Stadt Kempen Neues Konzept fürs Flüchtlingswohnen

Stadt Kempen · Angesichts der entspannten Situation bei den Asylbewerbern hat die Stadt Kempen ihre Baupläne für neue Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge reduziert. Am Schmeddersweg soll zunächst nur ein Neubau entstehen.

Es ist gerade mal zweieinhalb Jahre her, da überrollte Deutschland eine Welle von Asyl suchenden Menschen. Auch Kempen war davon betreffen, der Kreis Viersen räumte die Sporthalle des Rhein-Maas-Berufskollegs an der Kleinbahnstraße in einer Nacht-und-Nebel-Aktion leer. Sie wurde zur Notunterkunft für fast 300 Flüchtlinge. Auch die Via Stenden, das ehemalige SPD-Tagungszentrum im Wald an der Ortsgrenze von Kerken zu St. Hubert, wurde mit in Deutschland gestrandeten Menschen aus fremden Ländern belegt. Die Stadt Kempen blieb ansonsten von größeren Zuweisungen verschont, musste aber dann doch ein ehemaliges Banklogistikgebäude im Gewerbegebiet an der Peter-Jakob-Busch-Straße in ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge umfunktionieren.

Mittlerweile gibt es zwei Wohnhäuser am Schmeddersweg, in denen anerkannte Flüchtlinge leben. Im vergangenen Jahr entstand der Plan, gleich nebenan - zur Reithalle hin - zwei weitere Wohnhäuser errichten zu lassen. Nun wird dieser Plan abgespeckt. Wie Sozialdezernent Michael Klee am Donnerstagabend im Ausschuss für Soziales und Senioren mitteilte, will die Stadt am Schmeddersweg vorerst nur ein weiteres Wohnhaus mit etwa 56 Plätzen für anerkannte Flüchtlinge bauen lassen.

Dies entspricht auch den Wünschen der Politik, die - wie es CDU-Sprecherin Heike Höltken formulierte - am Schmeddersweg keine "Ghettoisierung" will. Denn gleich nebenan stehen bereits zwei Häuser mit bis zu 96 Plätzen. Im Übrigen will sich die Stadt die Fläche im Zuge der Planung eines neuen Stadtquartiers im Kempener Westen offen halten.

Geplant ist außerdem, die marode Flüchtlingsunterkunft am Neuenweg in Tönisberg durch einen Neubau an der Vluyner Straße zu ersetzen. Auch hier soll es - im selben Baustil wie am Schmeddersweg - ein Haus für 56 Bewohner geben. Die Pläne für die Neubauten am Schmeddersweg und an der Vluyner Straße stammen von dem Architekturbüro Richter aus Alpen am Niederrhein. Das hat bereits ähnliche Wohnhäuser in Neukirchen-Vluyn realisiert. Beide Projekte werden etwa 2,8 Millionen Euro kosten, Baubeginn soll in diesem Jahr sein.

Auch wenn auf den zweiten Neubau am Schmeddersweg nun verzichtet wird, so glaubt die Stadt, genug Wohnraum für Flüchtlingen im Stadtgebiet zu haben. Mit Stand vom 8. Januar dieses Jahres wurden 358 Flüchtlingen im Kempener Stadtgebiet versorgt.

Weil sich die Lage so entspannt hat, will die Stadt drei Übergangsheime stilllegen. Das Haupthaus am Hütterweg sowie die Unterkünfte in Voesch-Escheln und am Neuenweg in Tönisberg sollen künftig nur noch als Reserve für den äußersten Notfall vorgehalten werden. Aus der Politik gab es da auch am Donnerstagabend durchaus kritische Stimmen. Immerhin sind die Gebäude so marode, dass sie eigentlich nicht mehr belegt werden können. Dann solle man sie doch lieber gleich abreißen, hieß es. Dem hielt Dezernent Klee entgegen, dass es im Falle des Falles für Neubauten auf diesen Grundstücken nicht so schnell eine Baugenehmigung gebe, denn sie liegen jeweils im Außenbereich, der nicht für eine Wohnbebauung vorgesehen ist. Die bestehenden Gebäude seien seinerzeit mit einer zeitlich befristeten Genehmigung errichtet worden. Nicht verlängert wird der Mietvertrag für das ehemalige Kloster hinter der Heilig-Geist-Kapelle am Buttermarkt.

Gehalten wird die Unterkunft im ehemaligen Bankgebäude mit bis zu 150 Plätzen und das Haus Tönisberger Straße 89 mit 48 Plätzen. Mit den drei Häusern am Schmeddersweg und dem Neubau an der Vluyner Straße käme die Stadt auf 470 Plätze für Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge. Weitere Flüchtlinge sollen - wie bisher - in angemieteten Wohnungen im Stadtgebiet untergebracht werden.

(RP)
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