Gemeinde Grefrath Musik pur ganz ohne Schnick-Schnack

Gemeinde Grefrath · Das Duo "Broom Bezzums" gastierte in der Grefrather Buchhandlung. Sie sind hervorragende Sänger und beherrschen die witzige Moderation. Zum Einsatz kamen unter anderem schottische Instrumente.

 Das Duo "Broom Bezzums" bot den Besuchern in der Grefrather Buchhandlung Musik hautnah. Die beiden sangen von gesellschaftlichem Engagement und prangerten Ungerechtigkeiten an - aber immer mit einem Augenzwinkern.

Das Duo "Broom Bezzums" bot den Besuchern in der Grefrather Buchhandlung Musik hautnah. Die beiden sangen von gesellschaftlichem Engagement und prangerten Ungerechtigkeiten an - aber immer mit einem Augenzwinkern.

Foto: kg

Es gibt immer wieder etwas ganz Besonderes zu hören im kleinsten Konzertsaal des Niederrheins: Wer zum Beispiel den einzigen Sea Shanty der Pfalz hören wollte, konnte dies am Montagabend in der Buchhandlung von Karl Groß tun. "Broom Bezzums" waren zu Gast in der Reihe "Kultur am Montag". Das Duo besteht aus zwei jungen Engländern, die sich in Deutschland seit vielen Jahren heimisch fühlen und die nicht nur ganz ausgezeichnete Multiinstrumentalisten, hervorragende Sänger, sondern auch noch äußerst sympathische und lustige Gesellen sind, die auch die Kunst der witzigen Moderation beherrschen.

Andrew Cadie, der viele Eigenkompositionen zu dem Programm beisteuert, beherrrscht das "Fiddle Singing", das Solo zur prächtig gespielten Geige, ganz ausgezeichnet, spielt außerdem gut Gitarre und stellte an diesem bemerkenswerten Konzertabend auch noch ein Instrument aus seiner Heimat in Nordostengland vor: das in Deutschland eher weniger bekannte Instrument der Northumbrian Small Pipe, eine Art Mini-Dudelsack. Ihm zur Seite steht der kongeniale Partner Mark Broomer, seit vielen Jahren erfahren im Tourneegeschäft, ebenfalls ein begnadeter Sänger, der neben der Gitarre auch die Mandoline zu spielen versteht und immer für ein Beispiel seines trockenen englischen Humors gut ist. An diesem Abend wurde bestes Hand- und Mundwerk geboten. Andrew Cadie hat übrigens das einzige Seemannslied in der Pfalz selbst komponiert und liefert auch ansonsten Beispiele für seine kompositorische Begabung: mit Songs, die den traditionellen Liedern von der Insel nachempfunden sind, und sogar einem Walzer, den er zu Ehren der Sängerin des Duos, Katie Doherty aus Newcastle, die in Grefrath nicht dabei war, zu deren Hochzeit schrieb.

"Broom Bezzums", haben sich den Namen nach einem alten Lied "By Broom Bezzums" ("Kaufe Ginsterbesen!") gegeben. Der Name passt aber auch bestens zum Programm des Duos, sind Ginsterbesen doch ein wenig stickelig und eignen sich gut zum Auskehren: Die beiden Engländer singen politische Lieder mit viel gesellschaftlichem Engagement, geißeln Ungerechtigkeiten auf der Welt und nehmen Themen auf, die sie aber nicht moralinsauer verpacken, sondern stets mit Augenzwinkern gestalten. Das Publikum, immer wieder zum Mitsingen eingeladen und aufgefordert, machte prächtig gelaunt dabei mit.

Geboten wurde ein Mix aus traditionellen Folk Songs, Eigenkompositionen und Instrumentalstücken, die man sich gerne anhört und die eigentlich zum Mitfeiern und Mittanzen einladen. Das konnte im komplett ausverkauften kleinen Buchladen aber aus Platzmangel höchstens im Sitzen geschehen. Zu Beginn hatte das Publikum Geduld bewiesen, denn das Konzert konnte nur mit Verspätung begonnen werden: Die beiden Sänger hatten mit ihrem Leihwagen einen Motorschaden auf der Autobahn, reisten deshalb erst auf die letzte Minute an und hatten nicht mal Zeit, ihr technisches Equipment zur Verstärkung aufzubauen. Das aber bekam dem Abend gerade ganz besonders gut, denn hier gab es Musik unplugged und ohne jeden Schnick-Schnack, und das war so ganz nach dem Geschmack des Publikums, das bei den Veranstaltungen von Karl Groß gerade die Kleinkunst so liebt. Der Veranstalter hatte die jungen Sänger mit einem Programm aus "Powerful New Folk" angekündigt, und die beiden zeigten dann auch ihre herrliche kraftvolle Folk Music, die sie auch bei großen Festivals wie dem Celtic Connections Festival in Glasgow vor Tausenden von Zuhörern spielen und singen.

Die BBC spielt die Stücke der beiden Sänger regelmäßig in ihren Radioprogrammen. Es war schön, die Engländer einmal live im kleinen Rahmen sozusagen hautnah zu erleben.

(jka-)
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