Stadt Kempen Naturerlebnis für "Schattenkinder"

Stadt Kempen · Der Kinderschutzbund hilft Mädchen und Jungen, die kranke Eltern oder Geschwister haben. Sie haben es oft schwer im Leben und sollen einmal ein unbeschwertes Wochenende verbringen. Eine Spende macht das Projekt möglich.

 Bei der Spendenübergabe (v.l.): Margret Terhoeven, Hans-Bernd Schmitz, Daniela Medina und Martin Beyel.

Bei der Spendenübergabe (v.l.): Margret Terhoeven, Hans-Bernd Schmitz, Daniela Medina und Martin Beyel.

Foto: wolfgang kaiser

Wenn Kinder psychisch kranke Eltern oder behinderte Geschwister haben, ist ihr Alltag oft schwer. Sie kommen oft zu kurz, ohne dass dem Vater und der Mutter irgendwelche Schuld trifft. Man nennt sie "Schattenkinder", weil sie niemals im Mittelpunkt stehen, weil sich die Welt niemals nur um sie dreht. Ihnen möchte der Kempener Kinderschutzbund ein besonderes Erlebnis bescheren: Ein Wochenende in der Natur, frei von Stress und Alltagssorgen.

Da passte es hervorragend, dass der St. Huberter Hans-Bernd Schmitz zu seinem 60. Geburtstag auf Geschenke verzichtete und stattdessen um eine Spende für den Kinderschutzbund bat. Gestern überreichte er in der Geschäftsstelle am Spülwall stolze 1313 Euro. Freude bei Margret Terhoeven, Leiterin der Geschäftsstelle: "Damit können wir die Kinder in die Natur schicken und ihnen etwas bieten, das sie sonst nicht erleben."

Den betroffenen Kindern fehlt meist ein Ausgleich zu der prekären familiären Situation. Hinzu komme, so der Kinderschutzbund, ein Mangel an natürlichen Anregungen für Spiel und Freizeit als Alternative zu Fernsehen und Computer. Angesprochen für das Naturerlebnis-Projekt sind Kinder zwischen neun und elf Jahren, an sechs bis zehn Teilnehmer ist gedacht.

Schauplatz des Projekts ist Senden im Münsterland. Die Leitung haben die Wildnispädagogen Ralf Frese und Cornelia Musil. Hilfe bekommen sie von zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern. Das Gelände ist speziell für solche Zwecke ausgestattet. Es ist das erste Projekt dieser Art, das der Kinderschutzbund Kempen anbietet. Es soll aber nicht das letzte sein. So wären weitere Spenden durchaus willkommen, erste Kontakte sind bereits geknüpft. Schatzmeister Martin Beyel weiß aus Erfahren: "Unternehmen bezuschussen gern konkrete Projekte, weil sie dann darauf verweisen können, wo sie ihren Beitrag gelsiet haben."

Ganz wichtig ist dem Kinderschutzbund, dass es sich nicht um ein therapeutisches Konzept handel. Vorsitzende Daniela Medina: "Die Kinder sollen einfach mal zwei Tage nur Spaß haben." Man wolle an diesem Wochenende jedem teilnehmenden Kind das Gefühl geben, es sei der wichtigste Mensch der Welt, fügt Martin Beyel hinzu. Start nach Senden ist an einem Samstagmorgen. auf dem Programm stehen unter anderem geführte Wanderungen, Wahrnehmungsspiele, Bogenschießen, Basteln und Malen mit gesammelten natürlichen Materialien. Gekocht wird nach guter alter Sitte am offenen Feuer, das am gesamten Wochenende als zentrales Element fungiert.

Autolärmen hören die Mädchen und Jungen an diesem Wochenende garantiert nicht, dafür haben sie aber weder Badewanne noch X-Box zur Verfügung. Die Teilnehmer bekommen Schlafsäcke und Iso-Matten, damit alle gleich ausgestattet sind und soziale Unterschiede an diesem Wochenende keine Rolle spielen. Die Kinder übernachten in naturgerechten Zelten, Modell Tipi. Wobei Margret Terhoeven ein wenig beruhigt: "Das wird kein Dschungelcamp. Eklige Sachen muss bei uns garantiert niemand machen."

Der Kinderschutzbund hat sich seiner bisherigen Arbeit nicht speziell mit "Schattenkindern" beschäftigt. Er hat sich aber bereits unter anderem an Schulen, Beratungsstelle und Jungendamt gewandt, um Kontakt mit betroffenen Kindern zu knüpfen. Man kann sich aber auch direkt an den Kinderschutzbund, Spülwall 11 (im Familienzentrum Campus), Telefon 02152 51 99 24, wenden.

(RP)
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