Stadt Kempen Kempens wichtige Weichenstellungen

Stadt Kempen · 2018 wird für die Kommunalpolitik in der Thomasstadt ein Jahr voller Entscheidungen, die die Stadt in den kommenden Jahren möglicherweise sehr viel Geld kosten werden. Die Politiker brauchen dabei viel Mut und Weitsicht.

 Über die Zukunft der Kempener Burg will der Stadtrat in einer Sondersitzung am 6. Februar entscheiden. Es geht in erster Linie darum, zu sagen, ob man das Denkmal vom bisherigen Eigentümer Kreis Viersen übernimmt, wenn das Kreisarchiv Anfang 2021 dort ausgezogen ist.

Über die Zukunft der Kempener Burg will der Stadtrat in einer Sondersitzung am 6. Februar entscheiden. Es geht in erster Linie darum, zu sagen, ob man das Denkmal vom bisherigen Eigentümer Kreis Viersen übernimmt, wenn das Kreisarchiv Anfang 2021 dort ausgezogen ist.

Foto: NORBERT PRÜMEN

Kann sich die Stadt das alles überhaupt noch leisten? Diese Frage haben sich viele Kempener in den letzten Wochen des alten Jahres gestellt angesichts einer Vielzahl von Problemen und Projekten, die im Stadtrat und seinen Fachausschüssen zuletzt diskutiert wurden. Es sind Vorhaben, die die Stadt bereits in diesem, aber auch in den folgenden Jahren voranbringen sollen. Nicht alles muss Kempen aus eigener Tasche bezahlen, für fast alle Projekte kann es öffentliche Mittel von Bund oder Land geben. Finanziert werden diese allerdings aus Steuergeldern. Und über die ist jeder steuerpflichtige Bürger Kempens dann doch - wenn auch indirekt - an der jeweiligen Finanzierung beteiligt.

Die drängendste Frage, die gleich zu Beginn des neuen Jahres beantwortet werden muss, lautet: Wie lässt sich der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze bis zum Sommer bewerkstelligen? Jugendamtsleiterin Heike Badberg hatte dazu zuletzt eher schlechte Nachrichten: Bis zu 180 Betreuungsplätze in Kindergärten könnten rein rechnerisch zum neuen Kindergartenjahr 2018/2019, das am 1. August beginnt, fehlen. So viel ist klar: Sie werden zum Stichtag nicht allesamt zur Verfügung stehen. Ein Ausbau der vorhandenen Kitas lässt sich nicht mal eben so in ein paar Monaten machen.

 Der Eingang zur ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule - hier eine Archivaufnahme - könnte auch der Zugang zu einem Übergangskindergarten werden.

Der Eingang zur ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule - hier eine Archivaufnahme - könnte auch der Zugang zu einem Übergangskindergarten werden.

Foto: Kaiser Wolfgang

Die Stadt fährt zweigleisig: Sie hofft auf die freien Träger - in Kempen sind das in erste Linie die beiden christlichen Kirchen. Sie könnten ihre Tagesstätten erweitern. Dafür müssten sie allerdings Geld von der Stadt bekommen. Dazu ist die Politik bereit. Bereit ist die Politik auch, einer Übergangslösung mit Kita-Plätzen in der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule in St. Hubert zuzustimmen. Hier könnten, so hat das Jugendamt vorgerechnet, vier neue Gruppen eingerichtet werden.

Das zuständige Landesjugendamt als Genehmigungsbehörde hat für eine solche Übergangslösung seine Zustimmung signalisiert. Bleibt nur die Frage: Sind auch Eltern aus Alt-Kempen bereit, ihre Kleinen in eine Kita nach St. Hubert zu bringen und dort abzuholen? Einfach wird es für die Stadt nicht, Eltern ein solches Vorhaben schmackhaft zu machen. Wie viele Plätze im Sommer definitiv benötigt werden, weiß das Jugendamt erst nach Ablauf der Anmeldefrist Ende Januar.

 Das Rathaus am Buttermarkt muss dringend saniert werden. Die Kosten sind noch nicht ermittelt, allerdings dürften sie in die Millionen gehen.

Das Rathaus am Buttermarkt muss dringend saniert werden. Die Kosten sind noch nicht ermittelt, allerdings dürften sie in die Millionen gehen.

Foto: Kaiser

Bis dahin dürfte auch weitgehend klar sein, wie sich die politischen Parteien entscheiden, wenn es in der Ratssondersitzung am 6. Februar in Sachen "Bürger-Burg" zum Schwure kommt. Dann soll der Rat nämlich entscheiden, ob die Stadt Kempen die Burg vom bisherigen Eigentümer Kreis Viersen übernimmt, wenn Anfang 2021 das Kreisarchiv seine Räume aufgegeben hat und in einen Neubau nach Dülken umgezogen ist. Die Machbarkeitsstudie für eine künftige Nutzung hat grob geschätzte Kosten von rund zehn Millionen Euro für eine Sanierung und Umnutzung des Gebäudes ergeben.

Die Politik steht in der Sache vor der Frage, ob sie die Burg vom Kreis übernimmt und selbst nutzt oder ob sie die Burg vom Kreis übernimmt und selbst an einen externen Interessenten vermarktet. In diesem Zusammenhang ist seit geraumer Zeit von einer Nutzung der Burg als Hotel die Rede.

Ein anderes Großvorhaben muss im Laufe des Jahres ebenfalls kalkuliert werden: Die Sanierung des Rathauses am Buttermarkt steht ab 2019 auf dem Bauprogramm, wenn Teile der Stadtverwaltung in die drei Bürogebäude an der Schorndorfer Straße umgezogen sind, die ab diesem Jahr dort für die Stadtverwaltung gebaut werden. Ist das Rathaus vorübergehend leer gezogen, könnte das Baukomplex aus den späten 1960er-Jahren grundsaniert und umgebaut werden. Eine Kostenschätzung dafür gibt es noch nicht.

Ob es zehn Millionen oder möglicherweise die doppelte Summe sein werden, ist derzeit Spekulation. Verlässlich Zahlen gibt es wahrscheinlich erst nach einer gründlichen Untersuchung der Gebäudesubstanz und der Erstellung eines neuen Raumkonzeptes.

Eine erfreuliche Entwicklung tut sich städteplanerisch im Kempener Westen auf: Im Bereich westlich von Straelener Straße und Berliner Allee soll ein neues Wohnquartier entstehen, dass Heimat für einige tausend Bürger werden soll. Planungsrechtlich sollen dafür im Laufe dieses Jahres bereits die Grundlagen geschaffen werden. In dem neuen Stadtquartier könnten Einfamilien-, aber vor allem Mehrfamilienhäuser entstehen.

Es muss eine entsprechende Infrastruktur mit neue m Kindergarten und mehr Plätzen in den Schulen geschaffen werden. Ein externes Planungsbüro moderiert das Verfahren, an dem die Bürger von Anfang an beteiligt waren und auch weiterhin sein werden.

Im Frühjahr startet die Erschließung des Neubaugebietes "An der Mühle" in St. Hubert. Auch die lange diskutierte Sanierung der Bahnstraße soll umgesetzt werden. Derzeit offen ist die Frage, wie es mit einem Neubaugebiet für Tönisberg weitergeht.

(RP)
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