Kreis Viersen Jury kürt die besten Nachwuchsvorleser

Kreis Viersen · Im Forum des Kreishauses traten neun Jungen und zwölf Mädchen im Vorlesewettbewerb gegeneinander an. Zwei von ihnen werden zum Bezirkswettbewerb geschickt. Ein Gewinner kommt von der Liebfrauenschule Mülhausen.

 Der Kaldenkirchener Erik Tretbar nahm für die Realschule Nettetal teil. Er las aus dem Buch "Die wilden Kerle" vor. Eine Jury bewertete unter anderem, wie er den Text interpretierte.

Der Kaldenkirchener Erik Tretbar nahm für die Realschule Nettetal teil. Er las aus dem Buch "Die wilden Kerle" vor. Eine Jury bewertete unter anderem, wie er den Text interpretierte.

Foto: Busch

Es ist mucksmäuschenstill im Saal. Alle lauschen aufmerksam den besten Lesern der weiterführenden Schulen aus dem gesamten Kreis Viersen. Vor einer achtköpfigen Jury lesen die Kinder der sechsten Klassen eine Passage aus ihrem mitgebrachten Buch vor. "Und das drei Minuten lang, danach bewerten wir die Leistung nach verschiedenen Kriterien", sagt Heidrun Fomferra, Mitarbeiterin im Schulamt für den Kreis Viersen.

Erik Tretbar vertritt beim Vorlesewettbewerb die Realschule Nettetal. Der Junge ist aufgeregt und hat besonders in den letzten Tagen viel in seinem Buch "Die wilden Kerle" gelesen: "Ich habe es hier nicht so groß erwartet", gibt der Kaldenkirchener zu. Damit meint er den riesigen Sitzungssaal im Forum des Kreishauses. Zudem beeindruckt die gegenübersitzende Jury aus Vertretern des Schulamtes, Schulwesens und auch Mitarbeitern der Mayerschen Buchhandlung, die nicht nur die Abschlussgeschenke gesponsert hat: Die Mitarbeiter durften die "Fremdtexte", die auch Teil des Wettbewerbs sind, mit auswählen.

Bevor die Schüler starten, gibt Martina Hans, Schulaufsichtsbeamtin für Grundschulen, die Kriterien bekannt. Die Jury achtet auf Lesetechnik, Interpretation des Textes und auch auf die Textauswahl. Lena Reuters wird aus dem Buch "Ostwind-Rückkehr nach Kaltenbach" vorlesen. "Ich habe eine spannende Passage ausgesucht mit viel wörtlicher Rede, vielen Frage- und Ausrufesätzen", sagt die Schülerin, die die Realschule in Niederkrüchten besucht. Wie auch die anderen Leser passt die Elfjährige ihre Stimme den jeweiligen Protagonisten an und erzeugt dadurch viel Abwechslung beim Lesen. Vor einer großen Gruppe Schülern, Eltern, Freunden, und natürlich der Jury zu sitzen und dabei seine Geschichte so fehlerfrei wie möglich vorzulesen, erfordert viel Mut. Die Kinder sind souverän, es ist erstaunlich, wie gut sie ihre Texte interpretieren können und ihre Zuhörer in den Bann ziehen.

Die Schüler sind eingeteilt nach den Bezirken Nordost und Südwest. "Jeweils die besten Drei aus den beiden Gruppen bekommen dann einen Fremdtext und müssen diesen vortragen", sagt Martina Hans. Hier die richtige Tonlage zu treffen und Fremdwörter und englische Namen korrekt auszusprechen, ist gar nicht so einfach. "Man denkt erstmal nur darüber nach, dass man seinen eigenen Text gut rüberbringt", sagt Malina Pastors, Schülerin am Werner-Jaeger-Gymnasium in Lobberrich. "Glanz mit Sommersprossen", heißt ihr mitgebrachtes Buch. Sie hofft, dass die von ihr ausgewählte "lustige" Passage auch bei der Jury gut ankommt und sie damit punkten kann.

Seit 1959 wird der Vorlesewettbewerb für die sechsten Klassen bereits veranstaltet. Martina Hans freut sich besonders, dass das Vorurteil, dass Jungen weniger lesen, nicht zutrifft: "Ich zähle neun Jungen und zwölf Mädchen, das ist super", sagt sie. Für die besten Leser geht es nach dem gestrigen Vorlesewettbewerb auf Bezirks-, später Landesebene weiter. Schließlich findet das Bundesfinale im Juni statt. Daran denkt hier noch niemand. "Ich bin sehr froh, dass ich für meine Schule hier lesen darf", sagt die elfjährige Malina Pastors.

Erik Tretbar hält seinen Glücksbringer zwischen den Fingern: "Ein rumänischer Ein-Euro-Schein ist das", sagt der Realschüler. Er ist der Letzte, der seinen Text präsentieren darf. "Die Anspannung bleibt also bis zum Schluss", weiß er.

Die Jury hat gestern viele Geschichten über komische-Geräusche-machende Meerschweinchen, einen verrückten Wissenschaftler mit Sprachfehler und eine stimmlich herausfordernde Passage über eine alleinerziehende Mutter und ihre drei Kinder sowie die tratschende Nachbarin gehört. Für Erik geht es nicht weiter zum Bezirkswettbewerb. Aber so wie er, sind auch alle anderen Teilnehmer froh, dabei gewesen zu sein.

(RP)
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