Stadt Kempen Kempener Hilfe für Straßenkinder

Stadt Kempen · Seit 25 Jahren gibt es das Kinderhilfsprojekt "Arbol de la Esperanza" in Quito, der Hauptstadt von Ecuador. Die Kempenerin Angela Aretz leitet dort ein Heim für Straßenkinder. Jetzt gab es neue Nachrichten vom Kinderhaus.

Angela Aretz informiert regelmäßig über die kleinen und großen Erlebnisse im Kinderhaus. Erziehung und Bildung gehören genauso zum Programm wie auch das Bemühen, die Kinder und Jugendlichen wieder an ein geregeltes soziales Leben zu gewöhnen. Viele kennen dies nicht, teilweise sind sie durch Gewalt oder schlimme Erlebnisse in ihren Familien traumatisiert. Finanziert wird das Projekt durch Spenden.

In diesem Frühjahr wurde das 25-jährige Bestehen des Hilfswerks in Kempen gefeiert. Viele der Unterstützer kamen ins Pfarrzentrum Christ-König im Hagelkreuz, um mitzufeiern und von den aktuellen Entwicklungen zu hören. Im Juli wurde dann im Kinderhaus in Ecuador gefeiert. Angela Aretz' Bruder Christoph berichtet davon im jüngsten Informationsbrief des Vereins. Ihn hat besonders die Verbundenheit beeindruckt, die sich zwischen den Kindern und ihren Familien in Ecuador und Deutschland entwickelt hat. Viele Kinder waren bei der Feier dabei, ebenso Mitarbeiter, Freunde und Unterstützer des Vereins in Ecuador.

Das Kinderhaus ist im Viertel "Nuevos Horizontes" fester Bestandteil des Lebens geworden. Sehr viele Jungen haben in den vergangenen 25 Jahren vom "Arbol", so Christoph Aretz, profitieren können. Und sie halten dem Kinderhaus teilweise immer noch die Treue. Teilweise haben sie selbst schon Familie und kamen mir ihren Angehörigen zum Fest. Andere arbeiten zum Beispiel in der Verwaltung mit oder sind als Erzieher tätig - und dies sogar neben der eigenen Ausbildung.

Bis es so weit kommt, müssen die Erzieher und übrigen Mitarbeiter im Kinderhaus aber oft harte Überzeugungsarbeit bei den Kindern und Jugendlichen leisten. So ist eine Kleingruppenarbeit zum Thema des "Barmherzigen Samariters" geeignet, den Kindern Hilfsbereitschaft zu vermitteln. Sie sollen lernen, dass man auch uneigennützig für andere da sein kann. Angela Aretz erzählt in ihrem Infobrief ganz erfreut, dass die Arbeit in Kleingruppen mit der Erarbeitung von kleinen Szenen zu dem biblischen Thema ohne Streit verlief. Das ist nicht unbedingt der Normalfall. Gleichzeitig erzählt sie dann doch ein wenig enttäuscht, dass der Adventskalender abgehängt werden musste, weil irgendjemand mehr als das jedem Kind alle vier Tage zustehende Säckchen stibitzt hatte. Oder sie berichtet, dass sie sich in einer Wohngruppe mit den Kindern zusammensetzen mussten, weil es dort nur Provokationen und verbale Angriffe untereinander sowie gegen die Erzieher gab. Erfolg und Freude, aber auch Frustration liegen bei der Arbeit im Kinderhaus offenbar nahe beieinander.

Auch in Quito gibt es Ausgrenzung. Neun der Heimkinder gehen in eine Regelschule. Diese ist relativ gut erreichbar, verlangt außerdem nur die Hälfte des in Ecuador üblichen Schulgeldes und der Verein durfte sogar die Schulbücher kopieren. Prompt gab es Widerstand von Eltern, die in den Klassen ihrer Kinder keine Heimkinder sehen wollten. Zudem sind einige von ihnen afrikanischer Abstammung. Das bedeutete für das Team des Kinderhauses, bei Eltern und Schulleitung mühsam Überzeugungsarbeit zu leisten. Die hatte allerdings auch einen unerwarteten Nebeneffekt: Die Kinder bekommen nun oft Geld oder Süßigkeiten zugesteckt.

Wie bei allen Familien, bei denen es wenig Geld gibt, musste auch im Kinderhaus bei den Geschenken zu Weihnachten improvisiert werden. Es gab gebrauchte Kleidung, die aus Deutschland gespendet wurde. Ansonsten ist die Freude bei den Älteren über ein billiges Shampoo, Einmalrasierer oder ein Deo groß. Eine Spende ermöglichte es sogar, etwas Spielzeug oder einen billigen USB-Stick zu kaufen.

Für März 2017 plant Angela Aretz eine Reise in die Heimat. Dann will sie wieder persönlich in Kempen über ihre Arbeit berichten.

(sr)
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