Stadt Kempen Kölner Kammerchor mit Ovationen gefeiert

Stadt Kempen · Mit warmherzigem Auftrittsapplaus wurden in der Paterskirche liebe Gäste begrüßt, die schon häufiger in Kempen gastierten: Peter Neumann, sein "Kölner Kammerchor" und sein Orchester "Collegium Cartusianum". Der Dirigent hatte drei Marienkantaten Johann Sebastian Bachs ausgewählt, dazu "Audi coelum" und "Ave maris stella" aus der "Marienvesper" von Claudio Monteverdi. Warum dem umfänglichen Programm noch Igor Strawinskys "Tomorrow shall be my dancing day" - ohne jede Erklärung und ohne Übersetzung des englischen Textes im Programmheft - hinzugefügt wurde, war nicht so recht nachzuvollziehen. Trotz der sorgsamen Interpretation durch den hervorragenden Tenor Patrick Grahl waren die uninformierten Zuhörer damit überfordert.

Ein wenig zaghaft begann der Abend mit Bachs Kantate "Wie schön leuchtet der Morgenstern" BWV 1 - zum Fest Mariae Verkündigung. Der Chor musste sich wohl noch an den lückenlos gefüllten Raum gewöhnen, und einige Bläser des auf Originalinstrumenten musizierenden Collegiums hatten sich noch nicht optimal akklimatisiert. Doch spätestens beim Choral "Wie bin ich doch so herzlich froh" erstand die gewohnt blühende, dabei immer durchsichtige und flexible Klangpracht von Chor und Orchester. Das anschließende "Audi coelum" zeichnete sich durch ein fein abgestimmtes, punktgenaues Echo des Tenorsolisten aus, dem einer der Choristen - platziert in einem Raum neben dem Altarraum - seine gepflegte Stimme lieh. Eindrucksvoll dazu die Lautenbegleitung.

In der Kantate "Meine Seele erhebt den Herren" BWV 10 die das "Magnificat", den Lobgesang Mariens, zum Inhalt hat, konnten die Solisten ihre Qualitäten offenbaren: Patrick Grahl, ein aus dem Thomanerchor hervorgegangener junger Tenor, der erst in diesem Jahr sein Meisterklassenexamen mit Auszeichnung absolvierte, bestach mit bruchlos sich entfaltendem Tenorglanz, klarer Diktion und Interpretationsintensität. Elvira Bills ganz ausgeglichener und einschmeichelnder Alt stand ihm in nichts nach, hatte aber hier nur ein Duett mit dem Tenor. Erst in der letzten Kantate konnte sie mit einer Arie und einem ausdrucksstarken Rezitativ glänzen. Dank ihres koloraturgewandten, silbrigen Soprans nahm Hanna Herfurtner für sich ein - die Basspartien waren Markus Flaig anvertraut, der mit raumgreifendem Wohllaut punktete, aber kaum zu verstehen war.

Zwischen dem ersten und zweiten Teil der Kantate "Herz und Mund und Tat und Leben" BWV 147 hatte Peter Neumann, der unaufgeregt und präzise leitete, den Hymnus "Ave maris stella" aus der "Marienvesper" eingefügt - ein großartiger Einfall! In diesem, die Gottesmutter preisenden Gesang konnten sich das schwerelos und klangintensiv spielende Orchester und der vorbildlich homogene Chor so recht entfalten. Mit der bekannten Choralbearbeitung "Jesus bleibet meine Freude" (dem Abschluss der Kantate 147) ging ein Konzert zu Ende, das die Besucher zu Recht mit Ovationen feierten.

(oeh)
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