Klanghaltestellen Fußnoten Zur Fastenzeit Klangpassage

Kempen · Auf der Fahrt mit der Rolltreppe einer U-Bahn Station in der Stadt ist auf einmal Musik zu vernehmen. Nein, ich werde nicht von der Frau vor mir, oder dem Jugendlichen hinter mir beschallt, die mit einem Knopf im Ohr ihre eigene Musik hören. Die Klänge kommen aus einem verborgenen Lautsprecher über mir. Die U-Bahn Haltestelle wird zur Klangkunst-Station. Ich befinde mich in einer Klangpassage. Das was zu hören ist erklingt, dehnt sich akustisch auf merkwürdige Weise. Dann, je mehr ich mich von der Schallquelle entferne, verfremdet sich die Musik und verschwindet wieder. Musik ist die menschlichste aller Künste und das im doppelten Sinne. Nur der Mensch erfindet Musik und braucht sie, um sich in seinem Dasein vergegenwärtigen und aushalten zu können. Gleichzeitig ist sie, wie keine andere der Künste, wie er selbst, der Endlichkeit unterworfen. Musik erklingt, ist für eine gewisse Zeit existent und verschwindet dann wieder im Verklingen. So werde ich inmitten dieser Musik auf der Rolltreppe zum Passagier meiner eigenen Vergänglichkeit.

 Rolltreppe auf der Station Heinrich-Heine-Allee der Wehrhahn-U-Bahnlinie in Düsseldorf, fotografiert vom Autor.

Rolltreppe auf der Station Heinrich-Heine-Allee der Wehrhahn-U-Bahnlinie in Düsseldorf, fotografiert vom Autor.

Foto: MARCELL FELDBERG

MARCELL FELDBERG

(RP)
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