Stadt Kempen Inklusionsmodell startet an drei Schulen

Stadt Kempen · In einem Pilotprojekt wird mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres im Februar an drei Kempener Schulen erprobt, wie lernschwächere oder verhaltensauffällige Kinder im Unterricht an Regelschulen besser gefördert werden können.

Michael Klee ist überzeugt, dass der Versuch erfolgreich sein wird. Der städtische Schuldezernent bekommt geradezu leuchtende Augen, wenn er von dem so genannten RTI-Modell berichtet. Das hat er kürzlich im Jugendhilfeausschuss getan und will es am kommenden Montag, 25. November, noch einmal ausführlich im Kempener Schulausschuss (18 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses am Buttermarkt) tun. RTI steht für "Response-To-Intervention" und ist ein Modell, mit dem lernschwächere oder verhaltensauffällige Kinder in Schulen frühzeitig unterstützt werden können. Das Modell wurde in Skandinavien und den USA entwickelt. Die RTI-Methode, die von Anfang an auf Vorbeugung setzt, wird seit einem Jahr an einer Grundschule in Leverkusen erprobt. Vom zweiten Schulhalbjahr an, das im Februar kommenden Jahres beginnt, soll es an drei Kempener Schulen praktiziert werden. Ausgewählt wurden als Grundschule die Regenbogenschule, die Zweigstelle der Pestalozzi-Förderschule in St. Hubert — die Johannes-Hubertus-Schule — und das Luise-von-Duisberg-Gymnasium (LvD).

An der Regenbogenschule und am LvD gibt es bereits so genannte Inklusionsklassen. Dort werden behinderte und nicht-behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet. Mit dem RTI-Modell, so Dezernent Klee, kann dem gemeinsamen Unterricht mehr Struktur gegeben werden, können mögliche Lernschwächen oder andere Auffälligkeiten von Schülern frühzeitig erkannt werden. Die Kinder erhalten dann rechtzeitig und vorbeugend zusätzliche Förderung.

Das RTI-Modell wurde Mitte Oktober von Prof. Christian Huber bei einer Veranstaltung des Regionalen Bildungsnetzwerkes des Kreises Viersen vorgestellt. Schulamtsdirektorin Rosemarie Vossen empfiehlt das Modell, mit dem vor allem in Finnland und Kanada bereits sehr gute Erfahrungen gemacht worden sind. Der Pädagoge Prof. Huber — er lehrte viele Jahre an der Universität Köln und ist nun an der Universität in Potsdam tätig — gilt als Experte für das RTI-Modell. Er hat mit seinem Kölner Lehrstuhl die Einführung in Leverkusen begleitet. Der Modell versteht sich als Abkehr von dem alten Grundsatz, wonach der Sonderpädagoge erst dann für die besondere Förderung zuständig wird, wenn das Kind schon gescheitert ist. "Es sollen vorbeugend Hilfen gegeben werden, bevor das Kind sprichwörtlich in den Brunnen gefallen ist", betont Kempens Schuldezernent Klee. Er konnte die Verantwortlichen an den drei ausgewählten Schulen für das Projekt begeistern. Die Schulungen von Lehrerinnen, Lehrern und pädagogischen Fachkräften haben kürzlich begonnen. Die ersten Erfahrungen seien sehr positiv, berichtete die Rektorin der Regenbogenschule, Josefine Lützenburg, im Jugendhilfeausschuss. Als besonders gut bewerten die Lehrer, die mit RTI in Leverkusen arbeiten, mit dem Modell sonderpädagogischen Förderbedarf frühzeitig verhindern zu können.

Aus Sicht des regionalen Bildungsnetzwerkes und des Schulamtes des Kreises ist es wünschenswert, wenn beim Thema Inklusion an Schulen im Kreis Viersen RTI-Strukturen geschaffen werden. Kempen sieht sich dabei — dank der Initiative von Dezernent Klee — in einer Vorreiterrolle. Für Klee ist an dem Modell bestechend, dass es im laufenden Unterrichtsprozess der Regelschule angewendet werden kann, kaum Mehraufwand für die Lehrer bedeutet und — ganz wichtig — die Kinder nicht überfordert, sondern im Gegenteil entlastet, in dem etwa lernschwachen Schülern frühzeitig geholfen werden kann.

Geplant ist, dass die Einführung an den drei Kempener Schulen von wissenschaftlichen Mitarbeitern der Universität Köln begleitet wird. Der Einstieg erfolgt laut Klee zunächst ohne zusätzliches Lehrpersonal, gleichwohl könnte es zu einem späteren Zeitpunkt weitere Kräfte geben, so Klee.

(RP)
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