Stadt Kempen Kempener Rat entscheidet: Es wird kein eigenes Stadtarchiv gebaut

Stadt Kempen · Politik und Verwaltung wollen dafür sorgen, dass das Stadtarchiv nach dem Umzug des Kreisarchivs nach Dülken in der Thomasstadt präsent gehalten wird - möglicherweise durch einen Archivverein.

Gegen die Stimmen der SPD hat der Kempener Stadtrat die Diskussion um einen möglichen Bau eines neuen Stadtarchivs beendet. In den vergangenen Monaten war - angestoßen durch einen entsprechenden Antrag der Sozialdemokraten - geprüft worden, ob und in welcher Form und vor allem zu welchen Kosten ein neues Stadtarchiv in Kempen eingerichtet werden könne, wenn das Kreisarchiv sein jetziges Domizil in der Kempener Burg verlässt und 2020 in den geplanten Neubau in Dülken umzieht.

Die SPD zeigte sich auch in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause am Dienstagabend noch einmal als glühender Befürworter eines eigenständigen Archivs. SPD-Fraktionschef Andreas Gareißen erinnerte an die einmütige Haltung des Stadtrates, als es vor Monaten darum ging, den Wegzug des Kreisarchivs aus Kempen zu verhindern. Bekanntlich wird das bis 1984 eigenständige Stadtarchiv vom Kreisarchiv in der Burg mitbetreut.

Mit der Entscheidung des Kreistages, auf Vorschlag von Landrat Dr. Andreas Coenen (CDU) ein neues Kreisarchiv am Ransberg in Dülken zu bauen, stellte sich zuletzt die Frage, wie es gelingen könne, das eigene Stadtarchiv in der Thomasstadt präsent zu halten. Ein Neubau - er wurde mit gut 1,2 Millionen Euro kalkuliert - ist zu teuer. Auch müsste zusätzliches Fachpersonal eingestellt und bezahlt werden.

Bereits im Kulturausschuss und zuletzt auch im Haupt- und Finanzausschuss hatte es eine deutliche politisches Mehrheit gegen den Bau eine eigenständigen Stadtarchivs gegeben. Lediglich die SPD war stets dafür. Auch im Rat wurden die bekannten Argumente noch einmal ausgetauscht und das Thema dann buchstäblich zu den Akten gelegt.

Zuvor hatte SPD-Fraktionschef Gareißen den Diskussionsprozess der vergangenen Monate kritisiert. Sein Fraktionskollege Heinz Wiegers - glühender Verfechter der Idee eine selbstständigen Kempener Stadtarchivs - merkte an, dass bei aller Trauer und allem Frust um den Verlust des Archivs, wenn alles nach Dülken gegeben wird, es mit Blick auf die Präsenz im Bewusstsein der Kempener Bürger gelte, "eine Brücke nach Dülken zu schlagen". Wichtig sei zudem, dass das Kempener Stadtarchiv künftig im neuen vergrößerten Kreisarchiv seinen besonderen Stellenwert behalte. "Wir dürfen dort nicht zum fünften Rad am Wagen werden", meinte Wiegers. Auf Zustimmung bei den anderen Fraktionen stieß seine Idee, dass möglicherweise ein noch zu gründender Archivverein für die nötige Bindung sorgen könne. Daran sollten auch Kempener Schulen und Heimatvereine beteiligt werden.

Für die SPD-Fraktion kündigte Andreas Gareißen einen entsprechenden Antrag zu den nächsten Haushaltberatungen an. Die Stadtverwaltung soll beauftragt werden, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten, wie die Bindung des ab 2020 in Dülken beheimateten Stadtarchivs an Kempen erreicht werden kann. Dazu sollen auch Kosten ermittelt werden, wenn es beispielsweise darum geht, dass Schulklassen mit einem Bus von Kempen zum Archiv nach Dülken und zurück gebracht müssten.

(RP)
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