Kempen In memoriam Joseph Beuys

Kempen · Der 32. Todestag des Künstlers ist Anlass für eine Führung im Kaiser-Wilhelm-Museum. Die enge Verbindung zu seiner Geburtsstadt hat er stets gepflegt.

 Der Beuys-Raum im Kaiser-Wilhelm-Museum. Hinten die berühmte Barraque d'Dull Odde.

Der Beuys-Raum im Kaiser-Wilhelm-Museum. Hinten die berühmte Barraque d'Dull Odde.

Foto: T. L.

Seine ersten Lebenswochen verbrachte Joseph Beuys in Krefeld. Und seit den frühen Jahren seiner künstlerischen Arbeit war der Künstler (1921 - 1986) mit dem Kaiser-Wilhelm-Museum in seiner Geburtsstadt verbunden. Heute, am 23. Januar, jährt sich sein Todestag zum 32. Mal. Morgen, am Mittwoch, 24. Januar, führt Magdalena Holzhey in der Reihe "Kunst am Mittag" Besucher um 13.15 Uhr durch die Beuys-Räume im Kaiser-Wilhelm-Museum. Die Exponate im Haus am Joseph-Beuys-Platz bilden weltweit eine der ganz wenigen Rauminstallationen des Künstlers, die an ihrem Ursprungsort unverändert erhalten geblieben sind.

 Der Hut war Beuys Erkennungszeichen. Damit spielt er in seinem Kunstwerk "Hut an der Garderobe", das hier im Museum Kurhaus Kleve abgelichtet wurde.

Der Hut war Beuys Erkennungszeichen. Damit spielt er in seinem Kunstwerk "Hut an der Garderobe", das hier im Museum Kurhaus Kleve abgelichtet wurde.

Foto: Gottfried Evers

In keiner Region konzentriert sich heute Leben und Werk von Joseph Beuys wie am Niederrhein: Geboren wurde er 1921 in Krefeld. Die Familie lebte am Alexanderplatz 5 bevor sie nach Kleve umzog. Hier ist Beuys aufgewachsen, Studium und Lehre absolvierte er in Düsseldorf. Seit den 1970er-Jahren befindet sich im Kaiser-Wilhelm-Museum eine der wenigen noch erhaltenen Rauminstallationen des Künstlers. Aus sieben Werken bildete Beuys dort eine eigene Werkgruppe mit der Barraque d'Dull Odde (1961 bis 1967) als geistig-künstlerischem Zentrum. 1977 schuf er dafür im Museum eine permanente Installation. 1984 wurde sie von Beuys vollendet, indem er einen zweiten Raum hinzufügte. Der Museumsraum wurde dabei nicht nur körperlich, sondern auch konzeptuell in die Gestaltung mit einbezogen. "Barraque d'Dull Odde" bedeutet so viel wie "verlassener Ort": ein Doppelregal aus Holz mit allerlei Krimskrams vom Glasfläschchen bis zur Filzmatte, mit Tierknöchelchen und einem über 30 Jahre alten Haufen toter Honigbienen, dazu ein Arbeitspult und ein Stuhl. Beuys hat Rahmen und Scheiben des Museumsraumes mit deckender weißer Farbe überstrichen, um den Kellercharakter dieses "Arbeitsplatzes eines Wissenschaftlers/Künstlers" - wie die Barraque im Untertitel heißt - zu betonen. Joseph Beuys hatte eine enge Verbindung zu dem Dichter Rainer Lynen, der in einem der "Kullhäuser" wohnte. Dort fand 1948 eine Ausstellung mit dem Dichter statt, und im selben Jahr wurden im Kaiser-Wilhelm-Museum seine Arbeiten "Leuchtturm", "Roter Berg" und "Liegendes Schaf" gezeigt. Aus einem 1951 beginnenden Briefwechsel mit dem damaligen Museumsdirektor Paul Wember geht zudem hervor, dass sich beide schon länger gekannt haben. Wember versuchte, dem jungen Absolventen der Kunstakademie Aufträge und Ankäufe zu vermitteln. Die Stadt Krefeld kaufte Anfang der 1950er-Jahre den "Brunnen" an, bis zum letzten Ankauf 1976 gelangten mit Hilfe des Künstlers 53 weitere Arbeiten nach Krefeld, darunter mehrere große Plastiken.

Vor einigen Jahren hat Krefeld noch um diesen unermesslichen Schatz gebangt. Als die Sammlerin Helga Lauffs ihre Sammlung 2008 aus Krefeld abzog, drohte der Block auseinandergerissen zu werden. Denn nur zwei Werke der siebenteiligen Gruppe gehörten den Kunstmuseen: "Brunnen" (1952) und "Unbetitelt (Objekt mit Hasenfell)" von 1963. Mit einem höchst komplizierten Vertragskonvolut hat Helga Lauffs, Ehrenbürgerin der Stadt, Krefeld die zentrale Installation "Barraque D'Dull Odde" (1961-67), "Hiberina" (1957) und "Gundfana des Westens - Dschingis Khans Flagge" von 1961 (damaliger Wert vier Millionen Euro) geschenkt. Die Werke "Anschwebende plastische Ladung —> vor <— Isolationsgestell" (1960) und "Fond IV/4" (1970/71) haben die sechs Lauffs-Töchter dem Land übereignet, um 3,5 Millionen Steuern, die durch den Kunstverkauf aus der Sammlung Lauffs fällig geworden waren, zu begleichen. Das Land überließ sie den Kunstmuseen als Dauerleihgabe. Der Vertrag sieht auch vor, dass das Beuys-Werk der Öffentlichkeit zugänglich und mindestens 15 Jahre im Kaiser-Wilhelm-Museum ausgestellt sein muss.

(RP)
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