Stadt Kempen Kempen im Wandel der Zeiten

Stadt Kempen · Schon zum vierten Mal erscheint der Kalender "Kempen im Wandel der Zeiten". Gestern stellten der Erste Beigeordnete Hans Ferber und die Fotogruppe der Freiwilligenagentur das gerade fertig gewordene Exemplar für 2016 vor.

 Beigeordneter Hans Ferber (r.) stellte gestern den neuen Kalender vor. Mit dabei waren (v.l.): Wilhelm Spee, Edith Heyer, Josef Lamozik, Claudia Stox, Karl-Heinz-Hermans und Hedwig Stirken.

Beigeordneter Hans Ferber (r.) stellte gestern den neuen Kalender vor. Mit dabei waren (v.l.): Wilhelm Spee, Edith Heyer, Josef Lamozik, Claudia Stox, Karl-Heinz-Hermans und Hedwig Stirken.

Foto: achim hüskes

Josef Lamozik, Wilhelm Spee, Edith Heyer, Claudia Stox und Altbürgermeister Karl-Heinz Hermans treffen sich jede Woche zwei Stunden, um das umfangreiche Fotoarchiv der Stadt Kempen zu sichten und die Bilder zu zuordnen. Das Archiv ist so vielfältig, dass es hoffentlich noch viele weitere Ausgaben der Kalender geben wird, hofft Ferber.

Denn inzwischen warten viele schon auf den nächsten Kalender und fragen früh nach, wann er denn erscheint. Ferber, der erst 1985 nach Kempen kam, wundert sich immer noch, wie reizvoll der Vergleich alter und neuer Ansichten von Kempener Ecken ist.

Angefangen hat es damit, dass die Gruppe das Bildarchiv im Rathaus ordnen wollte. Das war und ist bis heute ein Projekt der Freiwilligenagentur. Zwar gibt es auch viele historische Aufnahmen im gemeinsamen Archiv von Stadt und Kreis in der Burg, aber hier war noch ein Schatz, den es zu heben galt. Dann kam die Idee, doch die abgebildeten Gebäude und Straßenzüge aus heutiger Sicht zu fotografieren. Mit der Gegenüberstellung dieser Bilder wurde 2011 eine erste Ausstellung im Rathausfoyer gestaltet. Die war so erfolgreich, dass die Idee des Kalenders geboren wurde.

Reizvoll ist der Kalender nicht nur für alte Kempener, denen zu vielen Bildern Erinnerungen einfallen, sondern auch für Neubürger. Gleich auf dem Deckblatt geht es los mit der wohl gewaltigsten Veränderung, die Kempen in den letzten Jahren erlebt hat. Oben das alte Kreishaus, wo schon die wenigen abgestellten alten Autos einen schmunzeln lassen, darunter der moderne Klosterhof, der an gleicher Stelle entstanden ist.

Dies zieht sich dann fort. Wo einst die alte Rettungswache stand, ist nun auch ein moderner Hauskomplex entstanden, ebenso am Bahnhof, wo früher der Schluff-Bahnhof war. Generationen von Kempenern haben im Hohenzollernbad, dort wo heute die Orsay-Straße ist, das Schwimmen gelernt. Heute steht an dieser Ecke die Ladenpassage des Klosterhofs. Oder der Neubau Ecke Kerkener Straße/ Ring, wo früher das Polizeigebäude stand. Gleich im nächsten Monat folgt ein noch älterer Blick auf das Gebäude. Hier hatte der jüdische Anwalt Dr. Winter seine Kanzlei vor der Nazi-Zeit.

Hermans fügt gleich weitere Erinnerungen zu. Seine Kindheit spielte sich im Gässchen an der Ölstraße, Ecke Heilig-Geist-Straße ab. Hier erlebte er auch die Schrecken der Nazizeit, wo jüdische Nachbarn aus ihren Häusern geholt wurden. Er erinnert sich noch genau die Namen der Nachbarn, weiß, wie sie mit dem in den Falten des Mantels schamhaft versteckten Judenstern durch die Stadt gingen. Weitaus fröhlicher da seine Geschichten vom Kinderspielplatz an der Burg. Ohne Bedenken konnten die Kinder ihre Schuhe abstellen, um im Sand zu spielen. Weg kam da nichts. So geht das beim Blättern im Kalender.

Man kommt aus dem Erzählen nicht mehr heraus. Das ging ihnen auch bei der Arbeit am Kalender so, erzählt Josef Lamozik. In Teamarbeit wird herausgesucht, welche Bilder in den Kalender kommen. Dann machen sich die Fotografen Josef Lamozik und Edith Heyer mit ihren Kameras auf den Weg, um den möglichst gleichen Blickwinkel heutzutage abzulichten. Beim Erzählen von der Arbeit kommt gleich der nächste Gedanke auf. Man sollte doch die Geschichten zu den Bildern aufschreiben. Das wird bei der schon jetzt geplanten nächsten Ausstellung auch geschehen, so Lamozik.

Und es gibt noch ein neues Thema. Ihnen ist eine Sammlung mit Bildern von Menschen in Kempen überlassen worden. Das reizt die inzwischen zu Profis der Bildgeschichte Fotobegeisterten gewordenen natürlich.

(sr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort