Stadt Kempen Neue Heimat in der Fremde gefunden

Stadt Kempen · Seit gut drei Wochen gibt es im Kempener Kinderheim St. Annenhof eine weitere Gruppe. In der Christophorus-Gruppe werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die nach Kempen kommen, betreut.

 Die Betreuer Karin Vennen, Peter Fischer, Elias Spinczyk und Laura Strothmann (v.l.n.r.) im Gespräch mit minderjährigen Flüchtlinge, die in der neuen Christophorus-Gruppe des St. Annenhofs in Kempen leben.

Die Betreuer Karin Vennen, Peter Fischer, Elias Spinczyk und Laura Strothmann (v.l.n.r.) im Gespräch mit minderjährigen Flüchtlinge, die in der neuen Christophorus-Gruppe des St. Annenhofs in Kempen leben.

Foto: Kaiser

"Es ist gut angelaufen", dieses Fazit zieht Peter Fischer, wenn er auf die vergangenen Wochen zurückblickt. Die Aussage des Bereichsleiters der Verwaltung vom Kempener Kinderheim St. Annenhof bezieht sich dabei auf ein neue Angebot der Einrichtung. Am 11. Oktober wurde die Christophorus-Gruppe eröffnet. Dort, wo zuvor die Tagesgruppe des St. Annenhofes ihr Zuhause hatte, leben jetzt unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Rahmen einer 24-Stunden- Begleitung.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind für die Mitarbeiter im St. Annenhof kein Neuland. Als die Flüchtlingswelle im vergangenen Jahr anrollte, kamen die ersten Anfragen der verschiedenen Jugendämter zwecks Unterbringung. "Vor dem Hintergrund der überraschenden Anfragen haben wir damals zunächst das Prinzip der Einstreuung genutzt", sagt Karin Vennen, Bereichsleiterin Pädagogik. Das eigens entwickelte Konzept sah vor, die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in bestehende Gruppen zu integrieren. Jede Gruppe im St. Annenhof nahm ein bis zwei Kinder oder Jugendliche auf. Insgesamt waren es zwölf junge Flüchtlinge im Alter von zwei bis 17 Jahren. Zu ihnen gehörte auch eine junge Frau mit ihrem zweijährigen Kind. Sie kamen aus Syrien, Afghanistan und Albanien.

Der Vorteil dieser Verfahrens war der, dass alle durch das alltägliche Leben in der Gruppe sehr schnell Deutsch lernten. Es gab aber auch den Nachteil, dass einige den Verlust ihrer Kultur als extrem empfanden, da sie rundum von deutscher Kultur umgeben waren. Da die Nachfrage nach Plätzen nicht zurückging, entschied sich der St. Annenhof, eine separate Gruppe einzurichten. Die Planungen für die Christophorus-Gruppe liefen an, wobei das bestehende Team auf die gemachten Erfahrungen zurückgreifen konnte.

Räumlich war schnell klar, dass sich das Haus An St. Marien 14 hervorragend für das Vorhaben eignet. Die bisher dort untergebrachte Tagesgruppe des St. Annenhofes zog ins Haus Franziskus um. Mit Unterstützung des Bistums Aachen, das ein Programm für die Schaffung von Wohnraum entwickelt hat, baute der Eigentümer, die katholische Kirchengemeinde St. Mariae Geburt, das Gebäude um. Sanitär und Elektrik wurden überarbeitet, zusätzliche Bäder und neue Fenster wurden eingebaut. Im Anschluss richtete der St. Annenhof das Haus ein.

Insgesamt sechs unbegleitete minderjährige Flüchtlinge finden in vier Einzelzimmern und einem Doppelzimmer Platz. Aktuell leben dort fünf Flüchtlinge, allesamt aus Guinea. Ein sechster Bewohner befindet sich aufgrund einer Nierenerkrankung noch in einem Krankenhaus. Die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren haben sich gut eingelebt, wenngleich es noch große Sprachprobleme gibt. Alle fünf sprechen französisch, einer beherrscht Englisch als Fremdsprache. Der Deutschunterricht innerhalb der Gruppe hat zwar bereits begonnen, aber die Kommunikation erfolgt in Englisch und Französisch. "Um uns gut austauschen zu können, nutzen wir zudem regelmäßig unsere Dolmetschermaschine", berichtet Karin Vennen. Über einen Bildschirm mit Webcam, entsprechende Software und Internetzugang kann über eine österreichische Agentur auf einen Dolmetscherpool zugegriffen werden. Mehr als 750 zertifizierte Dolmetscher für über 80 Sprachen stehen nach Anmeldung zur Verfügung.

"Wir gehen Schritt für Schritt vor. Was wir machen, wollen wir gut machen und es ist von Vorteil, wenn alles überschaubar bleibt", betont Peter Fischer mit Blick auf einen Ausbau der Arbeit mit minderjährigen Flüchtlingen. Der nächste Schritt ist jetzt ein ganz praktischer: Da die Kombination Küche-Wohnzimmer nicht besonders groß ist, soll im Keller ein zweiter Rückzugsraum entstehen. "Einen Kicker und eine Sitzecke haben wir bereits", sagt Sozialpädagogin Laura Strothmann.

(tref)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort