Stadt Kempen Kartenspieler auf Kneipentour

Stadt Kempen · Das größte Bridgeturnier am Niederrhein fand jetzt in Kempen statt. Mehr als 100 Spieler nahmen teil. Mit einem Stadtplan fanden sie den Weg zu den verschiedenen Spielstätten. Die Sieger kamen aus Düsseldorf.

 Mit Konzentration bei der Sache (v.l.): Ursula Geurts, Katja Schulz, Marina Berckemeyer und Doris Hegmanns beim Bridgespielen.

Mit Konzentration bei der Sache (v.l.): Ursula Geurts, Katja Schulz, Marina Berckemeyer und Doris Hegmanns beim Bridgespielen.

Foto: achim Hüskes

"Kempen ist ein anheimelndes Städtchen!", meint Diana Farken aus Düsseldorf und schaut lächelnd auf den Buttermarkt. Ihr Partner Achim Greune, der gerade das Kemp'sche Huus verlässt, setzt hinzu: "Schöne Lädchen in einer gepflegten Altstadt, und die Leute sind alle sehr nett!" "Gemütlich geht's hier zu, ohne Hektik", kommentiert Helga Herwick aus Krefeld, und ihre Freundin Christine Clees aus Rheinberg ergänzt: "Die winkligen Gassen zaubern eine schöne Atmosphäre!" Farken und Greune gehören dem Düsseldorfer Bridge-Club Jan Wellem an, Herwick und Clees dem Bridge-Club Krefeld 1970. Vier von 68 Auswärtigen, die in die Thomasstadt gekommen sind, um am dortigen Thomas-à-Kempis-Turnier teilzunehmen.

Dieses Spieler-Treffen, das der Kempener Bridge-Club 2010 in kleinem Rahmen begann, hat sich mittlerweile zum größten Bridge-Event am Niederrhein entwickelt, wahrscheinlich sogar zum größten Treffen in ganz Nordrhein-Westfalen. Und das in einer originellen Form: als Kneipentour.

100 Turnierteilnehmer, davon 18 aus den Niederlanden und 50 aus der deutschen Nachbarschaft, flanieren an diesem Samstag durch die Innenstadt, steueren mithilfe eigens angefertigter Stadtpläne gastliche Spielorte an: das Kolpinghaus, die Ela, das Ercklentz, die Lekkerey am Kuhtor, das Kemp'sche Huus, das Papillon an der Thomasstraße und schließlich das Bridge-Clubhaus bei der Arbeiterwohlfahrt am Spülwall. Auf diese Weise bewältigt jedes Spieler-Paar insgesamt sieben Runden zu jeweils fünf Boards in sieben verschiedenen Etablissements.

Kurze Erklärung für den Nichtfachmann: Beim Bridge geht's darum, möglichst viele Stiche zu erzielen, wobei alle Paare mit den gleichen Karten spielen. Pro Spiel wird ein Board mit jeweils 52 Karten verwendet, also 13 pro Spieler. Beim Offenen Turnier wie dem in Kempen müssen von jedem Spieler 40 Spiele geleistet werden; das ist eine Menge und fordert den ganzen Tag. Kein Problem für die Turnierteilnehmer, die alle über einen reichen Erfahrungsfundus verfügen. Kein Problem auch für Turnierleiter Uwe Breusch, den Überblick zu behalten. Vom Kolpinghaus aus dirigiert er den Ablauf und ermittelt mithilfe fliegender Boten laufend den Leistungsstand.

Seit 25 Jahren ist Breusch als Turnierleiter tätig: Als Inhaber des silbernen Turnierscheins darf er nationale Turniere leiten. Zum Turnier waren 114 Spieler gemeldet, aber dann gab's in letzter Minute Ausfälle durch Erkrankungen, durch Unfälle, einige fehlen auch unentschuldigt. Aber Kempens Club-Chef Piet van der Eijk, vormals Richter im niederländischen Maastricht, löst mit schneller Urteilskraft jedes Problem. "Eine Teilnehmerin hatte sich den Fuß verstaucht und konnte nicht mehr durch die Altstadt laufen", berichtet er. "Der haben wir im Sanitätshaus an der Burgstraße einen Rollstuhl besorgt." Um die Akteure fit zu halten, hat der Gastgeberclub die entsprechende Stärkung geordert. Zur Mittagszeit halten vier Restaurants jeweils eine kleine Speisenauswahl bereit: zum Beispiel Hähnchenschenkel mit Reis, leicht vom Knochen gelöst, in der Ela; Tafelspitz auf Meerrettich-Spiegel im Kemp'sche Huus; Schweinefilet mit Sauce Hollandaise im Kolpinghaus; und: "Für die Spieler haben wir gefüllte Gnocchi mit Spargel gezaubert", sagt im Ercklentz Gastronomie-Mitarbeiterin Caroline Hallmann.

Strahlende Gesichter gibt's auch abends bei der Prämierung im Kolpinghaus. Den Siegespreis empfangen Ursula Woite und Ulrike Baumanns von der Düsseldorfer Bridge Akademie. Dichtauf gefolgt von Renate Wynen und Rolf Herklotz vom Klaveren (zu deutsch: Treffpunkt) 11 Venlo. Dritte: Christine Bolik und Robert Jaßniger vom BSC Essen.

(hk-)
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