Stadt Kempen Neue Kunden durch das neue Medium

Stadt Kempen · Der Internethandel ist Fluch und Segen. Während einige Geschäfte klagen, dass die Kunden lieber am PC bestellen, nutzen andere den Onlineversand. Wieder andere werden kreativ, um besser zu sein als die Konkurrenz im Netz.

 Die örtlichen Werbe- und Interessengemeinschaften in der Region wollen den Kunden den Wert des Einzelhandels vor Ort näher bringen. Industrie- und Handelskammer, Einzelhandelsverbände und Rheinische Post unterstützen die Aktion. An den beiden Aktionstagen am kommenden Freitag und Samstag, 5. und 6. September, werden die Einzelhändler, die sich an der Aktion "Heimat shoppen" beteiligen, ihre Kunden mit einem einheitlichen Faltblatt informieren.

Die örtlichen Werbe- und Interessengemeinschaften in der Region wollen den Kunden den Wert des Einzelhandels vor Ort näher bringen. Industrie- und Handelskammer, Einzelhandelsverbände und Rheinische Post unterstützen die Aktion. An den beiden Aktionstagen am kommenden Freitag und Samstag, 5. und 6. September, werden die Einzelhändler, die sich an der Aktion "Heimat shoppen" beteiligen, ihre Kunden mit einem einheitlichen Faltblatt informieren.

Foto: nn

Stephan Bunse hat zwei Trümpfe in der Hand: guter Service und individuelle Beratung. "Klingt abgedroschen", sagt der Augenoptiker, "ist aber das Wichtigste beim Brillenkauf." Denn wenn eine Brille nicht sitzt oder nicht optimal auf die Sehstärke eingestellt ist, führt das zu Kopfschmerzen und Haltungsschäden, besonders am Arbeitsplatz. "Deshalb bieten wir auch spezielle Brillen für die Arbeit am PC an", erzählt der 51-Jährige.

 Der Kempener Augenoptiker Stephan Bunse setzt vor allem auf guten Service und individuelle Beratung.

Der Kempener Augenoptiker Stephan Bunse setzt vor allem auf guten Service und individuelle Beratung.

Foto: Kaiser

Dabei werde im Gespräch ermittelt, wie der Computerarbeitsplatz aussieht. Schaut der Brillenträger nur auf den Monitor, braucht er andere Gläser, als wenn er zwischendurch aus Vorlagen abliest oder oft aufschaut, weil er in regem Austausch mit Kunden oder Kollegen steht. Auch die Entfernung, die der Brillenträger zum Monitor hat, wird gemessen. "So können wir die Gläser perfekt auf den Arbeitsplatz einstellen", erklärt Bunse. Laut EU-Gesetz von 1996 gehört die Computer-Brille übrigens zur Büroausstattung und muss vom Arbeitsgeber bezahlt werden.

Auch Sportbrille ist beim Fachmann nicht gleich Sportbrille: "Zum Klettern brauche ich eine andere Brille als zum Radfahren." In einem Windkanal kann der Kunde im Geschäft testen, welche Brille etwa beim Radfahren, Segeln oder Skilaufen die Augen am besten vor den Winden schützt. "Das ist beim Internetkauf natürlich nicht möglich", sagt Stephan Bunse, der außerdem, anders als die Netzkonkurrenz, über das riesige Angebot an Gleitsichtgläsern aufklärt, einen Sehtest anbietet, der bis auf die 100stel Dioptrien genau misst und ein Video dreht, in dem der Kunde sieht, wie welche Brillenfassung an ihm wirkt.

Auch Dieter Schürhoff setzt auf Beratung, aber beim Hosenkauf spürt der Kunde letztlich selbst am besten, ob die Hose sitzt oder nicht. Deshalb hat der Geschäftsführer von "Jeans on" das Internet schon vor zehn Jahren für sich und sein Geschäft entdeckt. "Für mich ist der Onlineverkauf ein zweites Standbein", erzählt der 58-Jährige. "Die Kunden lassen sich drei, vier Hosen schicken, suchen das Passende aus und schicken den Rest zurück", schildert Schürhoff den Ablauf.

Über den Verkauf im Netz hat der Kempener sich einen ganz neuen Kundenkreis erschlossen. "Die Hosen gehen quer durch die Republik und nach Österreich." Einen dieser weit entfernten Kunden hat Schürhoff sogar mal kennengelernt. "Ein Mann ist 700 Kilometer gefahren, um hier Hosen anzuprobieren", erzählt der Geschäftsmann. Mit etlichen Fotos von sich in den unterschiedlichsten Hosenmodellen und einer Tüte voller Kleidung unterm Arm ist er wieder nach Hause gefahren.

Für Dieter Schürhoff stehen das Ladenlokal am Studentenacker und der direkte Austausch mit seinen Kunden aber immer noch an erster Stelle. "Ich bin seit 37 Jahren im Geschäft, täglich neun Stunden", erzählt der Händler, "meine Stammkunden kommen teilweise in dritter Generation. Mir würde etwas fehlen, wenn ich das aufgeben würde." Zumal, auch diese Erfahrung hat Schürhoff gemacht, die Männer, die bei "Jeans on" kaufen, den geübten Blick des Fachmanns zu schätzen wissen. "Ich sehe, welche Größe jemand braucht und welcher Schnitt passt." Diesen Service kann der Fachmann seinen Internetkunden freilich nicht bieten.

Auch Unternehmen, bei denen der Kunde es nicht vermuten würde, bieten ihre Waren im Netz an. "Wir verkaufen unsere Pralinen und die Schokoladenschuhe auch online", sagt Manfred Oomen vom Café Peerbooms am Buttermarkt. Allerdings, gibt der Geschäftsführer zu, sei das mit hohem Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden und bringe wenig ein. "Wir wollen jetzt stattdessen einen eigenen E-Bay-Shop eröffnen", erzählt Oomen, der grundsätzlich an den Onlinehandel als Ergänzung zum Direktverkauf glaubt: "Durch das Internet habe ich Kunden in ganz Deutschland gewonnen, die ich sonst nicht hätte." Den besonderen Duft aber, der die Kunden bei Peerbooms empfängt, den kennen die Internetkunden nicht.

(WS03)
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