Serie Vor 470 Jahren Im Dienste mehrerer Fürsten - im Mittelalter keine Seltenheit

Nicht nur Tilman von Brempt starb im Todesjahr Luthers. Nur Wochen vor dem Hinscheiden des Nürnberger Schultheißen starb auch Wilhelm von Rennenberg. An sein proreformatorisches Wirken als Amtmann von Kempen ist im Rahmen dieser RP-Serie bereits erinnert worden. Wie Tilman von Brempt hat auch Rennenberg den Beginn der Glaubensspaltung im Reich an markanten Orten miterlebt. Wie Tilman von Brempt gehörte er zugleich zu jenen Menschen aus unserem Raum, die im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit in den unterschiedlichsten historischen Zusammenhängen weit außerhalb des Niederrheins Spuren hinterlassen haben.

Hier ist festzuhalten, dass auch Rennenberg wie sein "Nachbar" Tilman von Brempt durch den Eintritt in verschiedene Dienstverhältnisse erfolgreich war. Belegt ist sein Wirken als Hofmeister des Herzogs von Jülich in Düsseldorf, im Dienste Philipps des Großmütigen von Hessen, in habsburgischen und Reichsdiensten, im Sold des Pfalzgrafen bei Rhein, im Stift Utrecht und vor allem im Dienste des Kölner Kurfürsten Hermann von Wied.

Solche vielseitigen Dienstverhältnisse, die politischen Blick und diplomatisches Geschick gleichermaßen verlangten, waren eben häufig anzutreffen. Finanzielle Aspekte spielten dabei eine durchaus gravierende Rolle, denn wollten adelige Herren über die Erträge aus ihren Besitzungen hinaus ihre Einkünfte steigern, war der Fürsten- und Militärdienst eine der naheliegendsten Optionen.

Ein Treueverhältnis zu einem Dienstherren durfte den Verpflichtungen anderen Fürsten gegenüber nicht im Wege stehen. Als der spätere Kempener Amtmann von Rennenberg 1518 in hessische Dienste trat, wurde ausdrücklich festgehalten, dass das Dienstverhältnis zum Kurfürsten von Köln, dem Pfalzgrafen, und dem Herzog von Jülich davon unberührt blieb.

Wilhelm von Rennenberg war der klassische Typ eines Condottiere seiner Epoche. In der Sickingen´schen Fehde erscheint er in einem Ereignis von reichsweiter Bedeutung nicht als Zaungast, sondern als bewegende Figur, als oberster Feldhauptmann der vereinigten Landesherren von Hessen, Pfalz und Trier. Auf dem Reichstag in Nürnberg wurde er zum obersten Reiterführer des Reiches gegen die Türken bestellt. Als solcher kam er 1532 gegen Sultan Suleiman zum Einsatz.

Aber nicht nur das Militärische lag ihm nahe, auch als Diplomat war er begehrt. So brach er 1535 im persönlichen Auftrag Kaiser Karls V. zur Versammlung der wendischen und hansischen Städte auf, um das Vorhaben zu befördern, den Pfalzgrafen Friedrich nach dessen Eheschließung mit Dorothea von Dänemark zum dänischen Königsthron zu verhelfen.

Nicht nur der Niederrhein war Schauplatz europäischer Geschichte, auch durch einzelne Persönlichkeiten wie Tilman von Brempt und Wilhelm von Rennenberg wurde immer wieder auch die Verbindung unserer Region zur großen Geschichte außerhalb des Niederrheins geebnet.

(prof)
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