Stadt Kempen "Ook dat noch" - eine Kladde voller plattdeutscher Sprüche

Stadt Kempen · Jupp Pasch hat ein neues Buch herausgegeben. Es enthält über Jahre gesammelte Redewendungen. Der St. Huberter Mundartdichter weiß, dass die Zeit des Plattdeutschen so langsam vorbei ist.

Der St. Huberter Mundartdichter Jupp Pasch macht sich keine Illusionen. Er weiß, dass die Zeiten des Plattdeutschen vorbei sind - wahrscheinlich endgültig. In den 70er Jahren hat der heute 85-Jährige angefangen, plattdeutsche Redewendungen zu sammeln. Es waren Sätze und Sprüche, die er im täglichen Leben von meist älteren St. Hubertern zu hören bekam. Pasch hatte die Redewendungen in einer alten Kladde gesammelt, 350 waren es am Ende. Die Kladde fiel ihm kürzlich wieder in die Hände. "Fast wäre sie im Altpapier gelandet", sagt er. Sind sie aber letztlich doch nicht, sondern jetzt in Buchform erschienen. "Oook dat noch" heißt es und ist 64 Seiten dick.

Den Autor plagt der Gedanke, zur Gruppe der letzen Mundartsprecher zu gehören, als einer der letzten eine plattdeutsche Zunge zu haben: "Eine alte Redeweise kam mir heut' zu Ohren. Wenn ich sie nicht niederschreibe, geht sie bald verloren", schreibt Pasch eingangs seines neuen Buches. Es enthält, abgetrennt in zahlreiche Kapitel, etwa Weisheiten, Angeberei, Frauen und Redensarten. Wobei viele der alten St. Huberter Weisheiten von universaler Gültigkeit sind, auch über die Grenzen des Kendeldorfs hinaus. "Dä Mensch, dä nix wet, mäck sech ken Sorg." (Der Mensch, der nichts weiß, macht sich keine Sorge.) Wohl wahr und angesichts wachsender Ignoranz doch manchmal schwer erträglich.

Auch im alten St. Hubert drehte sich vieles um das Geld, der Mensch muss schließlich leben. Da gab es den Knauser, der nur sich etwas gönnt: "Dä Jiizzhals sin Beämbuck ös et Sparbuck" (Des Geizhalses Gebetbuch ist das Sparbuch.) Arme Leute haben ihren eigenes Stolz: "Li-ever ärm in Ihr als wie rieck en Schand." (Lieber arm in Ehren als reich in Schande.)

Früher verstanden alle Bewohner der Region diese und weitere Redensarten, so das keine Übersetzung notwendig gewesen wäre. Viel kamen auch mit dem Platt besser klar als mit dem Hochdeutschen. Alle sprachen miteinander in Mundart, Kinder wuchsen in einer Sprachzweiheit (Diglossie) auf, schreibt Jupp Pasch im Vorwort. Heute sei es so, dass ein Kind, wenn es eine plattdeutsche Redewendung von seinen Großeltern übernimmt, aufgefordert wird: "Sprich anständig!". Das klinge fast so radikal, als wollte man dem Kind die plattdeutsche Zunge amputieren. "Wä kallt, hät Reiht" heißt heutzutage "Wer redet, hat Recht." Dass die beste Krankheit nichts taugt, wussten bereits frühere Generation: "De beeste Kronkheet dööcht nix."

Diese Farbigkeit unserer Sprachenwelt werde fortschreitend vernichtet, bedauert Pasch. Angesichts dieser Entwicklung, die wohl nicht mehr zu stoppen ist, hat Jupp Pasch sich entschlossen, seine gesammelten Redewendungen zu veröffentlichen: "Vielleicht geraten sie dadurch bei einigen Menschen nicht in Vergessenheit". Wahrscheinlich drückt er es lieber in seiner geliebten Mundart aus: "Den Duo ös omesöös, mar hät kost et Leäwe." Als eine Art letzter Appell zur Erhaltung der Mundart wird an dieser Stelle bewusst auf eine Übersetzung verzichtet.

Das Buch "Ook dat noch" ist für 9,50 Euro im Kempener und St. Hubert Buchhandel erhältlich.

(RP)
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