Kreis Viersen Keine freie Schulwahl

Kreis Viersen · Die Gesamtschulen stehen unter Druck. Sie werden von Anmeldungen fürs neue Schuljahr 2008/2009 regelrecht überschwemmt. Viele Schüler müssen abgewiesen werden. Die Schulpflegschaftsvorsitzenden der vier Gesamtschulen im Kreis Viersen machen auf die schwierige Lage der Gesamtschulen nicht nur im hiesigen Kreis aufmerksam. Aufgrund mangelnder Kapazitäten mussten in diesem Jahr durchschnittlich fast 50 Prozent der angemeldeten Schüler abgelehnt werden. „Und das hat nichts mit der Qualität der Schüler zu tun“, betonte gestern Anita Thelen, Schulpflegschaftsvorsitzende der Gesamtschule Nettetal. „Viele haben sogar eine Gymnasialempfehlung.“ Vielmehr spielen vorgegebene Faktoren wie Geschlechterverteilung, Ausländeranteil und die Kapazität des jeweiligen Zweigs eine Rolle.

Durchlässigkeit gesunken

Da die Grundschulempfehlungen verbindlich sind, ist die Durchlässigkeit des klassischen Drei-Stufen-Systems gesunken. „Viele Eltern entscheiden sich daher bewusst für die Gesamtschule, um ihrem Kind eine frühzeitige Festlegung zu ersparen“, so Thelen. „Viele scheuen auch den Druck des Abiturs auf dem Gymnasium. Den gibt es so nicht auf den Gesamtschulen.“ Probleme bereitet auch die neu eingeführte Empfehlungsform der „eingeschränkten Gymnasialtauglichkeit“. Mit einer solchen Empfehlung können die Kinder auf einer Gesamtschule ohne weiteres angenommen werden, auf dem Gymnasium findet vorher eine Nachprüfung statt.

Auch für Kinder mit einer Hauptschulempfehlung steigt der Druck: „Die Hauptschule ist momentan so stigmatisiert, dass viele sich minderwertig fühlen, wenn sie dorthin sollen. Darum wählen viele die Gesamtschule.“

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort