Serie In Dieser Woche Vor 103 Jahren Kempens Altstadt wird modernisiert

Kempen · Zu Beginn des 20. Jahrhunderts rüstet Kempen sich städtebaulich zum Aufbruch in die neue Zeit. Ein erster Schritt: Ein Ortsstatut, das am 12. Januar 1904 die Anlage von geschlossenen Bürgersteigen in der Innenstadt vorschreibt.

 Bis 1904 gab es in der Kempener Altstadt nur vereinzelt Bürgersteige mit Plattenbelag. Vor den meisten Häusern verlief ein Belag aus Kieselsteinen (Keie) wie hier an der Kuhstraße.

Bis 1904 gab es in der Kempener Altstadt nur vereinzelt Bürgersteige mit Plattenbelag. Vor den meisten Häusern verlief ein Belag aus Kieselsteinen (Keie) wie hier an der Kuhstraße.

Foto: Nachlass Karl Wolters

KEMPEN Ein weiterer Modernisierungs-Schritt erfolgt 1911 mit den Gutachten des renommierten Stadtplaners Karl Henrici, von 1877 bis 1921 Professor an der Technischen Hochschule Aachen. Henrici lieferte erfolgreiche Entwürfe unter anderem für Hannover, Köln und München. In Krefeld-Uerdingen war er Architekt des dortigen Rheinschlösschens. Für Kempen sprach er sich für breitere Straßen zur Erleichterung des Durchgangverkehrs aus. Um die durch unterschiedliche Stockwerkhöhen zerklüfteten Straßenansichten zu harmonisieren, sollten künftig in der Altstadt höhere Gebäude errichtet werden: "Man muss den Stadtkern sanieren, wenn er nicht zum Proletenviertel absinken soll." Insofern war der Aachener Professor ein direkter Vorgänger der Stadtplaner Marlene und Peter Zlonicky, die mit ihrem Sanierungskonzept (1968) die Grundlage für die spätere Altstadtsanierung lieferten.

Andererseits haben Henricis Anregungen die spätere Sanierung auch erschwert. Seinen Anregungen folgend, lässt der Stadtrat mit Beschluss vom 30. April 1913 für die Innenseiten der Ringstraßen auch die Anlage von Häusergruppen zu. Die werden später bei der Freilegung des Grüngürtels wieder abgebrochen, was zu Kontroversen in der Bürgerschaft führt.

Bei aller Baufreudigkeit vor 100 Jahren wollten die Kempener Denkmalwertes bewahren. Am 6. Februar 1912 verabschiedete der Stadtrat ein Ortsstatut gegen Bausünden in der Altstadt: "Die baupolizeiliche Genehmigung zur Ausführung von Bauten und baulichen Änderungen ist zu versagen, wenn dadurch Straßen oder Plätze der Ortschaft gröblich verunstaltet würden." Für 13 Baudenkmäler, unter anderem für das Haus Peterstraße 41 (Weinforth), wurde jede Veränderung ausdrücklich untersagt.

In der nächsten Folge: Die Schwestern Unserer Lieben Frau kommen nach Mülhausen

(hk-)
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