Gemeinde Grefrath Niers: Klimawandel sorgt häufiger für Hochwasser

Gemeinde Grefrath · Niersverband investiert Millionen in Regenrückhalteflächen und Klärwerke. Dadurch steigen die Beiträge.

In diesem Jahr ist der Niederrhein von einer Reihe von Unwettern getroffen worden: Der Niersverband, so teilte dessen Vorstand Prof. Dr. Dietmar Schitthelm jetzt in der Verbandsversammlung in Viersen mit, hat mit einer Auswertung von Messdaten der vergangenen Jahrzehnte die Frage nach dem Klimawandel in der Region untersucht. Das Fazit: Der Klimawandel ist auch am Niederrhein nachweisbar, denn in den vergangenen sechs Jahrzehnten ist die Temperatur hier um ein Prozentpunkt angestiegen. Die Summe aller Niederschläge hat sich zwar kaum verändert, deutlich ist aber ein Anstieg an lokalen Starkregenereignisse feststellbar.

Schitthelm erklärte, dass der Niersverband darauf bereits reagiert und mit seinem Masterplan ein Konzept entwickelt habe, mit dem die Folgen der häufigeren Hochwasserlagen gemindert werden können. Durch naturnahe Umgestaltung der Gewässer soll nicht nur das Umfeld des Flusses schöner gestaltet werden, sondern auch natürlicher Rückhalteraum geschaffen werden. So kam in den vergangenen acht Jahren etwa 70.000 Kubikmeter Rückhalteraum an der Niers dazu, weitere 350.000 Kubikmeter sind in Planung.

Neben den Maßnahmen gegen den Klimawandel zeichnen sich für den Wasserverband weitere Zukunftsaufgaben ab. Dazu gehören die Verringerung der Phosphorbelastung und das immer wichtiger werdende Thema Spurenstoffe. Es gelangen immer mehr Arzneimittelreste ins ins Gewässer. Ein großes Problem stellt die Belastung mit Stickstoff dar: Bei einer erlaubten Menge von 2,8 mg/l. besteht derzeit in der Niers eine tatsächliche Konzentration von 6 bis 7 mg/l. Auch das Nitratproblem besteht weiterhin trotz aller dagegen bereits getroffenen Maßnahmen.

Der Niersverband steht vor großen Investitionen: Allein in der Kläranlage in Mönchengladbach-Neuwerk sollen bis 2035 etwa 184 Millionen Euro investiert werden, wie Dr. Ulrich Otto, Abteilungsleiter Abwasser, in seinem Baubericht mitteilte.

Durch seine sehr gute Abwasserreinigung spart der Niersverband in diesem Jahr zwar rund eine Million Euro an Abwasserabgabe, dennoch werden die Abwassergebühren wohl um etwa zwei Prozent steigen. Im Übrigen muss der Verband jährlich mehr als 30 Millionen Euro Reinvestitionen für seine Anlagen bereitstellen. All diese Kosten führen - bei immer strenger werdenden gesetzlichen Anforderungen - dazu, dass die bisher moderaten Beiträge steigen: im Jahre 2017 nur um 1,91 Prozent, in den folgenden Jahren aber wohl um bis zu fünf Prozent. Der Beitragssatz des Niersverbandes liegt damit aber immer noch unter dem Satz von 1998. Das ist zwar aus Sicht des Verbandes erfreulich. Es gab bei der Abstimmung zum Wirtschaftsplan 2017 mit einem Gesamtvolumen von 160 Millionen Euro erste kritische Stimmen aus der Verbandsversammlung. Maik Giesen betonte, die Mitglieder aus Tönisvorst wollten zwar nicht dagegen stimmen, könnten dem Verband aber "keinen Blankoscheck ausstellen", man werde sich enthalten. Insgesamt gab es fünf Enthaltungen.

Der Niersverband will bei der Realisierung von Projekten künftig verstärkt aufs eigene Personal setzen. Das sei 20 Prozent kostengünstiger als wenn die Aufgaben extern vergeben würden. Die Technische Beigeordnete der Stadt Willich, Martina Stall, stellte dieses Vorgehen zwar nicht in Frage, machte aber kritische Anmerkungen zu den dafür notwendigen 24 neuen Stellen.

Im kommenden Jahr wird der Niersverband 90 Jahre alt. Dazu wird es neben Klärwerksführungen und Floßfahrten für die Öffentlichkeit auch eine Aufführung des Theaterstücks "Niersprotokoll" und eine Ausstellung im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath geben. Eine große Feier ist nicht geplant.

www.niersverband.de

(RP)
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