Stadt Kempen Landwirte fiebern dem Frost entgegen

Stadt Kempen · "Emma" hat den Frost an den Niederrhein gebracht: zu kurz für eine gute Ernte. Jetzt warten die Landwirte auf Minusgrade - aber bitte nur kurz und knackig.

 Landwirt Jakob Klinkenberg aus Kempen hofft auf eine weitere Frostperiode. Sie ist notwendig für eine gute Ernte.

Landwirt Jakob Klinkenberg aus Kempen hofft auf eine weitere Frostperiode. Sie ist notwendig für eine gute Ernte.

Foto: W. Kaiser

Grauer Himmel, Regen, fast zweistellige Temperaturen - Hundebesitzer und Radler mögen das Wetter nicht. Landwirt Jakob Klinkenberg (69) hadert auch damit. Wenn er auf seinem Feld steht, kann es dem Kempener Landwirt gar nicht kalt genug sein. "Der milde Herbst hat die Böden bereits matschig werden lassen", sagt Klinkenberg. Manche Felder hätten darunter gelitten. Getreu den Bauernregeln wie etwa "Auf trockenen, kalten Januar folgt viel Schnee im Februar", ist er überzeugt: "Das mit dem Winter war noch nicht alles. Da kommt noch etwas."

Ein ungewöhnlich langer Herbst, noch zweistellige Temperaturen im Dezember, eine kurze Frostperiode dank "Emma" Mitte Januar und jetzt wieder milde Temperaturen: Das wechselhafte Wetter macht nicht nur die Kleiderwahl schwierig. Die Landwirte werfen ebenfalls jeden Morgen einen bangen Blick auf das Thermometer.

Auch Christian Coenen gehört dazu. Der 31-Jährige, der mit seinem Vater Peter Josef einen Hof bewirtschaftet, wünscht sich dringend Frost. Das würde dem nächsten Weizen ebenso gut tun wie dem Weiß- und Rotkohl oder auch Zuckerrüben und Kartoffeln, die im März gesät werden. Auch wenn die Ernte jetzt aus dem Boden geholt worden ist und zurzeit nur Winterweizen wächst: Minusgerade im Winter sind für die Bauern unverzichtbar. Die Gründe erläutert Christian Coenen: "Der Frost ist gut für den Boden, er macht den Boden lockerer." Minusgrade sind zudem natürliche Schädlingsbekämpfer: Sie sorgen dafür, dass "sich Schädlinge nicht zu stark verbreiten", ergänzt Jakob Klinkenberg. Obwohl er damit in den vergangenen Monaten trotz des milden Wetters "keine Probleme" gehabt habe.

Minusgrade wären gut, sagt auch Paul-Christian Küskens, Kreislandwirt für den Kreis Viersen. Allerdings folgt ein großes "Aber". Denn eine zu lange Frostperiode könnte den Pflanzen dauerhaft schaden und gar eine erwartete gute Ernte in Mitleidenschaft ziehen. "Die Pflanzen sind durch das milde Wetter bereits sehr groß geworden - größer als üblich", so Küskens, der selbst Zuckerrüben anbaut. Doch wenn für längere Zeit der Boden friert, dann ist die Wasserversorgung der Pflanzen gefährdet: "Die Pflanzen wachsen oben, der Boden friert und sie bekommen von unten kein Waser mehr nach", erläutert der Kreislandwirt.

Die gefährliche Folge: Die Pflanzen würden vertrocknen. Dies könne eine Bedrohung etwa für den Winterweizen darstellen. Insbesondere könnten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt für die Obstbauern und deren Ernte-Ertrag ein Risiko werden: "Und das wäre sehr, sehr bedauerlich", meint der Kreislandwirt. Paul-Christian Küskens schätzt das bisherige Herbst- und Winterwetter als "der Zeit entsprechend" ein. Eine generelle Tendenz zu wärmeren Wintern kann er aus der eigenen Erfahrung nicht feststellen. "Es gab schon immer extreme Wetterperioden. Ältere Bauern erinnern sich noch an die das trockene Jahr 1976 und an zahlreiche kalte Winter", meint Küskens. In manchem Jahr habe es im Februar noch tiefen Schnee gegeben: "Und das kann uns ja auch in diesem Jahr noch passieren", ist der Kreislandwirt überzeugt. Für ihn ist die Winter-Witterung noch kein Grund, sich aufzuregen: "Als Landwirt muss man mit dem Wetter leben." Dennoch verfolgt Küskens aufmerksam die Wetterprognosen: Ab Mitte Februar soll es deutlich kälter werden.

Jakob Klinkenberg jedenfalls würde sich freuen, wenn der Boden auf seinen Feldern bald wieder vor Frost knacken würde. Und wenn der Frost ausbleibt? "Auch dafür gibt es eine Bauernregel", sagt er mit einem Lächeln.

(RP)
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