Stadt Kempen Notdienst: Patienten müssen nach Dülken

Stadt Kempen · Die ärztlichen Notdienstbezirke im gesamten Kreisgebiet werden ab dem 1. April zentral in Dülken zusammengefasst. Damit endet im Ostkreis für Kempen, Tönisvorst und Willich der ärztliche Notdienst der dort niedergelassenen Hausärzte. Gleichzeitig wird die Notdienstpraxis im Krankenhaus Nettetal in Lobberich geschlossen. Dessen Personal soll auf die zentrale Anlaufstelle für Patienten in Dülken übertragen werden.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) forderte schon länger aus Kostengründen, den Notdienst generell zu ändern. Es sollten größere Notdienstbezirke festgelegt und die lokale Präsenz in der Nacht abgeschafft werden. Außerdem werde so die Dienstbelastung für die Ärzte verringert. "Wir haben in den Diskussionen mit der KVNO versucht, das bestmögliche für die Patienten herauszuholen", erklärt in einer Pressemitteilung Dr. Günter Vosdellen. Er ist Organisationsleiter der Notdienstpraxis und Mitglied der Gesundheitsnetz Viersen (GNV) AG. Sie wurde von der KVNO mit der Organisation des Notdienstes betraut. Es sei verhindert worden, dass noch größere Regionen mit noch längeren Anfahrtswegen zugeschnitten wurde. Es war zeitweilig wohl sogar geplant, den Notdienst in Düsseldorf anzusiedeln.

Die jetzt präsentierte Regelung erspart Patienten weite Wege nicht. Wer in Tönisberg wohnt, wird auf der knapp 30 Kilometer langen Strecke sicherlich 40 Minuten unterwegs sein, bis er die Notdienstpraxis Dülken erreicht. Deutlich unbequemer wird es aber auch für Patienten aus dem Raum Grefrath, die bisher die Notdienstpraxis im Krankenhaus - sie ist nicht eine Einrichtung des Nettetaler Krankenhauses - in Lobberich aufsuchen können. Die Neuordnung berge auch Vorteile, erklärt das Gesundheitsnetz Viersen: Die zentrale Notdienstpraxis in Dülken befindet sich "fast in der Mitte des Versorgungsgebietes" und profitieren von der Verbindung mit dem St. Cornelius Hospital des AKH Viersen. So könnten Patienten von der Notdienstpraxis gegebenenfalls direkt an die Ambulanz des Krankenhauses weitergeleitet werden. Das ist in Nettetal bisher der Fall.

Dr. Jochen Post, Arzt am Nettetaler Krankenhaus und erst seit wenigen Monaten im Kammervorstand tätig, hat die Regelung als einziger abgelehnt. "Ich sehe das als Krankenhausarzt. So wird die Krankenhausambulanz künftig noch mehr als bisher aufgesucht, weil Patienten sich den Weg ersparen wollen. Ich fürchte auch, dass der Rettungsdienst künftig mehr in Anspruch genommen wird", erklärte er. Die Beratungen seien allerdings, als er hinzukam, so weit gediehen gewesen, dass sie nicht mehr zu beeinflussen waren. Patienten im Ostkreis profitieren davon, dass die Praxis die ganze Nacht erreichbar sein wird. Skeptisch beurteilt Post die Versorgung von mobilitätseingeschränkten Patienten. Es gebe zwar ein Fahrzeug - aber für rund 300 000 Einwohner. Trotzdem sei auch in der Nacht stets ein Arzt anwesend, da mindestens zwei Ärzte Dienstbereitschaft haben, erklärt die GNV.

(RP)
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