Stadt Kempen Mit Oldie auf Tour durchs Baltikum

Stadt Kempen · Markus Ginders und David Bernhard begeben sich auf die Rallye "Baltic Sea Circle". Der Kempener und sein Freund wollen den CO2-Ausstoß ihres Wagens durch eine eigens entwickelte App kompensieren.

 Markus Ginders (links) und David Bernhard mit ihrem 30 Jahre alten Passat vor dem Kempener Kuhtour. Am 18. Juni beginnt ihre Nordeuropa-Tour.

Markus Ginders (links) und David Bernhard mit ihrem 30 Jahre alten Passat vor dem Kempener Kuhtour. Am 18. Juni beginnt ihre Nordeuropa-Tour.

Foto: Lübke

Der Passat; Baujahr 1986, fällt allein schon durch seine zweifarbige Lackierung und die Porschefelgen auf. Aber der absolute Hingucker ist das Dach. Auf dem Youngtimer befindet sich ein Dachgepäckträger mit einer kunststoffrasenüberzogenen Platte, an der wiederum ein Spaten, eine Gießkanne und eine grün lackierte Holzkiste befestigt sind. Wobei in der Kiste, ebenfalls gut festgeschraubt, ein Blumentopf mit einem kleinen Buxbaum steht. "Ich CO2mpensiere" ist auf dem Wagen zu lesen.

Mit dem besonderen Fahrzeug haben die beiden Besitzer, Markus Ginders und David Bernhard, etwas ganz Spezielles vor. "Wir nehmen an der nördlichsten Rallye des Erdballs teil. Wir fahren bei der Sozialrallye ,Baltic Sea Circle' mit. Vor uns liegen 7500 Kilometer. Die Tour führt uns in 16 Tagen durch zehn Länder", sagt Ginders. Von Hamburg geht es über Stockholm auf die Lofoten zum Nordkap, nach Murmansk und über die baltischen Staaten zurück nach Hamburg.

GPS und Autobahnen dürfen nicht benutzt werden. Dazu kommt: Es gibt ein Roadbook mit skurrilen Aufgaben. Der Kempener und sein Freund aus Fulda nehmen aber nicht nur einfach an einer Rallye teil, die Beiden kompensieren zeitgleich den CO2-Ausstoß ihres Wagens. Der 30-jährige Ginders, der Umwelt- und Bioressourcen-Management an der Universität für Bodenkultur in Wien studiert, und der ein Jahr ältere Programmierer aus Fulda haben eine App entwickelt, mit der CO2 kompensiert werden kann. "Wir sind im vergangenen Jahr zusammen von Wien nach Istanbul mit dem Rad gefahren. 3211 Kilometer CO2-neutral. Dann sind wir auf die Rallye mit dem Charity-Charakter gestoßen und waren neben dem sozialen Gedanken von der zu fahrenden Tour begeistert", berichtet Ginders.

Mit dem generellen ökologischen Gedanken der Freunde war die Rallye, bei der neben einem Startgeld von den Fahrern auch eine Spende für ein soziales Projekt mitgebracht werden muss, eigentlich nicht vereinbar. Doch dann kam die Idee der App auf. "Die App rechnet den CO2-Ausstoß aus, den eine jeweils eingegebene Autofahrt verursacht. Und genau das kann kompensiert werden, indem man pro Kilometer einen selbst festgelegten Betrag für ein Klimaschutzprojekt spendet", erläutert Bernhard das Prozedere. Die Beiden wollen die Rallye-Teilnahme gleichzeitig nutzen, um den Lounch der App zu promoten, denn sie soll mit Rallye-Beginn am 18. Juni starten. Sie selber investieren das über "CO2mpensio" erlangte Geld in ein CO2-Kompensationsprojekt des Zentrums für Globalen Wandel der Wiener Universität für Bodenkultur. Bei dem dort laufende Klimaschutzprojekt kümmern sich Wissenschaftler und Studenten um die Aufforstung einer Brachfläche in Äthiopien.

Für die Rallye mussten sich die beiden Freunde aber zunächst erst einmal ein Auto anschaffen, wobei es eine Auflage ist, dass das Auto älter als 20 Jahre sein muss. "Wir haben uns in Kempen getroffen und das Internet durchforstet", erzählt Ginders. Erst sah es so aus, als wenn der richtige Wagen nicht zu finden wäre. "Wir haben uns unter anderem einen Peugeot angeschaut, der nach 200 Metern Probefahrt stehen blieb", erzählt Bernhard lachend. Dann aber entdeckten sie den 90 PS starken und mit einem G-Kat nachgerüsteten Passat in Wuppertal. "Als wir ihn nach Kempen fuhren, sind wir nach fünf Minuten direkt von der Polizei angehalten worden, weil der Wagen auch schon ohne den Aufbau einfach auffällt, zumal wir die Nummernschilder nicht ordnungsgemäß befestigt hatten", berichtet der 31-Jährige weiter. Mit dem Fahrzeug, das unter dem zum Projekt passendem Kennzeichen "KK CO 222" gefahren wird, ging es zunächst nach Münster, wo Ginders Bruder half, den Aufbau zu montieren und die Folien mit dem Logo des CO2-Projektes anzubringen. Dazu kamen Rallye-Lampen im Frontbereich. Beim Logo überlegten Ginders und Bernhard lange. Letztlich entstand ein großes C mit Baumscheiben und einem Reifen als äußerste Umrandung.

Auf den Rallye-Start am 18. Juni freuen sich die zwei Piloten schon sehr. "Unser Traum wäre es, wenn sich alle 200 Rallye-Teilnehmer an der CO2-Kompensation beteiligen würden und wir so viel Geld für das Aufforstungsprojekt zusammen bringen könnten", sagen die Beiden. Überhaupt hoffen sie, dass künftig Autofahrer ihre App zugunsten von Klimaschutzprojekten nutzen werden, um trotz Autofahren dem Klimawandel ein stückweit entgegenzutreten. Die beiden wollen dabei über ihre App noch weitere Klimaschutzprojekte neben dem der Wiener Universität anbieten, für die dann gespendet werden kann.

(RP)
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