Stadt Kempen Mit Mallspant und Schmiege beruflich auf Erfolgskurs

Stadt Kempen · Julia Janßen hat nicht nur ihre Lehre zur Bootsbauerin erfolgreich abgeschlossen. Sie sicherte sich auch die Auszeichnung Landessiegerin und einen zweiten Platz beim Bundeswettbewerb.

 Julia Janßen hat ihren Traumberuf gefunden. Die junge Bootsbauerin, die im Betrieb von Sebastian Funger in Kempen arbeitet, schloss in diesem Jahr ihre Ausbildung ab. Die 23-Jährige war beim Landes- und beim Bundeswettbewerb in ihrem Handwerk sehr erfolgreich.

Julia Janßen hat ihren Traumberuf gefunden. Die junge Bootsbauerin, die im Betrieb von Sebastian Funger in Kempen arbeitet, schloss in diesem Jahr ihre Ausbildung ab. Die 23-Jährige war beim Landes- und beim Bundeswettbewerb in ihrem Handwerk sehr erfolgreich.

Foto: Wolfgang Kaiser

Es sei das facettenreichste Handwerk, das sie kenne. Unterschiedliche Materialien träfen aufeinander und es seien ein großes Wissen und handwerkliche Fertigkeiten gefragt. Wenn Julia Janßen von ihrem Beruf spricht, dann gerät die 23-Jährige ins Schwärmen. Sie hat mit dem Bootsbau aber nicht nur ihren Traumberuf gefunden, sondern ist dabei auch noch sehr erfolgreich. Sie beendete ihre Lehre zur Bootsbauerin in diesem Jahr als Landesbeste und holte sich einen zweiten Platz beim Bundeswettbewerb.

Dass sie nach dem Abitur ein Handwerk erlernen und nicht in den Hörsaal einer Universität gehen wollte, stand bei ihr schon lange fest. Holz als Material sprach sie besonders an, aber das Tischlerhandwerk als solches reizte sie nicht. "Ich habe mich umgehört, in welchen Berufen noch viel mit Holz gearbeitet wird, und stieß auf den Bootsbauer", erzählt Julia Janßen. Am Städtischen Gymnasium in Goch stand zu dieser Zeit ein Praktikum an. Julia Janßen entschloss sich, dieses in einer Bootswerft zu machen. Im Jahr 2011 ging es erstmals für zwei Wochen nach Kempen zum Bootsbauunternehmen von Sebastian Funger. "Ich habe noch nie so hart gearbeitet, aber auch noch nie so viel Spaß daran gehabt. Ich war abends erfüllt von dem, was ich gemacht hatte", berichtet die Gocherin. Sie hatte ihren beruflichen Platz gefunden.

In den folgenden Ferien ging es erneut nach Kempen zum Arbeiten. Die Chemie zwischen ihr und dem Firmenchef stimmte und nach dem Abitur im Jahr 2013 schloss sie nahtlos ihre Lehre bei Funger an. Julia Janßen hätte aufgrund ihres Abiturs die Ausbildungszeit verkürzen können. Sie entschied sich aber dagegen. "Diese Ausbildung ist dermaßen facetten- und umfangreich, dass ich es als sinnvoller empfand die komplette Lehrzeit zu nutzen", berichtet die 23-Jährige.

Dreieinhalb Jahre durchlief sie die Lehrer bei dem Kempener Bootsbaumeister. Einmal im Monat ging es für jeweils eine Woche zur Berufsschule nach Duisburg. "Ich hatte das Glück, dass ich mit Ausbildungsstart direkt ein neues Bauprojekt begleiten durfte", erzählt Julia Janßen. Im Bootsbauunternehmen wurde eine "Västbris 27" gebaut. Die ersten neun Monate liefen daher ganz im Zeichen des Baus der schnittigen Segelyacht. Es sei eine tolle Erfahrung gewesen, wobei der Moment, in dem das fertige Boot zu Wasser gelassen wurde, einmalig gewesen sei, schwärmt die junge Frau. Vom Kunststoffrumpf, der im Vakuum-Infusions-Verfahren in der Kempener Werft hergestellt wurde, bis hin zu sämtlichen Auf- und Ausbauten - Julia Janßen war dabei.

Während der Ausbildung machte sie gleichzeitig ihren Segelschein. "Extrem wasseraffin war ich eigentlich nie. Ich habe vorher keinen Wassersport ausgeübt. Mal Segeln auf einer Klassenfahrt, aber mehr war es nicht", berichtet Julia Janßen. Doch mit dem Beruf kam die Liebe zum Wasser, wobei ihr Segeln viel Spaß macht. Bei ihrem Beruf bleibt allerdings wenig Zeit dafür. Nach dreieinhalb Jahren folgte die Prüfung, die sie als Landesbeste absolvierte. Traditionell wurden die Bootsbauer aus NRW, es waren knapp zehn Stück, bei der Messe "Boot" in Düsseldorf losgesprochen.

Durch den Titel "Landesbeste" schloss sich automatisch die Qualifikation für den Bundeswettbewerb an. Beim Bundeswettbewerb standen gleich drei Prüfungen in den Bereichen Holz, Metall und Zeichnen an. Julia Janßen stellte einen so genannten Mallspant (eine spezielle Schablone für den Schiffsbau) her, zeichnete einen 1:1-Aufriss und fertigte für die Metallprüfung eine so genannte Schmiege (ein Handwerkszeug). Insgesamt traten bei dem Wettbewerb drei Frauen und zwei Männer an. Julia Janßen errang den zweiten Platz.

Über diese Platzierung freute si ch die junge Frau, doch viel wichtiger ist ihr, dass sie einen Beruf ausüben kann, der sie mit Freude erfüllt, und dass sie von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen wurde. Berufserfahrung sammeln lautet jetzt ihre Devise. Die Meisterprüfung soll auch irgendwann einmal folgen. Derzeit steckt sie in einer anderthalbjährigen Weiterbildung zur Erlebnispädagogin. "Ich würde gerne Kinder und Jugendliche an das Handwerk heranführen", sagt Julia Janßen. Und dann gibt es noch einen Traum: Für die Gesellenprüfung stellte sie einen eigenen Linienriss her. Genau nach diesem würde die Gocherin gerne ihr eigenes Boot bauen und damit dann segeln.

(tref)
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