Stadt Kempen Musikklamauk mit einem blauen Auge

Stadt Kempen · Beim Auftritt der italienischen Komiker im Forum St. Hubert wurde einer der Künstler verletzt.

 Luca Domenica (links) und Danilo Maggio sind die "Microband". Trotz eines kleines Zwischenfalls war es ein grandioser Auftritt.

Luca Domenica (links) und Danilo Maggio sind die "Microband". Trotz eines kleines Zwischenfalls war es ein grandioser Auftritt.

Foto: norbert Prümen

Wenn, dann schon richtig und wegweisend. Zu den Klängen von "Pomp and Circumstance March No. 1" des britischen Komponisten Edgar Elgar, das alljährlich zur "Night of the Proms" in der Londoner "Royal Albert Hall" gehört, zog die italienische "Microband" am Montagabend im St. Huberter Forum ein. Danilo Maggio und Luca Domenicali waren im Rahmen der Reihe "Comedy & Kabarett" des Kempener Kulturprogramms gekommen, um den Kempenern "Klassik für Dummies" zu präsentieren.

Schon nach rund einer halben Stunde wurde aus dem wunderbaren Klamauk auf der Bühne aus einer gespielten kleinen Szene mit einer Rempelei der Musiker im Streit um die Instrumente bitterer Ernst. Denn Maggio verschwand mit knapper Entschuldigung von der Bühne. Da dachte noch jeder, dass gehöre zum Programm. Doch als Domenicali immer nervöser seinem Partner hinterher blickte, merkte jeder, dass hier etwas nicht stimmte. Helfer eilten hinter den Vorhang. Maggio hatte sich tatsächlich am Auge verletzt. Nach Eis wurde gefragt, Hektik machte sich breit, Unruhe im Saal. Dann wurde die Aufführung unterbrochen. Zu dem Zeitpunkt wusste keiner, ob dies nicht das Ende des bis dahin schönen Abends sein würde.

Aber die beiden italienischen Künstler sind Profis. Das Eis und die Pause reichten, dann tauchte Maggio mit den Worten "The Show must go on" wieder auf und die Beiden fingen da wieder an, wo sie aufgehört hatten. Belohnt vom großen Applaus des erleichterten Publikums.

Dummies kennt jeder als die Puppen, die für Crash-Prüfungen herhalten müssen. Der Duden beschreibt den Dummie als "jemand, der auf einem Gebiet nicht Bescheid weiß, der sich ungeschickt anstellt". Beides traf weder auf die Komiker noch auf das Publikum zu.

Gekonnt karikierten die beiden Italiener mit Gitarre, verschiedenen Geigen von normal groß bis klitzeklein, Flöten, Rasseln bis hin zu Luftballons als Instrumenten klassische Musik. Und das Publikum bewies, dass es sich darin ebenfalls auskennt. Dafür gab es immer wieder Anerkennung von den Künstlern. Denn bei fast jedem Stück konnten die Besucher der Aufforderung mit zu summen, zu klatschen oder mit den Fingern zu schnipsen folgen.

Mozart, Ravel, Monteverdi und andere bekannte Komponisten standen mit ihren Werken auf dem Programm. Aber bei den beiden Musikern entwickelten die Stücke ein Eigenleben. Die ganze Zeit über blieb die Violine bei Domenicali eine Kniegeige im wahren Sinne des Wortes. Er weigerte sich trotz aller Aufforderungen seines Kollegen, das Instrument dort zu spielen, wo es hingehört, nämlich unters Kinn gepresst. Aber die Geigen teilten sich auf einmal und jeder spielte auf einem Teil. Da wurde dann auch noch einmal, wie später dann häufiger, spontan aus der halben Geige ein Telefon. Mama in Italien musste doch Bescheid wissen. Und dann war auch noch Hollywood am Ohr.

Wie diese beiden Komiker es hinbekamen, mit verfremdeten, durchgeschnittenen oder angebohrten Instrumenten zu spielen, war grandios. Und es zeigte sich, dass wahre Profis selbst einer von zwei Zuschauern gespannten Saite noch Töne entlocken können. Einmal wurde der Bogen der Geige sogar zur Flöte. Ein Luftballon wurde zum Schlagzeug und im nächsten Augenblick mit Hilfe eines Infusionsschlauches zum Dudelsack. Aus allem ließ sich eines machen, nämlich Musik. Und dies bei allem Klamauk auf höchstem Niveau.

(sr)
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