Stadt Kempen Jupp Pasch: Angekommen am Niederrhein

Stadt Kempen · Der St. Huberter Mundartautor legt sein neues Buch vor. Es beinhaltet Geschichte, Anekdoten und Gedichte aus sieben Jahrzehnten. Allesamt sind sie eine Liebeserklärung an seine Heimat und ihren ganz besonderen Menschenschlag.

 Jupp Pasch aus St. Hubert präsentiert ein neues Buch.

Jupp Pasch aus St. Hubert präsentiert ein neues Buch.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

"Angekommen am Niederrhein" heißt das neue Buch des St. Huberter Mundartautors Jupp Pasch. Auf über 170 Seiten nimmt er sich des liebenswerten Niederrheiners und seiner wunderschönen Heimat an - stets begleitet von einem Augenzwinkern für diesen ganz besonderen Menschenschlag. Neu sind die Geschichten, Anekdoten und Gedichte nicht, Pasch hat sie aus den vergangenen 70 Jahren zusammengetragen.

 Auch das vom Heimatverein St. Hubert liebevoll restaurierte Weberhaus an der Königstraße ist Thema im neuen Buch von Jupp Pasch.

Auch das vom Heimatverein St. Hubert liebevoll restaurierte Weberhaus an der Königstraße ist Thema im neuen Buch von Jupp Pasch.

Foto: wolfgang kaiser

Angekommen am Niederrhein: "Die kleine Kirche ist den ganzen Tag geöffnet. Hier wird nicht gestohlen." Pasch erinnert an die Nachkriegsjahre, als der Zirkus Tuhaju in St. Hubert gastierte. Nicht vergessen hat er auch "Onkel Karl", der an lauen Sommerabenden in seiner blauen Leinenjacke, seiner langen Pfeife und mit weißgescheuerten Klompen auf dem Stuhl vor dem Törchen seines Hauses an der Königsstraße saß und sich von jedem einen guten Abend wünschen ließ. Ein Meilenstein in der Nachkriegsgeschichte war die Währungsreform 1948, allmählich begann sich das Leben zu normalisieren. Pasch lieferte damals Brot aus, bekam hier und da Trinkgeld und war stolz, wenn er mal wieder eine Mark zusammen hatte. Der Autor erinnert auch an die Anfänge des Postwesens im Kendeldorf. Lange waren dort Fußboten unterwegs. 1863 rollte der Postwagen, die Dienststelle vom Königlich-Preußischen Postspediteur Peter Egidius Poeth befand sich an der Ecke Breite Straße / Aldekerker Straße. Über Osterbräuche, niederrheinische Umgangssprache und Umgang mit Sterben und Tod kommt Pasch zum Blick auf die Hausweberei in St. Hubert. Anlass ist die Restaurierung des alten Weberhaus an der Königstraße durch den Heimatverein.

In besonderer Erinnerung Paschs bleibt der Tag, an dem seine Frau im Haus eine Maus entdeckte und daraufhin nicht mehr wagte, die Küche zu betreten. Jupp Pasch hatte nicht die geringste Lust, fortan alle Küchenarbeiten zu erledigen, und entschloss sich zum Einsatz einer Todesmaschine. Vergeblich! Also nichts wie ab in das Haushaltswarengeschäft, Mausefalle kaufen. Wie Familie Pasch aus dieser Nummer herauskam, wird an dieser Stelle nicht verraten. Das kann jeder selbst nachlesen. Verraten sei: Die Geschichte nimmt einen überaus dramatischen Verlauf. Tierisch geht's weiter, wenn Pasch über seine Erlebnisse mit Katze Klara auf Norderney berichtet.

Viel haben vergessen, dass St. Hubert 18701 einen Bahnanschluss bekam und sogar einen eigenen Bahnhof hatte. 1951 beförderte der Schluff dann aber letztmals Personen von St. Hubert nach Kempen. Auch um das Schicksal des Genetivs kümmert sich der Autor. Dass der Dativ dem Genetiv sein Tod ist, gilt zumindest in St. Hubert nicht. Dort bedient man sich des Präposition "von", um den Genetiv zu umschiffen: "Die Riepe von dän Auto" sind die Reifen des Autos und die "Täng von dän Honk" sind die Zähne des Hundes.

In weiteren Geschichten geht es um Verhandlungen vor dem Amtsgericht im fernen Kempen, alten Bauernhöfen, die Herstellung einer Rübenfackel und die korrekte Zubereitung eines "Kloaskeäls". Auch vermeintliche Hexen dürfen in der St. Huberter Ortsgeschichte nicht fehlen. Als nämlich einst das 1976 abgerissene St. Huberter Krankenhaus gebaut wurde, wurde die medizinische Wissenschaft durch Aberglauben, Hexenwahn und Taufelsaustreibungen beeinflusst. Auch in St. Hubert wurden Ende des 16. Jahrhunderts unschuldige Frauen verbrannt. Am Ende noch einmal ein Ankommen am Niederrhein: "Niederrhein, ein Ort, den die Bibel meinen könnte, wenn sie sagt: Zieh' deine Schuhe aus! Der Ort, an dem du stehst, ist heiliges Land."

(RP)
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