Stadt Kempen Kempen will Burg für Bürger öffnen

Stadt Kempen · Der Stadtrat hat eine Machbarkeitsstudie zur künftigen Nutzung des Wahrzeichens der Stadt beschlossen. Ein Fachbüro soll untersuchen, wie das Gebäude für die Bürger genutzt werden kann, wenn das Kreisarchiv ausgezogen ist.

 Die ehemalige kurkölnische Landesburg ist ein Wahrzeichen der Stadt Kempen, befindet sich aber im Besitzes des Kreises. Kempen lässt jetzt prüfen, was nach der Übernahme eine Sanierung und Nutzung in Eigenregie kosten würden.

Die ehemalige kurkölnische Landesburg ist ein Wahrzeichen der Stadt Kempen, befindet sich aber im Besitzes des Kreises. Kempen lässt jetzt prüfen, was nach der Übernahme eine Sanierung und Nutzung in Eigenregie kosten würden.

Foto: Prümen

Bürgermeister Volker Rübo hatte seinen Plan erstmals bei einer CDU-Parteiversammlung im Oktober vorigen Jahres erläutert. Nachdem es in den vergangenen Jahren bereits etliche Diskussionen um eine mögliche neue Nutzung der Kempener Burg gegeben hatte, rückte Rübo mit seinen Vorstellungen die Burg als Haus für die Bürger stärker in den Mittelpunkt. Der Arbeitstitel lautet seither "Bürgerburg". An diesem Thema soll nun konkret weitergearbeitet werden. Der Stadtrat beschloss gegen die Stimmen von SPD und Grünen, das Dortmund Architektur- und Planungsbüro Assmann mit einer so genannten Machbarkeitsstudie zu beauftragten. Assmann soll vor allem eine Kostenschätzung liefern für den Fall, dass die Stadt das 600 Jahre alte Gebäude nach dem Auszug des Kreisarchivs übernimmt und umbauen lässt.

Der Auszug steht erst 2020 an. Dann soll bekanntlich der Neubau fürs Kreisarchiv in Dülken stehen. Doch der Landrat drängt die Stadt Kempen darauf, bereits bis zum Sommer zu erklären, ob sie die Burg, die sich im Besitz des Kreises Viersen befindet, übernehmen möchte. Fest steht: Der Kreis möchte seine Immobilie los werden. Eine Markterkundung, die auch von Assmann im vorigen Jahr im Auftrag des Kreises vorgenommen worden war, hatte gezeigt, dass es kaum private Interessenten gibt, die die Burg kaufen würden. Die Stadt Kempen hatte zudem durch Assmann prüfen lassen, ob sich die Burg für die Unterbringung von Teilen der Stadtverwaltung eignet. Das Ergebnis ist bekannt: Dazu eignet sie sich nicht. Die Kosten für einen Umbau stünden in keinem Verhältnis zum angestrebten Nutzen.

Dennoch halten Politik und Verwaltung in Kempen an dem Wunsch fest, das Wahrzeichen stärker für die Bürger zu öffnen. Eine gastronomische Nutzung im Erdgeschoss ist ebenso denkbar wie die Unterbringung des Standesamtes für Trauungen im historischen Ambiente. Für die oberen Etagen ist eine Nutzung durch die Kreisvolkshochschule (VHS) denkbar. Entsprechende Signale aus Viersen gibt es. Gleichwohl wird - wie die RP gestern berichtete - der Hauptsitz der VHS in Viersen bleiben. Vorstellbar ist aber die Ansiedlung eines oder mehrerer Fachbereiche, die zum Gebäude passen. Das könnten die Sprachen ebenso sein wie Kultur oder Politik und Gesellschaft. Ferner sollten - angedockt an die VHS - zumindest die wichtigsten Dokumente der Kempener Stadtgeschichte hier gezeigt werden. Assmann soll vor allem die Kosten für die notwendige Sanierung und den barrierefreien Umbau des Gebäudes ermitteln. Auf der Basis der Kostenschätzung soll der Stadtrat im Herbst entscheiden.

Ein Verbleib des Stadtarchivs als eigenständige Einrichtung in Kempen nach dem Wegzug des Kreisarchivs - wie es die Kempener SPD vorgeschlagen hat - scheint unrealistisch. Der Bau eines neuen Stadtarchivs würde - ohne Grundstück - fast 1,5 Millionen Euro kosten. Zusätzlich müssten pro Jahr etwa 185.000 Euro fürs nötige Personal und den Betrieb der kulturellen Einrichtung kalkuliert werden. In ihren Haushaltsreden erteilten die Fraktionschefs Wilfried Bogedain (CDU), Irene Wistuba (FDP) und Udo Kadagies (Freie Wähler) diesem Vorschlag schon mal eine klare Absage.

Ihre Parteien stimmten allerdings für die Machbarkeitsstudie zur künftigen Nutzung der Burg als "Burg für die Bürger" unter den dargestellten Vorgaben. Die Grünen waren dagegen, nach Studienwerkstatt, Markterkundung und Gutachten zur Prüfung der Nutzung als Verwaltungsnebenstelle, nun schon wieder eine teure Expertise in Auftrag zu geben. Die SPD-Fraktion stimmte gegen den Plan, weil die Sozialdemokraten sich nicht vom Landrat drängen lassen möchten.

Gleichwohl: Landrat Dr. Andreas Coenen will das Thema Burg endlich vom Tisch haben. Wenn die Stadt Kempen sich nicht bald bereit erklärt, die Immobilie zu übernehmen, dann will der Kreis nochmals versuchen, sie an private Investoren zu verkaufen. Interessenten soll es nach RP-Informationen geben. Immerhin steht der Landrat zu seinem Wort, die Modalitäten der Übernahme für die Stadt Kempen kostengünstig zu gestalten und mit der Volkshochschule einen attraktiven Ankermieter zu liefern. Die Geschäftsstelle des "Kulturraum Niederrhein", die bereits in Burg ist, könnte dann übrigens dort bleiben.

(RP)
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