Stadt Kempen Mit dem närrischen Schiff durch Kempen

Stadt Kempen · RP-Redakteur H.-G. Schoofs ist Ehrenleutnant der Prinzengarde und zog beim Rosenmontagszug auf dem Wagen der Gardisten mit. Die Stimmung und die Begeisterung kannte am Straßenrand keine Grenzen. Die Kamelle sind lange out.

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Foto: WK

Die Anspannung steigt. Eine Stunde vor dem Start des Rosenmontagszugs trudeln die Gardisten der Prinzengarde und eine Abordnung der Ehrenleutnants auf der Kleinbahnstraße ein. Prinz Rainer I und Prinzessin Angelika I schauen bei ihrem Gefolge vorbei. Der Prinz braucht erstmal einen Magenschnaps: "Ich bin nervös. Ich war schon um 4 Uhr wach und konnte nicht mehr schlafen." Noch ist das Wetter ein großes Thema. "Es soll trocken bleiben", heißt es. "Nein, ab 15 Uhr ist Regen angesagt", war zu hören. Ehrenleutnant Helmut Thoenes verteilte vorsichtshalber dünne, durchsichtige Plastikponchos.

Um 12.11 Uhr geht es dann endlich los. Wagen für Wagen und Gruppe für Gruppe ziehen an der Prinzengarde vorbei, die mit zwei Wagen, Lauf- und Reiterkorps sowie dem Lauftreff als Gefolge des Prinzenpaares das größte Aufgebot stellte. An der Zugspitze marschiert Zugleiter Theo Balters als Vogel verkleidet voran. Auf dem Narrenschiff der Garde ist kaum Platz. Kartons und Plastikbeutel stapeln sich, wohin das Auge auch blickt. Erst am Sonntag hatte sich die Schiffs-Besatzung zur Tatort-Zeit in der Halle von Jüppi Trienkens getroffen und mit Wurfmaterial beladen. Das Schiff kam gerade vom Tulpensonntagszug in Kleve. Zwei Stunden dauerte es, bis alle Paletten leer waren und das Schiff schwer beladen war. Kamelle sind bei der Garde schon lange out. Pralinenschachteln, Keksrollen, Fruchtgummibeutel, Kaugummi, Schokoriegel oder Poppkorn ist beim Narrenvolk gefragt. Garde-Chef Heiner Hermans teilte dann noch die Besatzung ein. Er und seine beiden Vorstandskollegen Rainhold Kiestahller und Jüppi Triniekens sowie Ehrenleutnant Karl Weckes, einst Finanzjongleur bei der Kempener Sparkasse, thronten hoch oben auf der Kommandobrücke. Vorne im Boot fanden der neue Ehrenleutnant Stefan Verhasselt und seine Kollegen Siggi Ferlings, Hajo Rox und der RP-Reporter Platz. Im Heck postierte sich die große Ehrenleutnant-Koalition mit Jokel Herbst (CDU) und Udo Schiefner (SPD). Dazu gesellte sich Volksbankchef Helmut Thoenes.

Gleich nach dem Zugstart bot sich den Zugteilnehmern wie auch später in der Altstadt ein imposantes Bild. In mehreren Reihen jubelten die Narren und streckten ihre Hände nach den Süßigkeiten aus. "Schopy hier, Schopy da", schallte es vom Straßenrand. Unglaublich, wer alles den Spitznamen des Reporters kennt. Auch Ehrenleutnant Stefan Verhasselt, bekannt aus Funk und Fernsehen, kennt plötzlich viel mehr Freunde und Bekannte als er dachte. "Nicht so viel werfen, wir haben noch nicht mal ein Kilometer hinter uns", sagt die Stimme von WDR4.

Zu einer ganz neuen Sportart entwickelte sich während des Zugs das Zielwerfen in die vielen geöffneten Fenster, wo besonders ältere Bürger auf eine Schokolade oder eine Pralinenschachtel lauerten. Die Trefferquote war zumindest vorne auf dem Schiff nicht so schlecht. Tolle Stimmung herrschte auch an den Ringstraßen, wo viele Anwohner mit Freunden eine Party feierten. Hier und da staute sich der Zug. "Für einige Wagen war es in der Altstadt extrem eng", sagte hinterher Zugleiter Theo Balters. Proppenvoll war es auf der Ellenstraße und auf dem Buttermarkt. Dort begrüßte WZ-Kollege Tobi Klingen lautstark die Zugteilnehmer und präsentierte sie dem Narrenvolk. Gut die Hälfte der Strecke war geschafft. Reicht das Wurfmaterial bis zum Schluss? Kein Problem. Je näher das Ziel kam, umso größer wurden am Rand die Menschenlücken. Mit letzter Kraft werfen wir die Süßigkeiten unters Narrenvolk. Einige Kinder sind clever und verfolgen das reich beladene Gardeschiff. Als die Köhlerhalle als Endstation in Sicht war, vergoss der Wettergott angesichts dieses tollen Rosenmontagszugs ein paar Freuden tränen. Die hatte sich das stolze Prinzenpaar und ihre Garde nach vielen stimmungsvollen Auftritten beim Höhepunkt seiner dreijährigen Amtszeit auch redlich verdient. "Alles hat prima geklappt. Es gab keine Zwischenfälle", sagte ein sichtlich erleichterter Zugleiter Theo Balters, Alle Kempener Freunde des Karnevals wurden gestern für den plötzlichen Ausfall des Zuges im Vorjahr mehr als entschädigt.

(RP)
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