Stadt Kempen Naturschützer in Sorge um "Tote Rahm"

Stadt Kempen · Die geplante Erdgasfernleitung "Zeelink" soll nach dem bisherigen Stand der Planung das Naturschutzgebiet im Schadbruch zwischen St. Hubert und Tönisberg durchqueren. Die Trassenführung wird in Kempen kritisch gesehen.

 Das Schadbruch mit dem Naturschutzgebiet "Tote Rahm" ist auch ein beliebtes Naherholungsgebiet in der Stadt Kempen.

Das Schadbruch mit dem Naturschutzgebiet "Tote Rahm" ist auch ein beliebtes Naherholungsgebiet in der Stadt Kempen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die geplante Erdgasleitung von der belgischen Grenze bei Aachen bis ins Münsterland beschäftigt - wie mehrfach berichtet - auch die Bürger in der hiesigen Region. Nicht nur Landwirte beklagen sich, weil ihrer Meinung nach die Entschädigungszahlungen, die der Energiekonzern Open Grid Europe (früher: Ruhrgas) aus Essen anbietet, ihrer Meinung nach in keinem Verhältnis zur Rendite der Investoren stehen. Auch die Trassenführung wird kritisch gesehen.

Das Planungsamt der Stadt Kempen hatte bereits vor einem Jahr bei einem Erörterungsverfahren erhebliche Bedenken vorgebracht, weil die Erdgas-Pipeline wertvolle Naturschutzgebiete in St. Hubert durchschneiden würde. So soll die von Open Grid Europe favorisierte Trasse - der so genannte Vorzugskorridor - unter anderem durch Wasserschutzgebiete in St. Hubert und das Naturschutzgebiet "Tote Rahm" zwischen Stendener und Tönisberger Straße verlaufen. Anfang Februar dieses Jahres hatte das Planungsteam von Open Grid Europe die geplante Trassenführung der Kempener Politik im zuständigen Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz vorgestellt. Die Bedenken der Stadtverwaltung, Politiker und der Naturschützer, vor allem der Ortsgruppe Kempen-St. Hubert-Tönisberg im Naturschutzbund (Nabu), konnten die Planer indes nicht zerstreuen, auch wenn sie für den sensiblen Bereich der "Toten Rahm" eine besonders aufwendige Bauweise ankündigten. So soll die Ferngasleitung in diesem Bereich nicht in offener Bauweise verbaut. Die Rohre sollen vielmehr in einer Art bergmännischem Vortrieb unter dem Feuchtbiotop verlegt werden.

Von Montag, 18. September, bis Dienstag, 17. Oktober, kommen die Planunterlagen für das gesamte "Zeelink"-Projekt nach Mitteilung der Bezirksregierung Düsseldorf in die so genannte Offenlage. Diese ist Teil des vorgeschriebenen Planfeststellungsverfahrens, das im kommenden Jahr abgeschlossen werden soll. In diesem Verfahren können Kommunen, Verbände, Institutionen und Bürger Einwendungen gegen das Bauvorhaben vorbringen. Gebaut werden soll die Pipeline übrigens in den Jahren 2019 und 2020. In Betrieb gehen könnte sie nach bisherigem Zeitplan Anfang 2021.

Der Nabu in Kempen bietet zu dem Bauvorhaben am Mittwoch, 20. September, eine Informationsveranstaltung an. Wilm-Thomas Korthauer von der Open Grid Europe stellt das "Zeelink"-Projekt ab 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in Kempen, Wachtendonker Straße, vor. Nach Angaben von Nabu-Sprecher Peter Jeske soll es inhaltlich um die Risiken und Chancen des Bauvorhabens für die Natur gehen - mit dem Schwerpunkt der Querung der "Toten Rahm". Dem Vortragsabend schließt sich am Freitag, 22. September, von 15 bis 18 Uhr eine Exkursion ins Naturschutzgebiet "Tote Rahm" an. Die Leitung hat Dr. Ansgar Reichmann, Chef der Biologischen Station Krickenbecker Seen in Nettetal. Treffpunkt ist an der Gaststätte "Waldschenke" in St. Hubert, Schadbruch 15. Die Exkursion wird von der Kreisvolkshochschule (VHS) gemeinsam mit der Nabu-Ortsgruppe und der Ökumenischen Umweltgruppe der Kempener Kirchengemeinde organisiert, die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldung erbeten bis 14. September beim VHS-Zentrum in Viersen unter Ruf: 02162 9348-0

(RP)
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