Stadt Kempen Mit dem Pizza-Sprung zum Rekord

Stadt Kempen · Cornelius Lehmann liebt es, sich aus luftigen Höhen in die Tiefe fallen zu lassen. Der St. Huberter Hobbysportler sprang jetzt beim Weltrekord im Fallschirm-Formationsspringen in einem deutschen Team mit.

 Fallschirmspringer Cornelius Lehmann aus St. Hubert mit seinem Weltrekord-T-Shirt.

Fallschirmspringer Cornelius Lehmann aus St. Hubert mit seinem Weltrekord-T-Shirt.

Foto: Kaiser

Das Wort "Weltrekord" löst im Gesicht von Cornelius Lehmann ein Strahlen aus. Das Wort hat für den 26-jährigen St. Huberter nämlich eine ganz besondere Bedeutung. Er selber ist Teil eines Weltrekords. Gemeinsam mit 213 Fallschirmspringern aus ganz Deutschland hat er am neuen nationalen Formations-Weltrekord deutscher Fallschirmspringer mitgewirkt. Die 214 Springer sprangen über der Wüste des US-Bundesstaates Arizona ab und flogen in eine Höhe von rund 2500 Meter eine Formation, bei der sie sich alle anfassten und eine "Art Pizza mit acht einzelnen Teilen bildeten", wie es Lehmann beschreibt.

Er flog dabei in einer der äußeren letzten Reihen mit. Das hieß, während die anderen im inneren Bereich schon in einer festen Formation unterwegs waren, musste er warten, bis die äußeren Reihen gebildet waren, um dann als Letzter in der Reihe anzudocken. "Jede Position hat ihren Schwierigkeitsgrad. Es gibt Vor- und Nachteile. Jeder kennt seine Position und weiß, wo er hinmuss. Ich musste halt warten, bis die ganze Formation stand, und hatte entsprechend wenig Zeit, mich anzuschließen. Das musste schnell gehen", beschreibt der St. Huberter die Situation.

Statt in der üblichen Absprunghöhe von 4000 Meter fand dieser spezielle Absprung in 6000 Meter aus insgesamt zehn Flugzeugen statt, was allen Teilnehmern mehr Zeit gab, ihre Positionen einzunehmen. Die Flugzeuge flogen dabei wie ein V um den Fallschirmspringern die optimalen Voraussetzungen zu bieten. Bei 3000 Meter war die Formation schon gut erkennbar, bei 2500 Meter stand sie und gut vier Sekunden später, ab 2100 Meter, drifteten alle wieder auseinander, um sicher den Fallschirm zu öffnen und landen zu können.

Bis der neue Weltrekord aufgestellt werden konnte, dauerte es anderthalb Wochen. Die nach Arizona gereisten Springer aus ganz Deutschland verbrachten diese Zeit mit Übungssprüngen, wobei letztlich der 13. Versuch klappte und der Weltrekord stand. Wobei keiner der deutschen Springer in diesem Moment wusste, dass der mit 201 Russen gesprungenen Rekord tatsächlich gebrochen war. "In der Luft kann man sich nie ganz sicher ein, ob wirklich alle dran waren. Erst eine Stunde nach der Landung wussten wir dank der Videos, der Rekord gehört wieder uns", berichtet Lehmann.

Wie etliche andere der aktuellen Springer war er auch beteiligt gewesen, als im Jahr 2008 ein Formationssprung mit 200 deutschen Fallschirmschirmspringern über Arizona, glückte. Ein Jahr später übertrumpften die Russen den Rekord um eine Person. Nun sind es gleich 13 Springer mehr.

Die Leidenschaft fürs Fallschirmspringen entdeckte der 26-Jährige schon in jungen Jahren. "Ich war zehn oder elf, da habe ich im Urlaub die ersten Tandemsprünge absolviert", berichtet Lehmann. Fallschirmspringen ist eine Sportart, die ihn von der ersten Sekunde an begeisterte. Mit 16 Jahren absolvierte er den ersten Kursus in Kassel, wo sich eine der größten Springschulen Deutschlands befindet. Es folgten zahlreiche Sprünge, wobei der Kontakt zur Nationalmannschaft entstand und so das Training für Formationssprünge begann

In Kassel gehört der St. Huberter mittlerweile selbst dem Ausbildungsteam an und bietet Tandemsprünge an. Rund 2700 Mal hat er das Gefühl des freien Falls schon gehabt, wobei Lehmann nicht nur aus Flugzeugen, sondern auch aus Helikoptern und Ballonen gesprungen ist. Neben dem Fallschirmspringen gehören Bergsteigen und Klettern sowie Klavier spielen zu seinen Hobbys. Für diese Dinge bleibt derzeit aber nicht soviel Zeit, weil der St. Huberter mitten in seiner Doktorarbeit steckt. Studiert hat er dabei Geschichte, Volkswirtschaft und Politik.

(tref)
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