Stadt Kempen Kempen im Zeichen der Burg

Stadt Kempen · Seit gestern arbeiten Studenten von verschiedenen Hochschulen aus Nordrhein-Westfalen in und an der Kempener Burg. Zum Auftakt der Ideen-Werkstatt gab es eine Einführung des Stadtplaners Professor Peter Zlonicky, einer der Väter der Kempener Altstadtsanierung.

 Wie entwickelt sich die frühere kurkölnische Landesburg Kempen in der Zukunft? Um diese Frage geht es seit Montag bei der Ideen-Werkstatt mit Studenten verschiedener Hochschulen in Nordrhein-Westfalen.

Wie entwickelt sich die frühere kurkölnische Landesburg Kempen in der Zukunft? Um diese Frage geht es seit Montag bei der Ideen-Werkstatt mit Studenten verschiedener Hochschulen in Nordrhein-Westfalen.

Foto: Kaiser

Stadterneuerung als ständiger Lernprozess und seit Montagabend spannendes Lernprojekt für 19 Studierende. Sie wie auch Kreisdirektor Dr. Andreas Coenen, Bürgermeister Volker Rübo und der begleitende Professor Kunibert Wachten sowie viele Besucher des Auftaktes im Rokokosaal des Kulturforums sehen der Studentenwerkstatt zur Umnutzung der Burg mit Spannung entgegen.

Mit Professor Peter Zlonicky, der vor 50 Jahren die Altstadtsanierung in Kempen begleitete, hatten die Organisatoren den richtigen Referenten gefunden. Es war interessant, seinen Erinnerungen und seinem Ausblick auf die Zukunft zu lauschen. Rückblickend beschrieb er den Mut der damaligen Stadtverwaltung, angeführt vom kürzlich verstorbenen früheren Stadtdirektor Klaus Hülshoff, und dem Rat, ihn als relativ jungen Städteplaner mit der Aufgabe zu betrauen. Und noch im Nachhinein bewunderte er die Kempener, die seine Pläne getragen, aber auch ertragen hätten.

In den 1960er-Jahren gab es andere Leitbilder als heute im Städtebau, so der Fachmann. Der Zustand der Gebäude, die zunehmende Motorisierung standen im Vordergrund. Aber anders als in anderen Städten hatte Kempen den von ihm vorgeschlagenen Weg der Erhaltung von möglichst viel vorhandener Bausubstanz gewählt. Mit viel Aufwand wurden damals die Gebäude begutachtet und Wege in die Stadt, auch die der Fußgänger, analysiert. Eine Arbeit, die sich lohnte und das heutige Bild der Altstadt prägt. Auch wenn Zlonicky bedauerte, dass nach Ende seiner Arbeiten mancher Abriss von Bausubstanz geschah, den er so nicht gewollt hatte.

 Prof. Peter Zlonicky gestand ein, dass es bei der Altstadtsanierung vor 50 Jahren aus heutiger Sicht auch Fehler gegeben hat.

Prof. Peter Zlonicky gestand ein, dass es bei der Altstadtsanierung vor 50 Jahren aus heutiger Sicht auch Fehler gegeben hat.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Inzwischen hat die Sanierung des historischen Stadtkerns auch über Nordrhein-Westfalen hinaus Beispielcharakter, so Zlonicky. Als Bedingungen für die Städteplanung gebe es als Leitbilder immer noch den Einzelhandel in der Stadt zu erhalten, ebenso das Wohnen in der Altstadt zu ermöglichen. Das Zusammenleben von verschiedenen Generationen und Kulturen müsse in einer "inneren Balance" stehen. Wichtig seien auch die Entwicklungen von Klima und Energiewende in ihren Auswirkungen auf die Stadt. Ebenso Maßstäbe zu entwickeln, wie neue Architektur neben der alten Substanz Platz finden könne. Es müsse sich für die Planung eine "Sprache aus der Identität der Stadt" ergeben, meinte er. Und diese erlebe immer wieder Veränderungen.

Angenehm sachlich war die anschließende Diskussionsrunde mit den Besuchern. Zustimmung gab es für den Gedanken, aus dem Gebäude der Burg als Kulturerbe der Stadt eine Burg für die Bürger zu machen. Ein Beitrag regte an, bei Erhaltung des imposanten Äußeren das Innere grundsätzlich neu zu konzipieren oder auch über eine Ergänzung des Baus nachzudenken. Dem stimmte auch Torsten Schröder, als Leiter des Tiefbauamtes mit den Gegebenheiten bestens vertraut, zu: Die Burg sei imposant anzusehen, umso enttäuschter stelle man im Inneren fest, das nichts darin sei. Dabei gebe es hier ein großes Nutzungspotenzial. Gegen Anbauten gab es allerdings Protest. Ein Besucher wollte wissen, ob auch das umliegende Gelände in die Konzepte einbezogen würde. Was sicherlich möglich wäre, so Professor Wachten. Weiter gab es die Frage, ob es Restriktionen bei der Nutzung des Gebäudes gebe, müsse sie weiterhin öffentlich genutzt werden oder könne auch über eine Privatisierung nachgedacht werden.

Erstaunt war Kreisdirektor Coenen, dass erstmals gefragt wurde, warum überhaupt die Nutzung der Burg verändert werden solle. Dies liege daran, dass Kreis und Stadt die Burg noch mehr öffnen wollen. Aufgenommen wurde von Wachten die Anregung aus dem Publikum, Ideen die im Rahmen der offenen Werkstatt-Tage und der Abschlussveranstaltung von den Bürgern kommen, zu notieren und so die Beiträge sowie Wünsche zu dokumentieren. Dann können sie in die weitere Arbeit der Studenten einfließen. Von den Studenten erhoffte sich Bürgermeister Rübo, dass sie bei ihrer Arbeit unbelastet von jeglichen Vorgaben kreativ werden. Schließlich hätten Studenten selten die Gelegenheit, eine Burg zu überplanen? Er freut sich auf spannende Tage.

(sr)
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