Stadt Kempen Kunstaktion gegen das Vergessen

Stadt Kempen · Wilhelm-Josef Heinen vom Kempener Kunstzentrum verwandelte die Ellenstraße für zwei Tage zum Open-Air-Atelier. Auf einer überdimensionalen Leinwand entstand ein Bild. Ansatz der Aktion war die Maltherapie für Demenzkranke.

 Der Künstler Wilhelm-Josef Heinen (rechts) malt an seinem überdimensionalen Bild. Immer wieder bringt er neue Farben auf die Leinwand. Teilweise wird das Kunstwerk auch übermalt. So entstehen verschiedene Schichten.

Der Künstler Wilhelm-Josef Heinen (rechts) malt an seinem überdimensionalen Bild. Immer wieder bringt er neue Farben auf die Leinwand. Teilweise wird das Kunstwerk auch übermalt. So entstehen verschiedene Schichten.

Foto: NORBERT Prümen

Immer wieder blieben die Passanten auf er Ellenstraße stehen und bestaunten die Kunstaktion von Wilhelm-Josef - WiJo- Heinen. Denn er hatte am Wochenende die Kunst im wahren Sinne des Wortes auf die Straße geholt. Unter dem schützenden Vordach vor seinem Atelier im Kunstzentrum hing eine drei mal zwei Meter große Leinwand. Die hatte Heinen selbst auf den Keilrahmen aufgebracht, denn so etwas gibt es nicht von der Stange zu kaufen. "Gegen das Vergessen" hatte Heinen als Arbeitstitel gewählt. Er wollte damit die Alzheimer-Krankheit thematisieren.

Am Morgen sei es recht hektisch gewesen, erzählte der Kempener Künstler im Gespräch mit der Rheinischen Post. Denn einer der schützenden Pavillons ließ sich nicht aufbauen. Außerdem hatte Heinen noch die Blumenrabatte vor dem Atelier liebevoll dekoriert. Ein paar Stühle für Zuschauer, ein Stehtisch und schon bekam der kleine Platz am Bärenbrunnen ein Flair, als ob man im Künstlerviertel am Montmartre in Paris sei, meinte eine Besucherin.

Dann griff Heinen aber zum Pinsel und war dabei wieder ganz ruhig und gelassen. Schon füllte sich die Leinwand mit bunten Farbflächen. Strahlendes Gelb, ein sattes Grasgrün, kräftiges Blau und Rot verwandte er. Das war schon einmal ein Anblick, der gute Laune verbreitete. Geplant war aber, dass das Bild im Laufe der Kunstaktion sich ständig verändern sollte. "Das ist ein Prozess, der erst Sonntagabend zu Ende ist", sagte Heinen. Dafür holte er aus seinem Atelier drei verschieden große Rakel. Das ist eine Art Spachtel mit einer Kunststoffplatte. Diese bestrich er kräftig mit Farbe. Auch dieses Mal wieder Gelb und Grün. Mit dem Rakel wurde dann die nächste Farbschicht auf die Leinwand gezogen. Hier und da schimmerte noch ein wenig der Untergrund durch. Die Zuschauer waren fasziniert, wie sich der Anblick auf einmal veränderte.

Uschi Althoff war zufällig mit ihrer Freundin vorbei gekommen. Die beiden war neugierig geworden. Uschi Althoff erwies sich als kundige Zuschauerin und kam sofort mit Heinen ins Fachgespräch. Ob er denn wie der Künstler Gerhard Richter auch Kleister unter die Farbe mische, um Strukturen zu bekommen. Nein, so etwas mache er nicht, bei ihm komme die Struktur allein durch den Farbauftrag, erklärte Heinen. Auch die Eheleute Jansen blieben stehen. Eigentlich waren sie nur in die Stadt gekommen, um sich am Samstagmorgen "ein wenig die Füße zu vertreten". Dann aber hielten sie an und schauten interessiert zu.

 WiJo Heinen (Mitte) mit Peter Roßlenbroich (links) und Peter Homberg vor einigen anderen Werken, die der Kempener Künstler auf der Ellenstraße ausstellte.

WiJo Heinen (Mitte) mit Peter Roßlenbroich (links) und Peter Homberg vor einigen anderen Werken, die der Kempener Künstler auf der Ellenstraße ausstellte.

Foto: Prümen Norbert

Peter Homberg und Peter Roßlenbroich kennen WiJo Heinen schon lange. Homberg war begeistert. Er sei verliebt in die Kunst von Heinen, sagte er. Roßlenbroich stimmte dem zu und meinte, Heinen habe immer so gute Ideen. Und diese täten dem Leben auf der Ellensraße gut.

Tom Wolters, der früher seine Fotografien ebenfalls im Kunstzentrum ausstellte, dokumentierte derweil das Treiben. Er hielt die verschiedenen Phasen der Kunstaktion mit der Kamera fest. Bis Samstagabend lagen vier Farbschichten auf der großen Leinwand. Weitere drei bis vier sollten am gestrigen Sonntag noch folgen. Der kleine Schauer am Samstagnachmittag tat dem Bild übrigens nichts, denn es hing ja gut geschützt.

(sr)
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