Gemeinde Grefrath Lapsuslieder und abstruse Gedichte mit viel Wortwitz

Gemeinde Grefrath · Der in Rathenow bei Berlin geborene Musiker, Kabarettist und Autor Marco Tschirpke gastierte in der Grefrather Buchhandlung.

Dieser Auftritt hat sehr viel Spaß gemacht, weil er lustig war und intellektuelles Niveau hatte: Marco Tschirpke war zu Gast in der ambitionierten Reihe "Kultur am Montag" in der Grefrather Buchhandlung von Karl Gross. Der in Rathenow in der Mark Brandenburg geborene Entertainer ist vieles in einer Person: Musikkabarettist, Pianist, Poet, Buchautor und kluger Wortakrobat - vor allem aber ist er ein Meister der kleinen Form und der superkurzen Liedchen, bei denen es manchmal nach einer Minute schon zu Ende ist, wenn sich das Publikum gerade darauf eingerichtet hat, gut zuzuhören. Dann ist er schon fertig und schaut verschmitzt und keck in sein Publikum, das sich aber schnell auf die neue und gänzlich ungewohnte Form dieser Darbietung einstellt und seinen Spaß daran findet.

Lapsuslieder nennt er diese feinen Stücke, die mit viel Wortwitz und Gespür für Ironie zu bizarren Auswüchsen des Zeitgeistes ausgestattet sind. Tschirpke begleitet sich dabei temperamentvoll und gekonnt auf dem Klavier. Zwischendurch streut er abstruse Gedichte auf eine einmalig lakonische Art ein. Das ist manchmal einfach nett wie in der "Kulinarischen Fußnote": "Fondue - das meint: an runden Tischen gemeinschaftlich im Trüben fischen". Oder oft auch viel bissiger wie in "Vanitas": "Tief im Mischwald kreischt die Säge, frisst sich durch des Baumes Mark. In dem Höllenlärm fällt krachend Holz für Deinen Eichensarg. Oder Holz für jene Wege, drin dein Nachwuchs sich bepisst, der die Pflege deines Grabes, wenn es soweit ist, vergisst". Das applaudierende Publikum fordert er zwischendurch auf: "Sparen Sie sich Ihre Energie und suchen Sie in diesem Programm keinen roten Faden!"

Politisch wird er hin und wieder auch, das ist dann schon mal harte Kante, etwa wenn er sich sogar Bundespräsident Joachim Gauck in scharfer Form als Kriegstreiber vornimmt. Und wenn er, der aus der Großstadt Berlin kommt, die niederrheinische Provinz, in der der zum ersten Mal auftritt, auf die Schüppe nimmt, hat das Publikum genug Hang zur Selbstironie, nimmt ihm gar nichts übel und lässt sich vielmehr gerne aufs Zuhören und Schmunzeln ein, denn das hat eindeutig Vorrang. Tschirpke präsentierte in Grefrath sein aktuelles Programm "Frühling, Sommer, Herbst und Günther" mit ausgesprochen hintersinnigem, fast britisch wirkendem Humor. Karl Gross kündigte ihn mit dem Hinweis an, dass von seinem Buch, das den Titel seines neuen Programms trägt, bereits eine ganze Menge verkauft worden sei, Marco Tschirpke sich offensichtlich auch am Niederrhein einer größeren Fangemeinde erfreuen könne. Es gab viel Beifall, einige Zugaben und ein herrlich gelalltes "RheinWeinLied". Nach dem Auftritt in der Buchhandlung hatte er noch Lust, mit dem seit 40 Jahren Schach spielenden Karl Gross eine Partie zu spielen.

(jka)
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