Stadt Kempen Kein neues Stadtarchiv für Kempen

Stadt Kempen · Im Kulturausschuss gab es ein deutliches Votum, das Kempener Stadtarchiv weiterhin in der Obhut des Kreisarchivs zu belassen, auch wenn die Kreiseinrichtung nach Viersen umzieht.

Der Kulturausschuss diskutierte in seiner Sitzung am Montagabend im Kempener Rathaus nicht lange über das Thema. Bis auf die SPD stimmten alle Fraktionen dafür, kein neues eigenständiges Stadtarchiv einzurichten, wenn das Kreisarchiv spätestens 2020 die Kempener Burg verlässt und in den geplanten Neubau in Viersen-Dülken umzieht.

Sprecher aller Fraktionen bedauerten, dass sich die Entwicklung des Kreisarchivs von Kempen weg bewegt habe. Aber deshalb ein neues Stadtarchiv zu bauen, hielten Sprecherinnen und Sprecher von CDU, Grünen, Linken und Freien Wählern aus wirtschaftlichen Gründen für nicht vertretbar. Wie berichtet, hatte sich Bürgermeister Volker Rübo, der auch Kulturdezernent der Stadt ist, in seiner Beratungsvorlage für den Kulturausschuss eindeutig gegen ein neues Stadtarchiv und für die Fortsetzung der Betreuung des Kempener Archivgutes durch das Kreisarchiv ausgesprochen. Die Stadt hatte durch das Beratungsunternehmen Assmann-Gruppe grob berechnen lassen, was der Bau eines neuen Archivs kosten würde. Mit fast 1,3 Millionen Euro kalkulieren die Experten einen solchen Neubau, ohne den Erwerb eine dafür erforderlichen Grundstücks. Weitere 200.000 Euro würden jährlich für Betriebs- und Personalkosten anfallen. Wenn das Stadtarchiv weiterhin in der Obhut des Kreisarchivs verbliebe, müsste Kempen - wie bisher - eine Umlage an den Kreis zahlen. Dafür hat Kempen im vergangenen Jahr rund 15.000 Euro an den Kreis überwiesen.

Bürgermeister Rübo hatte in seiner Vorlage für den Ausschuss die Bedeutung des Kempener Archivgutes betont. Vor allem die mittelalterlichen Urkunden und Dokumente "haben nicht nur lokale, sondern auch regionale Bedeutung. Die Vorstellung fällt daher schwer, dass das Stadtarchiv künftig nicht mehr in Kempen beheimatet sein soll. Es widerspricht dem Selbstverständnis und dem Selbstbewusstsein einer Stadt mit einer reichen und wechselvollen Geschichte", so Rübo.

Diese Ansicht vertraten auch die Ratsparteien. Gleichwohl seien die Kosten für einen Neubau zu hoch - auch angesichts der geringen Akzeptanz, die das Archiv bei den Bürgern habe. Für das wissenschaftliche Arbeiten sei die Trennung von Stadt- und Kreisarchiv wenig sinnvoll, meinte die Historikerin Dr. Ina Germes-Dohmen, kulturpolitische Sprecherin der CDU im Ausschuss. Wichtig ist für die Politik, dass wesentliche Urkunden in Kopie im Kramer-Museum gezeigt würden. Außerdem müsse der Kreis sicherstellen, dass Archivexperten mit Schülern sowohl in den Kempener Schulen als auch im neuen Kreisarchiv in Viersen-Dülken arbeiteten.

Ein letztes flammendes Plädoyer für ein eigenständiges Stadtarchiv hielt SPD-Ratsherr Heinz Wiegers. Der pensionierte Pädagoge - er leitete zuletzt die Grundschule in Oedt - kritisierte die Entwicklung, die zum neuen Kreisarchiv in Dülken geführt hatte. Er bezeichnete die Verlegung des Stadtarchivs als "geschichtsvergessen". Es sei ungewiss, wie die Verbindung des Stadtarchivs - wenn es in Dülken beheimatet ist - zu Kempen sichergestellt werden könne.

(RP)
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