Kreis Viersen In Gesellschaft isst man weniger

Kreis Viersen · Christel Rademacher ist Professorin für angewandte Ernährungswissenschaft an der Hochschule Niederrhein - und eine Expertin in Sachen Weihnachtsvöllerei. Sie sagt, wie man rund um die Feiertage auf seine Linie achten kann.

Prof. Dr. Christel Rademacher bereitet für Heiligabend Pasteten mit Ragout fin vor.

Prof. Dr. Christel Rademacher bereitet für Heiligabend Pasteten mit Ragout fin vor.

Foto: Ilgner

Nichts geht über einen selbst gebastelten Adventskalender, vor allem, wenn Süßkram drin ist. Kleine Schoko-Engelchen, ein paar Gummibärchen zwischendurch oder ein Elch aus Lebkuchen. Mmmhhh... So kann der Morgen immer beginnen. Kaum im Büro angekommen, geht der erste Griff in die große Blechdose, die die Kollegin mitgebracht hat - gefüllt mit Nusskipferln und Zimtsternen. Selbst gebacken, versteht sich. Dann der kleine Abstecher in der Mittagspause oder nach der Arbeit auf den Weihnachtsmarkt, wo uns ziemlich ungesunde, aber so leckere Sachen verführen: Reibekuchen, gebrannte Mandeln und Glühwein. Wer kann da schon widerstehen. Nicht zu vergessen die Weihnachtsfeiern mit Familie und Freunden - am liebsten in einem Lokal, wo die dicke Gänsekeule auf der Speisekarte steht.

Für alle Kalorienzähler ist die Adventszeit vermutlich die schlimmste im Jahr. Dabei habe man früher im Advent gefastet, sagt Dr. Christel Rademacher, Professorin für angewandte Ernährungswissenschaft an der Hochschule Niederrhein. Zwischen Martinstag und Weihnachten. "Deswegen heißt das Weihnachtsgebäck auch Weihnachtsgebäck und nicht Adventsgebäck", sagt sie. Das habe sich in den letzten 20 Jahren allerdings verändert. Der Speiseplan an den Feiertagen sei so vollgepackt, dass die ganzen Kekse und Mandeln und Reibekuchen schon vorher gegessen werden (müssen).

Wer auf seine Linie achten will, der braucht nicht unbedingt auf alles verzichten: "Er sollte nur bewusster essen", sagt die Ernährungsexpertin. Nicht im Vorbeigehen die Kekse reinstopfen, sondern in Gesellschaft essen, "dann ist man schneller satt, weil man langsamer isst." Und wenn der Rest der Ernährung und die Bewegung stimmen, "dann darf es auch was Fettiges vom Weihnachtsmarkt sein", sagt Rademacher.

An Weihnachten kochen übrigens 35 Prozent der Deutschen Würstchen mit Kartoffelsalat. "Das geht schnell", sagt Rademacher. Sie selbst übrigens zählt zu jenen, die an Heiligabend nicht lange in der Küche stehen will. "Ich bereite immer Pasteten mit Ragout fin vor", sagt sie. Anstatt die kalorienreiche Variante mit Mayonnaise empfiehlt die Professorin einen warmen Kartoffelsalat mit Essig und Öl. Bei den Würstchen dürfen es dann aber schon die klassischen Wiener sein, "Tofuwürstchen gehen gar nicht", findet sie. Bei rund einem Viertel der Deutschen kommt Geflügel auf den Tisch - Huhn, Ente, Gans. "Das Ziel an Weihnachten sollte es nicht sein, Kalorien zu sparen. Da darf man auch mal mehr essen", sagt Christel Rademacher.

Ihr ist es wichtig, dass auf die Herkunft des Essens geachtet wird. Dass an einer Gans auch mehr dran ist als nur die Keule. "Wir haben eine Verantwortung", sagt sie. Übrigens: "Rotkohl kommt nicht aus dem Glas oder aus dem Gefrierbeutel", fügt sie hinzu." Fast genauso viele Menschen essen Fondue oder Raclette an Heiligabend, weil man lange zusammensitzt und nicht so viel vorbereiten muss. Außerdem beliebt: Braten, Fisch und Wild.

Naschen ist erlaubt, in Maßen. Das gilt genauso für die guten, gesunden Lebensmittel. "Da sollte man auch nicht übertreiben", sagt sie. Mit 15 Mandarinen am Tag oder einer ganzen Tüte Walnüsse tut sich niemand einen Gefallen. Und wer meint, die Weihnachtszeit sei verantwortlich für die zusätzlichen Pfunde auf den Hüften, dem sagt Christel Rademacher immer: "Man nimmt nicht zwischen Weihnachten und Neujahr zu, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten.

(RP)
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