Kempen Neuer Nistplatz für den Uhu

Kempen · Zwei Nisthilfen im Naturpark Schwalm-Nette sollen den größten Eulenvogel zum Brüten anlocken.

Kam ein Uhu geflogen, war es eine Sensation im Naturpark Schwalm-Nette. Mittlerweile wird der Uhu häufiger gesichtet. Nur mit der Brut klappt es noch nicht. Deshalb will die Biologische Station Krickenbecker Seen nun dem größten heimischen Eulenvogel unter die Flügel greifen: Zwei Nisthilfen sollen im Naturpark an Bäumen angebracht werden. Diese Eulenplattformen, finanziert vom Förderverein der Biologischen Station, werden jetzt für die Montage vorbereitet.

"Das ist schon ein imposantes Bild, wenn so ein großes Uhu-Weibchen in der Nisthilfe brütet. Wenn es sich duckt, sieht man von weitem nur noch die großen Federohren über den Kastenrand lugen", schildert Bernd Bäumer begeistert. Der Eulenexperte hat die flachen Holzkästen mit Stahlgestell, bestreut mit Rindenmulch, konstruiert. "Wir haben schon öfter erlebt, dass Uhus solche Nisthilfen annehmen und erfolgreich brüten", berichtet er von seinen Erfahrungen in benachbarten Regionen. Darauf setzt man nun auch in Krickenbeck.

Die große Eulenart mit den grell-orangen Augen und den markanten Ohrbüscheln war am Niederrhein wie in ganz Deutschland schon so gut wie ausgestorben. Seit den 1970er-Jahren jedoch breiten sich Uhus wieder aus - auch dank Auswilderungen aus Nachzuchten. Mittelgebirge wie Teutoburger Wald oder Eifel gelten mittlerweile als Uhu-Land, und zunehmend besiedeln die nachtaktiven Vögel auch das Flachland, brüten erfolgreich etwa im Kreis Wesel und in der Provinz Gelderland.

Nur im Kreis Viersen hat's noch nicht geklappt, Brutversuche rund um Nettetal in Gruben- und Kuhlenwänden am Grenzübergang Schwanenhaus und im Naturschutzgebiet Brachter Wald scheiterten. "Hier im Flachland versuchen sich Uhus, weil Felswände oder Steinbrüche als Brutplätze fehlen, auch als Bodenbrüter. Aber das kann kaum gut gehen", erläutert Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station. Warum Bodenbruten nicht klappen: "Wildschweine und Füchse sind Gefahren für Jungvögel am Boden, vor allem aber Spaziergänger und Radfahrer, die in Naturschutzgebieten nicht auf den Wegen bleiben, und Hunde, die verbotenerweise frei rumstreunen." Deshalb seien Uhus schon auf Kirchtürme im Kreisgebiet ausgewichen, die Brut indes gelang nicht.

Dabei ist der Uhu überall, wo er in städtischen Regionen und Kulturlandschaften brütet, bei den Menschen mehr als willkommen. Auch wenn er - wie die anderen Eulenvögel Kauz oder Eule - früher auch als Todesvogel galt, ist er inzwischen als erfolgreicher Taubenvertilger geschätzt: "Er ist ein bequemer Jäger. Er nimmt, was er kriegen kann, und bei Tauben oder Krähen hat er leichtes Spiel", erklärt Reichmann. Jungfüchse, Kaninchen, aber auch Igel stehen ebenfalls auf dem Speiseplan des Uhus. "Das wissen wir aus Gewöllen, aus ausgespieenen Nahrungsresten, die wir hier gefunden haben", sagt Peter Kolshorn von der Biologischen Station.

Woher allerdings die Uhus kommen, ist nicht immer nachzuvollziehen, zumal sie bei der Reviersuche nachts weite Strecken zurücklegen. So flog ein Uhu, dem man als Jungvogel einen GPS-Sender umgebunden hatte, von Maastricht über Mönchengladbach bis zum Braunkohlenrevier.

Doch woher die Uhus auch kommen mögen: Zwei ideale Nistplätze werden die Rieseneulen nun hier im Naturschutzgebiet des Naturparks Schwalm-Nette vorfinden. "Wir befestigen in diesen Tagen die beiden Eulenplattformen an geeigneten Bäumen", kündigt Bäumer an. Jetzt sind Hoffnung und Zuversicht gefragt: "Noch ist Balzzeit der Uhus. Vielleicht haben wir Glück und können schon im Frühjahr von der ersten Brut berichten", sagt Reichmann.

(RP)
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