Stadt Kempen Musik zu Ehren Kaiser Karls des Großen

Stadt Kempen · Die Düsseldorfer Musikerin Stefanie Brijoux hat eine Messe für Karl den Großen transkribiert und mit ihrer Frauenschola einstudiert. Am Sonntag ist dieses außergewöhnliche Konzert in der Paterskirche zu erleben.

 Die Organistin Ute Gremmel-Geuchen und die Düsseldorfer Sopranistin und Scholaleiterin Stefanie Brijoux trafen sich zu einer Vorbesprechung auf der Orgel-Empore der Paterskirche in Kempen.

Die Organistin Ute Gremmel-Geuchen und die Düsseldorfer Sopranistin und Scholaleiterin Stefanie Brijoux trafen sich zu einer Vorbesprechung auf der Orgel-Empore der Paterskirche in Kempen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Die Musik ist rund 850 Jahre alt. Am zweiten Adventssonntag wird "In virtute tua" in Kempen eine Messe für Karl den Großen erklingen. Im Rahmen der Kempener Orgelkonzerte gastiert die Düsseldorfer Frauenschola "aura sonans" in der Paterskirche. Zwischen den Gesängen wird Ute Gremmel-Geuchen an der Orgel improvisieren. Das Konzert ist wirklich einmalig, nicht nur weil dieses Werk aus dem Aachener Dom zum ersten Mal in Kempen zu hören sein wird. Es handelt sich um "echt schöne Musik", verrät Stefanie Brijoux, die 2010 die Frauenschola "aura sonans" gründete und zu den Spezialisten für die Musik des Mittelalters zählt.

In der Frauenschola singen rund zehn engagierte Laiensängerinnen kirchliche Musik des 9. bis 13. Jahrhunderts. Begonnen haben die Frauen mit den Liedern von Hildegard von Bingen. Stefanie Brijoux ist aber ständig auf der Suche nach neuem "Material". Über die Suche im Internet wurde sie auf die Karls-Messe aufmerksam, entstanden aus Anlass seiner Heiligsprechung im Jahre 1165. Im Archiv des Aachener Doms sind noch Original-Unterlagen vorhanden. Die Düsseldorfer Sängerin fuhr nach Aachen und durfte vor Ort die alten Handschriften fotografieren. Zu Hause hat sie dann die Messe auf unsere heutigen modernen Notenlinien übertragen und mit der Schola einstudiert. Da jedoch nur die Tonhöhen festgeschrieben sind, muss sich jeder Chor die Tonlängen und damit die Melodien neu erarbeiten. Allein Neumen, grafische Zeichen und Symbole geben dazu Anhaltspunkte. Es handelt sich auch nicht um die erste Aufführung dieser alten Karls-Messe. Eine andere Schola hat sich bereits daran gemacht, doch Brijoux hat dieses Werk mit "aura sonans" neu erarbeitet. So gesehen ist ihre Version auch eine Uraufführung. Die zehn Frauen singen alle die gleiche Melodie, es gibt keine zwei Stimmen. Es macht aber gerade den Reiz dieser Musik aus, wenn die Frauen mit ihrem unterschiedlichen Timbre der Stimmen die Melodien singen.

Auch wenn die Gregorianik heute vielfach auf die liturgischen Gesänge in der katholischen Messe beschränkt wird, handelt es sich bei dieser Musik um den Ursprung der abendländischen Musik. Papst Gregor förderte bereits im 6. Jahrhundert Gesänge, die gleichzeitig schlicht wie kunstfertig erscheinen. Diese Melodien wurzeln in der Musik der alten Welt, also Rom, Griechenland, Syrien und Palästina. Sie gelangten über Byzanz ins Abendland, wo sie dann erneut bearbeitet wurden.

Jubel und Klage klingen dabei für ungeübte Hörer sehr ähnlich: ruhig, erhaben, fromm, himmlisch. Erst durch vielfaches Anhören entfalten auch die Gregorianischen Gesänge ihre Differenziertheit. "Traumhaft schön" soll die Messe "In virtute tua" am Sonntag in Kempen klingen. Meistens wurden bekannte Melodien variiert. Für die Karlsmesse erhielt die Mariensequenz einen neuen Text. Gesang wie Worte sind anonym, es gibt keine Angaben darüber, wer sie verfasst hat. Vertont wurde Psalm 21, einer der Königspsalmen. Die David-Verse wurden einfach auf Kaiser Karl den Großen übertragen und umgedeutet. Die Gesänge sind reine a-cappella-Stücke. Organistin Ute Gremmel-Geuchen, die "aura sonans" im Rahmen der Kempener Orgelkonzerte eingeladen hat, umrahmt die Gesänge mit Improvisationen auf der Orgel.

Stefanie Brijoux hat an der Folkwang-Hochschule Operngesang studiert. Schon während ihres Studiums wurde sie von Maria Jonas für das Ensemble "Ars Choralis Coeln" engagiert und entdeckte ihre Liebe zur Alten und mittelalterlichen Musik. Im Anschluss an ihr Studium bildete sie sich in der mittelalterlichen Musik fort. Heute wirkt sie als Sängerin in verschiedenen Formationen in Köln, das sich zu einem Zentrum für Alte Musik entwickelt hat. Sie hat zahlreiche Rundfunk- und CD-Aufnahmen gemacht.

(RP)
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