Stadt Kempen Neues Kunstzentrum an der Ellenstraße

Stadt Kempen · Neun Kempener Künstler starten ein ungewöhnliches Experiment. Sie verlegen ihre Ateliers in derzeit leer stehende Ladenlokale in der Altstadt. Sie beleben damit die Innenstadt auf besondere Weise.

Schon im Mai hatte der Kempener Künstler Wilhelm-Josef "WiJo" Heinen davon geschwärmt, die leeren Ladenlokale der Ellenstraße mit Kunst zu beleben. Damals war er ganz kurzfristig mit seinen Bildern in das leer stehende Ladenlokal des ehemaligen Küchenstudios in der von-Broich-Passage gezogen. Jetzt hat er Mitstreiter für seine Idee gefunden. Und Unterstützung vom Werberingvorsitzenden Armin Horst und der Vorsitzenden der Interessengemeinschaft der Ellenstraße, Angelika Jarren.

Nun nimmt das "Kunstzentrum Kempen" Gestalt an. Insgesamt sind es jetzt neun, die das Experiment wagen. Silvia Heimbucher beispielsweise ist mit Acrylmalerei mit gestalteten Oberflächen mit von der Partie. Aus den Niederlanden stammt Ida Winter, die ihre Bilder auf anthroposophische Gedanken stützt. Ludwig Baumeister ist aus Krefeld zu dem Kreis gestoßen. Er malt abstrakt und modern, wie er erzählt. Auch Werner Klaffke malt abstrakt. Markus Feist steuert großformatige Bilder bei. Günter Heimbucher ist mit Fotografien bei dem Projekt am Start. Heinen ist für seine farbenfrohen Bilder bekannt.

Ganz eine andere Richtung geben dem Ganzen zwei Frauen. Melanie Müller ist Knopfdesignerin, also mehr eine Kunsthandwerkerin. Und Mirabel Bielefeld wird in einem Ladenlokal Möbelklassiker in "barocker Eiche" und klassizistische Möbel ausstellen. Sie ist gerade von einem großen in ein kleines Haus umgezogen und muss sich von manchem Schätzchen trennen. Da kam der Antiquitätenhändlerin die Idee gerade recht.

WiJo Heinen hat seine Künstler durch Handzettel gefunden, die er ausgelegt hat. Und war über die Resonanz überrascht. Er hatte gefragt, wer mit ihm auf 400 Quadratmetern ein Kunstzentrum eröffnen wollte. Jetzt sind es halt neun Künstler und 700 Quadratmeter Ladenfläche, verteilt über mehrere Geschäfte. Diese Lösung finden alle sehr gut. Und sie werden nicht nur ausstellen, sondern die Läden mit Leben füllen. Dort wird nämlich auch gearbeitet. "Bei schönem Wetter könnte das auch draußen vor der Tür sein", sind sich die neun einig. Und "Langweilig wird es hier bestimmt nicht", so Heinen. Zumal der kleine Platz am Bärenbrunnen geradezu dazu einlade.

Als Ergänzung würden sie sich noch zwei oder drei Leute wünschen, die Skulpturen oder Objekte erstellen, das würde das Ganze abrunden. Und da es noch die Option auf ein weiteres 80 Quadratmeter großes Ladenlokal in der von-Broich-Passage gibt, könnte sich dort eine Malschule etablieren.

Natürlich kostet die ganze Angelegenheit auch Geld. Alle Künstler sind Mitglied in einer Gemeinschaft und zahlen einen Monatsbeitrag. Sie sind auch offen dafür, dass Künstler die nicht ihrer Gruppe angehören, in den Räumen ausstellen. Das allerdings dann gegen eine Gebühr in Höhe eines Monatsbeitrags.

Noch sind sie sich über die Öffnungszeiten der Ateliers nicht einig, da einige in anderen Berufen tätig sind und die Kunst nur als Hobby betreiben.

Wichtig ist den Künstlern: Alles was geschieht, wird gemeinschaftlich entschieden. Aber, so Mirabel Bielefeld, "wir helfen und unterstützen uns gegenseitig". So können bei geschlossenem Atelier Interessenten einfach eine Tür weiter gehen und bekommen von den dort anwesenden Künstlern die Tür aufgeschlossen.

(sr)
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