelika I. (Pasch) zu sein, die im vollen Ornat mit ihren zwei erwachsenen Pagen-Kindern dabei waren. Der Prinz erklärte gerade einer 15-jährigen Jugendlichen aus Syrien, die mit ihren Geschwistern Omar (11) und Ibrahim(3) gekommen war, die Bedeutung der drei Federn auf seiner Narrenkappe: Freude, Frohsinn und Heiterkeit. Als Dolmetscherin übersetzte dies Sahah Semmo. Die 53-Jährige, die aus dem Libanon stammt, wohnt schon seit etwa 35 Jahren in Kempen und ist schon lange dem AKAM eine wertvolle Hilfe.

"So einen Empfang haben wir nicht so oft, klasse", sagten auch Verantwortliche von KKV und Karnevalskomitee, Heinz Börsch und Heinz Kox. Oft klickten die Handys, ließen sich die Flüchtlinge mit den Karnevalisten, mit den beiden Mariechen Alessa und Laura oder mit dem Gardisten Frank aufnehmen.

"Der Karneval hier gefällt mir, bei uns zuhause verkleiden wir uns eher an Folklore-Abenden", sagte Hasan Alkasam. Der 41-Jährige lebt seit etwa neun Monaten in Kamperlings. Vor vier Monaten konnte er auch seine Ehefrau Dania und die Kinder Cham (8) und Rahf (6) in die Arme schließen. "Die Kinder können sogar schon einige Martinslieder singen", erzählt Hasan stolz. Sein größter Wunsch: schnell die deutsche Sprache zu lernen und zu arbeiten.

"Das ist sehr schön, so etwas habe ich noch nie gesehen", sagten übereinstimmend die beiden Iraker Musaab (21) und Omar (22), die wie der Syrer Mohamad Saadi (32) in einer Unterkunft an der Tönisberger Straße leben. "Wenn bei uns zuhause Kirmes oder Neujahr ist, sind die Menschen auch so lustig unterwegs"; erzählt Mohamad, der hofft, dass bald seine Ehefrau Naoah einreisen darf.

Die St. Huberterin Karin Schenk hatte die Idee für solch ein Treffen gehabt. Mit einer 22-köpfigen Tanzgruppe war ferner die von Judith van de Rydt geleitete Garde- und Showformation der KG "Narrenzunft Kempen" dabei. Viel Beifall gab es für die jungen Tänzer und Tänzerinnen - und auch ein "Happy Birthday". Denn Niclas Lucks, der gerade mit seiner Gruppe in seiner Krachledernen einen bayrischen Tanz zeigte, feierte an dem Tag seinen 13. Geburtstag. Zählt man die anderen Gäste und Ehrenamtler dazu, dürfte etwa 150 Personen im Begegnungscafé gewesen sein. Zahlreiche Frauen hatten dazu Plätzchen oder Kuchen gebacken.

Zwischen den Tänzen kam auch der 38-jährige Ägypter George Boules ins Café. Er kam direkt mit einigen Unterlagen auf die AKAM-Sprecherin Karin Darkwah Oppong zu. George hat seine erste Anhörung am 1. Februar in einer Dortmunder Behörde. Darauf wartet er schon seit über zwei Jahren. Er hatte die Sorge, das Amt nicht frühzeitig zu erreichen. George zeigte dem Berichterstatter seine Geburtsurkunde. Den Pass musste er seinerzeit bei der Einreise in München abgeben. Und das Dokument scheint derzeit verloren gegangen zu sein. George braucht es, da er seine syrische Freundin heiraten möchte. Insoweit war dem gelernten Mechaniker so gar nicht nach Feiern zumute.

Wer bei AKAM mitmachen möchte, kann das Begegnungscafé, Kerkener Straße 11, besuchen: immer freitags, von 16 bis 18 Uhr, oder die Nummer 02152 53032 wählen.

(wsc)
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